Ein Mitglied des Gemeinderats kümmert sich um die Sanierung des maroden Schuldachs. Das erregt bei Vertretern der örtlichen Sozialdemokraten einigen Argwohn.

Hemmingen - Die gute Nachricht: Die Sanierung des Dachs der Hemminger Grundschule ist praktisch abgeschlossen. Erfreulich auch: die undichte Stelle wurde gefunden. Jetzt soll nur noch ein finaler Stresstest am Montag den Erfolg der Arbeiten belegen. Dennoch herrscht in der lokalpolitischen Szene alles andere als eitel Sonnenschein. Ein Mitglied des Gemeinderats, der Architekt Jörg Haspel, hatte nach dem Abgang des Ortsbaumeisters Josef Lang die Leitung der Sanierungsarbeiten übernommen und örtliche Handwerker engagiert. Was der SPD im Ort sauer aufstieß.

 

Den Einsatz Haspels (Freie Wähler) kritisiert der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, Michael Kogler, in einem Artikel in der „Raspel“, dem Informationsblatt der Sozialdemokraten. „Haspel hätte den Auftrag für die Gemeinde ablehnen müssen, wenn er seine Funktion als Gemeinderat einhalten will, etwa als Kontrollinstanz. Das ist eine interessante Verquickung“, sagt Kogler unserer Zeitung. Die vorgesehene Trennung zwischen Gremium und Verwaltung sei damit nicht mehr erkennbar. „Die Verwaltung hätte sich jemand anderen suchen und Herr Haspel hätte die Charakterstärke haben und Nein sagen müssen“, meint Kogler. Er bemängelt auch „unklare Vertragsverhältnisse“ und zu wenig Information durch den Bürgermeister.

„Brisante Verbindung“

Haspel hingegen stört sich an der Vorgehensweise der SPD. Neben dem Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU) hätten alle Mitglieder des Verwaltungsausschusses ihn darum gebeten, die Planung und Koordination der Sanierungsarbeiten zu übernehmen. „Auch die SPD. Das jetzt ist keine ehrliche und faire Art, miteinander umzugehen“, sagt Haspel. Zwar habe die SPD nicht Unrecht – „das ist eine brisante Verbindung, die ich selbst für schwierig halte“. Zunächst habe er das Angebot abgelehnt, sich dann Bedenkzeit eingeräumt – und den Auftrag schließlich Mitte April angenommen, nachdem das Gremium seine Bedenken ausgeräumt habe. „Jetzt ärgere ich mich, dass ich den Auftrag angenommen habe“, sagt Haspel. Eine Diskussion in der letzten Sitzung des Gemeinderats und seines Technikausschusses hat die Wogen bisher nicht geglättet – im Gegenteil.

Der SPD-Fraktionschef Wolfgang Stehmer kann die Aufregung nicht verstehen. Er fordere „lediglich eine hohe Transparenz“. Die sei nötig, wenn ein Gemeinderat für die Gemeinde tätig werde, schließlich gehe es um kommunale Gelder. „Transparenz fehlt hier aber“, sagt der Sozialdemokrat. „Ich gönne Herrn Haspel jedes Geschäft. Ich habe weder etwas dagegen, dass er den Auftrag ausführt, noch wollte ich im Gemeinderat den Eindruck erwecken, er habe sich angebiedert. Wir haben nur mehr Auskunft gefordert, bei den Konditionen oder der Bezahlung“, sagt Stehmer, der dabei vor allem den Bürgermeister in der Pflicht sieht. Derlei Informationen habe die SPD aber immer bloß auf Nachfrage erhalten – und stehe dann als der „böse Bube“ da.

Verwaltung wollte schnell reagieren können

Thomas Schäfer widerspricht den Vorwürfen – zumal das Auskunftsrecht des Gemeinderats immer bedient werde und die SPD bei der Auftragsvergabe nicht widersprochen habe. „Zudem wird sonst auch nicht jeder Auftrag hinterfragt“, sagt der Bürgermeister. Zwar verweist er in Bezug auf Haspels Funktion auf eine „Sondersituation“, er betont aber auch: „Es war wichtig, dass wir bei der Schule schnell reagieren konnten.“

Laut Haspel war die Hauptursache für die Feuchtigkeit in dem Bau für Drittklässler eine undichte Rohrleitung wegen falsch eingebauter Gummis. Das wurde zum Problem, weil ein Stück Styropor ein Rohr verstopft hatte. Das Wasser staute sich daraufhin und bahnte sich seinen Weg in die Schulwände. Ob das Flachdach wirklich dicht ist, soll am Montag spektakulär geprüft werden: Die Feuerwehr setzt dabei aus vollen Rohren das Dach unter Wasser. Dieses wird gefärbt sein und zunächst für eine Weile sieben Zentimeter hoch auf dem Dach stehen bleiben. „Dringt das farbige Wasser binnen ein bis zwei Wochen nicht ins Gebäude ein, ist alles in Ordnung – wovon ich ausgehe“, sagt Haspel, der schon an mehreren Schulsanierungen beteiligt war.

Ob er künftig wieder Aufträge der Gemeindeverwaltung annimmt, weiß er nicht. Das Rektorat und der Kindergarten auf dem Schulgelände haben feuchte Decken, weshalb dort wohl auch bald Handwerker anrücken müssen. „Ich will zunächst von der SPD eine öffentliche Distanzierung zu ihren Aussagen“, so Haspel. Dann sehe er weiter. Michael Kogler indes findet im Gespräch mit unserer Zeitung bereits beschwichtigende Worte: „Ich bin überzeugt, dass Haspel seine Arbeit gut macht. Wenn er das Problem am Schuldach behebt, sind alle froh.“

Termin Die Freiwillige Feuerwehr Hemmingen flutet am Montag, 14. Mai, das Dach der Grundschule. Um 19.30 Uhr geht es los.