Die Heminger Grundschule ist feucht, weil durch das Flachdach Wasser ins Innere dringt. Besorgte Eltern, Lehrer und Gemeinderäte drängen die Gemeindeverwaltung, dass endlich etwas passiert.

Hemmingen - Eberhard Kammerer versteht die Welt nicht mehr. Mit der Grundschule habe Hemmingen ein „so schönes Gebäude“ für aktuell 250 Kinder. Es wurde seit 2002 für mehr als fünf Millionen Euro etappenweise saniert, erst 2017 wurde der Schulhof neugestaltet. Umso weniger kann der Rektor nachvollziehen, dass die Gemeinde die „sehr gut ausgestattete“ Schule „so verkommen“ lässt. Damit meint der 65-Jährige das Gebäude 4, in dem die Drittklässler unterrichtet werden und in dem auch die Aula ist.

 

Schon seit Jahren tritt dort Wasser ein, wohl durch das Flachdach. Inzwischen ist das ganze Gebäude feucht, riecht modrig und muffig. Im Foyer haben sich an den Wänden zahlreiche Flecke gebildet. „Wir lüften ständig alle Zimmer. Einen Raum im Untergeschoss nutzen wir seit diesem Schuljahr trotzdem nicht mehr. Wir mussten die Möbel rausschmeißen. Die Lehrer weigern sich reinzugehen“, sagt Kammerer. Besuch zu empfangen, ist ihm unangenehm. Der Weg in die „wunderbare“ Aula führt durch das Foyer.

„Immer bloß geguckt“

Über den „schlimmen Zustand“ hat der Rektor die Gemeinde vor drei Jahren informiert. Die zuständigen Mitarbeiter hätten vor Ort aber „immer bloß geguckt“. Kammerer ist überzeugt: Wenn die Ursache für den Wassereintritt nicht gefunden und behoben wird, greift die Feuchtigkeit weitere Räume an. „Wir müssen verhindern, dass wir aus dem Gebäude ausziehen müssen“, sagt der Schulleiter.

Das finden auch die Gemeinderäte, die in ihrer jüngsten Sitzung über die feuchte Grundschule diskutiert haben. „Wenn wir die Schüler nicht in Container umsiedeln wollen, muss im Sommer endlich was getan werden“, sagt etwa Barbara von Rotberg (FDP). Sie moniert schon lange, dass bestehende Gebäude der Gemeinde, wie die Gemeinschaftshalle, vernachlässigt würden. Dadurch verschlimmerten sich die Schäden, die in einem „erheblichen Grad“ bestünden. Das lasse die Reparaturkosten unnötig steigen.

Den Bürgermeister ärgern die Vorwürfe. „Wir können uns nicht um alles gleichzeitig kümmern“, sagt Thomas Schäfer, der auf zu wenig Personal für zu viele Aufgaben im Bauamt hinweist. Um „Dinge mit Priorität“ kümmere sich die Verwaltung aber immer. Das Schulgebäude wolle man jetzt „richtig angehen“. Das sei „wichtig“ – wenngleich man derzeit noch über den Grund für den Wassereintritt rätsele. Bei der nächsten Prüfung werde neben der Solaranlage auch das Dach abgenommen.

Eltern kritisieren „Hinhaltetaktik“

Druck bekommt der Bürgermeister inzwischen auch von besorgten Eltern. Der Schulleiter Kammerer ist sich des „sensiblen Themas“ bewusst und will mit offenen Karten spielen. In der Schulkonferenz im Dezember hat er dem Elternbeirat die Flecke gezeigt. Die Beirats-Vorsitzende Heidi Beck ist daraufhin zu Thomas Schäfer gegangen. Die zweifache Mutter fürchtet besonders um die Gesundheit der Kinder, zumal ihre Tochter Pia im Klassenzimmer über dem geschlossenen Raum sitzt. „Einige Drittklässler sind immer wieder länger krank. Sie haben Husten, Schnupfen und Halsweh“, berichtet Beck. Zudem klagten „viele Kinder“ über Kopfschmerzen. Zwar sei nicht bewiesen, dass die Beschwerden von der Feuchtigkeit kämen, „aber vielleicht erkrankt doch mal ein Kind deswegen“, sagt Heidi Beck. Sie kritisiert die „Hinhaltetaktik“ der Gemeinde. „Seit drei Jahren machen wir an dem Thema herum, doch wir hören immer nur leere Versprechen.“ Bei der Sitzung des Elternbeirates im April werde der Wassereintritt der Hauptpunkt sein. „Wir müssen mehr Druck ausüben“, meint Beck. Sie hofft so auf ein schnelles Handeln der Gemeinde. Sonst werde sie als „allerletzte Lösung“ das Gesundheitsamt einschalten müssen.

Derweil hat manch ein Gemeinderat eine Vermutung, warum die Schule feucht ist. Jürgen Arnold (CDU) hat im Januar das Dach kontrolliert. Laut des Zimmerers müsse der Wassereintritt „mit den Wasser-Abläufen zusammenhängen“. „Die Schäden im Inneren treten im Bereich der Abläufe auf“, sagt Arnold. Wegen undichter Stellen bahne sich das Wasser seinen Weg an den falschen Stellen. „Die Solaranlage ist dieses Mal nicht schuld“, sagt Arnold. Die Anlage, deren Miteigentümer der CDU-Rat ist, wurde bei der Sanierung des Schuldachs vor zehn Jahren installiert. Wenig später drang Wasser durch das Dach, wofür die Solaranlage verantwortlich war.

Damit die Gemeinde künftig schneller auf Mängel an Gebäuden reagieren kann, plant sie, einen Mitarbeiter einzustellen, der den Bestand betreut. Der Gemeinderat will zunächst dessen Aufgaben formulieren, um die Stelle dann auszuschreiben. Dabei soll auch die personelle Entwicklung im Bauamt berücksichtigt werden.