Wasserstoff aus Ebersbach Wo aus Müll klimafreundliche Energie entsteht
Klimafreundlich soll künftig der Energieträger der Zukunft in Ebersbach an der Fils hergestellt werden, der Plan ist die Produktion von 100 Tonnen Wasserstoff im Jahr.
Klimafreundlich soll künftig der Energieträger der Zukunft in Ebersbach an der Fils hergestellt werden, der Plan ist die Produktion von 100 Tonnen Wasserstoff im Jahr.
Für Robert Nave, den Geschäftsführer des Technologie-Start-ups Green Hydrogen Technology (GHT) aus Augsburg, ist es eine „wahre Innovation“ und für den Ebersbacher Bürgermeister Eberhard Keller „ein Schritt, mit dem natürlich viele Hoffnungen verbunden werden“. In Zusammenarbeit mit dem Göppinger Entsorger ETG und weiterer Partner wollen die bayerischen Schwaben in Ebersbach eine Pilotanlage zur Erzeugung von Wasserstoff betreiben. Das Richtfest hat am Dienstag, 3. Dezember, stattgefunden, das Ziel der Kooperation ist die Erzeugung von klimafreundlichem Wasserstoff. Da der Energieträger aus Abfall erzeugt wird, der bisher verbrannt wurde, kann durch die Technik der Ausstoß von Kohlendioxid reduziert werden. Künftig sollen hier 100 Tonnen Wasserstoff pro Jahr entstehen – genug, um den Jahresbedarf einer Wasserstofftankstelle zu decken.
Es war die Aufgabe von Beate Schwarz, Geschäftsführerin der ETG, die zahlreichen Gäste auf dem Gelände des Unternehmens an der Ebersbacher Strutstraße zu begrüßen. „Wir sind stolz darauf, die erste Anlage hier bei uns am Standort umsetzen zu können und so unseren Beitrag für eine nachhaltige Wertschöpfungskette zu leisten“, sagte sie. „Ich sage immer, Energiewende ist Teamsport“, betonte Nave anschließend. „Ich glaube, dieses Projekt ist ein Paradebeispiel dafür.“ Die Anlage, die jetzt in Ebersbach aufgebaut wurde, ist zuvor in Loeben in Österreich erprobt worden, dort wurde sie seit 2022 getestet. Die Technologie ist so vielseitig, dass verschiedene Reststoffe eingesetzt werden können. In der Pilotanlage in Ebersbach soll im kommenden Jahr erst einmal mit Holzresten gestartet werden. Der Amtsleiter des Stuttgarter Umweltministeriums, Michael Münter, lobte die Akteure: „Ich muss mich bedanken, dass Sie trotz fehlender Landesmittel die Eigeninitiative ergriffen haben. Lassen Sie uns gemeinsam auf den Startknopf drücken, um die Wasserstoffwirtschaft in Ebersbach und der Region Stuttgart voranzubringen.“ Zwar gab es vom Land nichts, dafür jedoch von der Region: Bürgermeister Keller erinnerte daran: „4,3 Millionen Euro, das sind schon hohe Fördersummen, die da fließen, aber das Projekt ist es wert.“ Die Stadt habe selbst einen Bürgerbus und kommunale Fahrzeuge: „Hier sind wir natürlich offen für neue Technologien“, unterstrich der Rathauschef. Denn: „Die lokalen Wertschöpfungsketten müssen gestärkt werden.“Für die Region Stuttgart war deren Verbandsvorsitzender Rainer Wieland nach Ebersbach gekommen. Auch er brachte seine Freude zum Ausdruck: „Es freut mich besonders, dass sich hier ETG und GHT mit einem hohen Eigenanteil einbringen. Wir sind stolz darauf, diese Zukunftstechnologie hier voranzutreiben und damit einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit unserer Region zu leisten.“ Er plädierte dafür, auf verschiedene Technologien zu setzen: „Wir können es uns momentan nicht leisten, dass wir die Eier nur in einen Korb legen.“
GHT-Chef Nave sieht die Anlage in Ebersbach an der Fils als wichtigen Baustein: „Das Projekt hat dank der vertrauensvollen Zusammenarbeit und der Kraft aller Partner das Potenzial, ein wichtiger Player im Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu sein.“ Er hat keinen Zweifel, dass es ein Erfolg wird: „Wir werden dieses Projekt hinbekommen und wir werden noch viele weitere Projekte hinbekommen – heute in Ebersbach, übermorgen vielleicht in Indonesien, um die Müllberge zu bekämpfen.“
Unternehmen
Das 2020 gegründete Technologie-Start-up GHT aus Augsburg hat nach eigenen Angaben ein patentiertes Verfahren entwickelt, um aus nicht-recycelbaren Kunststoffabfällen und Biomasse klimaneutral Wasserstoff, Methanol oder Methan zu erzeugen. Das Verfahren basiert auf der einer neuartigen Flugstromvergasung bei Temperaturen von bis zu 1600 Grad und nutzt lokal verfügbare Rohstoffe als Ausgangsmaterial, um Wasserstoff zu Kosten von bis zu 1,5 Euro pro Kilogramm bereitzustellen.
Zielsetzung
Wasserstoff dezentral, nachhaltig und günstig herstellen – das ist das gemeinsame Ziel der Kooperation des Start-ups Green Hydrogen Technology (GHT), des Energiedienstleisters Rhein-Energie, des Wasserstoff-Lastwagen-Vermieters Hylane (DEVK-Gruppe) und des mittelständischen Recyclingunternehmens ETG.