Wasserwerfer-Prozess Nebenkläger will Kretschmann vorladen

Der Anwalt der Nebenklage möchte, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Wasserwerfer-Prozess schildert, wie er den "Schwarzen Donnerstag" erlebt hat. Kretschmann war im September 2010 Fraktionschef der Grünen im Landtag.
Der Anwalt der Nebenklage möchte, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Wasserwerfer-Prozess schildert, wie er den "Schwarzen Donnerstag" erlebt hat. Kretschmann war im September 2010 Fraktionschef der Grünen im Landtag.
Stuttgart - Gut möglich, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Stuttgarter Wasserwerfer-Prozess aussagen wird. Nebenklage-Anwalt Frank-Ulrich Mann kündigte am Mittwoch einen Beweisantrag an, der das Ziel verfolge, den Politiker im Landgericht anzuhören.
Kretschmann solle berichten, wie er den „Schwarzen Donnerstag“ am 30. September 2010 und den harten Polizeieinsatz gegen Stuttgart-21-Demonstranten im Schlossgarten erlebt hat. Er war damals noch Fraktionschef der Grünen im Landtag und hat den Einsatz beobachtet, bei dem weit mehr als hundert Menschen vor allem durch Pfefferspray aber auch durch Wasserwerfer verletzt wurden.
Kretschmann soll mit Rech telefoniert haben
Hintergrund sind die Aussagen eines damals verletzten Projektgegners am Mittwoch. Der heute 72-Jährige sagte, er habe Kretschmann im Schlossgarten aufgefordert, das Ganze zu stoppen. Der Politiker habe zum einen erzählt, dass seine Versuche gescheitert seien. Zum anderen habe er mit dem damaligen Innenminister Heribert Rech (CDU) telefoniert. Dieser habe ihm aber unmissverständlich klar gemacht, dass die Aktion aus zwingenden Gründen nicht mehr gestoppt werden könne. Hinter allem steht die Vermutung, die damalige Landesregierung von Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) könnte Einfluss auf den Einsatz genommen und die Polizei zur Härte angetrieben haben.
Zwei Polizeiführer von damals müssen sich seit Juni vor Gericht verantworten. Ihnen wird fahrlässige Körperverletzung im Amt vorgeworfen. Rechtsanwalt Mann vertritt in der Nebenklage einen Rentner, der damals sein Augenlicht nahezu komplett verlor. Der Prozess ist zunächst bis kurz vor Weihnachten terminiert.
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