Um das giftige Jakobskreuzkraut in seiner Verbreitung einzudämmen, hat sich das Landratsamt Waiblingen ein besonderes Konzept überlegt – und packt das Problem wortwörtlich auch an der Wurzel.
Eine Pflanze mit kleinen gelben Blüten macht den Behörden zu schaffen: das Jakobskreuzkraut oder Jakobskraut. Das Gewächs tritt in den vergangenen Jahren im Kreis verstärkt auch entlang der Straßen auf. Alle Pflanzenteile sind sowohl im frischen als auch konservierten Zustand vor allem für Pferde und Kühe sehr giftig. Da das Jakobskreuzkraut unzählige Samen hervorbringt, kann es sich leicht und schnell verbreiten. Auch landwirtschaftliche Futterflächen sind davon betroffen.
„Dieses Jahr ist das Jakobskreuzkraut etwas stärker auch auf den Grünlandflächen zu beobachten – insbesondere dort, wo das Gras zur Heubereitung witterungsbedingt erst sehr spät gemäht werden konnte“, teilt das Landratsamt auf Nachfrage mit. „Um das Problem einzudämmen, haben sich die Experten für Straßenbau, Landwirtschaft und Naturschutz im Landratsamt bereits im Jahr 2022 zusammengesetzt und gemeinsam ein Konzept erarbeitet, um das Jakobskreuzkraut in seiner Verbreitung einzudämmen.“ Dazu müsse die Samenbildung und -verbreitung verhindert werden.
Problem wird an der Wurzel gepackt
Der Straßenbetriebsdienst des Rems-Murr-Kreises hat hierfür sein Mähkonzept angepasst. Konkret bedeutet das, dass lange Abschnitte mit Jakobskreuzkraut mit einem speziellen Grünpflegemähkopf gemulcht und abgesaugt werden. „Dieser nimmt das Schnittgut besonders insektenfreundlich auf und verhindert das Aussamen von Pflanzen“, erklärt eine Sprecherin des Landratsamtes. „An hoch konzentrierten Stellen werden die Pflanzen händisch samt Wurzel entfernt und fachgerecht entsorgt.“
Diese Woche wurde beispielsweise an einer Kreisstraße mit den Mäharbeiten begonnen, insbesondere die Strecke zwischen Aspach und Kleinaspach sei mit am stärksten betroffen. Bis Mitte August sollen die Mäharbeiten voraussichtlich abgeschlossen sein. „Grundsätzlich geht unser Straßenbauamt Hinweisen zum Johanniskraut nach“, so die Sprecherin. „Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass Jakobskraut beispielsweise auch mit Johanniskraut verwechselt wird.“
Junges Jakobskraut ist am giftigsten
Das Gift in der Pflanze verursacht Leberschäden bei Tieren. Die jüngsten Pflanzen und die gelben Blüten sind dabei am giftigsten. Pferde und Rinder reagierten auf das Kraut empfindlicher als Schafe und Ziegen, warnt etwa die Gemeinde Kernen, wo ebenfalls gezielt Mähaktionen stattfinden. Besonders gefährlich für die Tiere sei die Zeit vor der Blüte, denn die jungen, besonders giftstoffreichen Blätter würden auf der Weide gefressen. Zur Blütezeit ist die Pflanze etwa einen Meter groß. Dann rührten die Tiere sie kaum noch an. Allerdings könne nach der Ernte getrocknetes Jakobskreuzkraut, welches sich im Heu oder in der Silage befinde, in der Fütterung problematisch werden. Es verliere zwar seine Bitterstoffe, das Gift bleibe aber erhalten.
Pflanzen nicht auf den Kompost werfen
Die Pflanze bevorzugt trockene, extensiv genutzte Standorte und ist aufgrund ihrer stark ausgeprägten Pfahlwurzel sehr resistent gegenüber Trockenperioden. Um das Jakobskreuzkraut zu bekämpfen, muss es mit Wurzeln ausgestochen werden. Die Entsorgung sollte nicht auf dem Kompost oder Misthaufen erfolgen, da sich nicht ausschließen lässt, dass sich das Jakobskreuzkraut mit der Ausbringung des Komposts oder Mists weiter verbreitet.
Da die Giftstoffe der Pflanze auch über die Haut aufgenommen werden können, empfiehlt es sich, zum eigenen Schutz bei der Arbeit Handschuhe zu tragen.