Patrick Weissinger aus Esslingen hat als neuer Wasserball-Bundestrainer nicht viel Eingewöhnungszeit. Schon kurz nach seiner Berufung in das Amt geht es Schlag auf Schlag für ihn und die deutsche Auswahl.

Stuttgart - Für den ersten gemeinsamen Lehrgang mit seinen neuen Schützlingen ist keine große Anreise nötig gewesen. Denn von Samstag bis Dienstag hat der Schwabe Patrick Weissinger die Wasserball-Nationalmannschaft der Männer auf heimischem Terrain – im Untertürkheimer Inselbad und in Esslingen – zu mehreren Trainingseinheiten versammelt. Und auch der erste sportliche Dienstausflug mit Wettkampfcharakter ist bereits überstanden, wenngleich nicht ganz mit dem insgeheim erhofften Erfolg.

 

Ende Juni hat Patrick Weissinger das Amt des Wasserball-Bundestrainers als Nachfolger des Serben Nebojsa Novoselac übernommen. Und noch ehe der 42-jährige Esslinger eine komplette Trainingswoche mit seinem neuen Team absolvieren konnte, ging es gleich zum Vier-Nationen-Turnier nach Portugalete in Spanien. Dass die Auswahl des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) von dort mit einem Remis gegen Rumänien und zwei Niederlagen gegen Russland und das Team des Gastgebers zurückgekehrt ist, war für Weissinger nebensächlich. „Ich bin mit den gezeigten Leistungen durchaus zufrieden. Wichtig war für mich, dass ich meiner Mannschaft deutlich gemacht habe, was ich in den nächsten Monaten von jedem einzelnen Spieler erwarte – und dass wir begonnen haben, einen Teamgeist zu entwickeln“, sagt er.

Die Familie segnet den neuen Job ab

Bis September 2016 läuft der Vertrag, den der 279-malige Nationalspieler mit den DSV-Verantwortlichen geschlossen hat. Im Idealfall endet er direkt nach einer erfolgreichen Teilnahme am Olympiaturnier in Rio de Janeiro und wird dann verlängert. „Mir ist bewusst, dass ich nicht viel Zeit für eine Eingewöhnung habe, ein kompletter olympischer Zyklus von vier Jahren wäre besser gewesen, aber ich bin optimistisch, dass wir auch so eine Erfolgsgeschichte zusammen starten“, sagt Patrick Weissinger, der nach der eigenen aktiven Karriere bereits als Vereinstrainer des SSV Esslingen und als Jugend-Bundestrainer gearbeitet hat.

Auch wenn das Amt des Männer-Bundestrainers bei dem 42-Jährigen schon länger als mögliches Karriereziel im Hinterkopf verankert war, so musste er auf der Zielgeraden bei den Verhandlungen mit dem Verband doch noch einmal überlegen – und hätte um ein Haar fürs Erste noch abgesagt. Der Grund dafür ist die Familie mit Ehefrau und zwei Kindern im Alter von zwei und vier Jahren, für die in den nächsten Wochen und Monaten deutlich weniger Zeit bleiben wird als zuletzt. „Meine Frau hat ihre eigene berufliche Planung noch einmal einen Schritt zurückgefahren und ich habe das familiäre Okay bekommen, sonst hätte ich das nicht gemacht“, sagt Weissinger zu seinem durchdachten Sprung ins kalte Wasser.

Turnierstart im serbischen Nis

Das erste Pflichtprogramm wartet auf den den neuen schwäbischen Bundestrainer, der als Spieler an je fünf Europa- und Weltmeisterschaften sowie 2004 an den Olympischen Spielen teilnahm, beim Qualifikationsturnier für die Europameisterschaft. Wobei Ende September auf Malta die Schweiz, Polen und der Gastgeber keine allzu große Hürde darstellen dürften.

Richtig spannend wird es dann bei der Endrunde im Januar in Belgrad/Serbien, wo ein Platz unter den besten acht notwendig sein wird, um an der Qualifikation für Rio teilnehmen zu dürfen. „Es gibt einige Fachleute, die unsere Chancen auf Olympia bei zehn bis 15 Prozent sehen. Ich bin da deutlich optimistischer, wobei ich ganz klar sage, dass es kein Selbstläufer wird“, sagt Weissinger, der sein Team derzeit hinter den Topnationen Serbien, Ungarn, Kroatien und Montenegro etwa auf Rang fünf bis acht in Europa einstuft.

Am Dienstag hat sich Patrick Weissinger mit seinem Kader, zu dem auch Heiko Nossek, Hannes Glaser (beide SSV Esslingen) und Timo van der Bosch (SV Cannstatt) gehören, zum Turnier ins serbische Nis aufgemacht. Dort sind von diesem Mittwoch bis Sonntag auch einige Teilnehmer an der Weltmeisterschaft vom 26. Juli bis 6. August in Kasan (Russland) dabei, für die sich die DSV-Auswahl nicht qualifiziert hat.