Die Rolle von Papst Pius XII. während des Zweiten Weltkrieges ist mit vielen Fragezeichen versehen: Nach Jahrzehnten des Wartens und Spekulierens, macht der Vatikan nun die Akten zugänglich.

Rom/Vatikanstadt - Ein Papst auf der Anklagebank: „Ein Stellvertreter Christi, der das vor Augen hat und dennoch schweigt, aus Staatsräson, der sich nur einen Tag besinnt, nur eine Stunde zögert, die Stimme seines Schmerzes zu erheben zu einem Fluch, der noch den letzten Menschen dieser Erde erschauern lässt: ein solcher Papst ist … ein Verbrecher.“ So sagt es der junge Pater Riccardo Fontana in Rolf Hochhuths Theaterstück „Der Stellvertreter“. Dem Drama, das 1963 zum ersten Mal Fragen nach der Haltung Pius‘ XII. gegenüber der Tötung von sechs Millionen Juden im Zweiten Weltkrieg aufwarf. Fragen, die teilweise bis heute unbeantwortet sind. Fragen, auf die es in den kilometerlangen Regalreihen des Vatikanischen Archivs Antworten geben könnte. Das Wort „geheim“ wurde zwar von Papst Franziskus erst vor kurzem offiziell aus dessen Namen gestrichen. Das „Vatikanische Geheimarchiv“ heißt nun korrekt „Vatikanisches Apostolisches Archiv“ – was die Sache aber nicht weniger geheimnisvoll macht.