Ein Teil des denkmalgeschützten Wasserwerks Berg muss der Erweiterung der Bundesstraße im Zuge des Umbaus des Leuzeknotens weichen. Die EnBW und die Stadt investieren in diesem Bereich 2,5 Millionen Euro in die Umstrukturierung und Modernisierung der Wasserversorgung.

S-Ost - Die Vorarbeiten für den Bau des Rosensteintunnels und den damit verbundenen Umbau des Leuzeknotens haben begonnen. Betroffen von den Vorbereitungen für das 200 Millionen Euro teure Bauprojekt ist auch die Stuttgarter Wasserversorgung. Deswegen wird im alten, denkmalgeschützten Wasserwerk Berg dieser Tage eine große Säge erwartet – eine Gebäudesäge.

 

Das Wasserwerk Berg ist für einen Teil der Versorgung der Landeshauptstadt mit Trinkwasser zuständig. Hier kommt vom Rotenberg her das Wasser der Landeswasserversorgung aus dem Donauried an und wird mit hohem Druck in die nördlichen, östlichen und zentralen Stadtbezirke der Landeshauptstadt gepumpt. Die übrigen, höher gelegenen Teile Stuttgarts bekommen ihr Trinkwasser von der Bodenseewasserversorgung. Sollte diese einmal ausfallen, kann über das Wasserwerk Berg eine Notwasserversorgung erfolgen (umgekehrt gilt das auch). Entsprechend mächtige Tanks und kräftige Pumpen sind Bestandteile des Wasserwerks in Berg.

Insgesamt werden 2,5 Millionen Euro investiert

Allerdings ist die Bundesstraße 10/14 dem 1880 errichteten Teil des Wasserwerks schon lange ganz dicht auf die Ziegelsteine gerückt. Die Fahrbahn in Richtung Esslingen führt schon jetzt so nahe an der einen Ecke des alten Maschinengebäudes vorbei, dass nicht einmal mehr Platz für einen schmalen Durchgang ist. Die Betonwand, die die Fahrbahn begrenzt, stößt sozusagen direkt an die Hausecke.

Im Zuge des Umbaus des Leuze-Knotens und der damit verbundenen Erweiterung der B 10/14 genau in diesem Bereich muss diese Ecke des Maschinenhauses jetzt weichen. Mit einer großen Gebäudesäge soll dieser Gebäudeteil ab heute schräg abgetrennt und dann abgerissen werden. Damit verbunden sind umfangreiche und zum Teil komplizierte Arbeiten an Pumpen, Rohrleitungen und Wassertanks. Insgesamt werden in dem Bereich rund 2,5 Millionen Euro in die erforderlichen Umbau- und Umstrukturierungsmaßnahmen investiert. Die Denkmalschutzbehörde hat dem teilweisen Abriss bereits zugestimmt.

Der neue Notbehälter fasst 450 Kubikmeter Wasser

Bei der EnBW ist Steffen Greger der zuständige Gesamtprojektleiter. „Das ist eine sehr spannende Aufgabe“, sagt er und erklärt den immensen Aufwand, der für den nach außen eher klein erscheinenden Abriss betrieben werden muss. In dem Gebäudeteil, der entfernt wird, standen bisher fünf Trafo-Anlagen, die die großen Wasserpumpen mit Strom versorgten. Künftig werden dank moderner Technik und neuen Strom sparenden Pumpen nur noch zwei dieser Trafos benötigt. Die anderen können entfernt werden.

In dem vom Abriss nicht betroffenen Teil des Maschinengebäudes waren bisher die großen Pumpanlagen eingebaut. Diese wurden inzwischen entfernt und durch moderne Pumpen in einem benachbarten Gebäudeteil ersetzt. Dort, wo bisher die Pumpen waren, wird künftig ein riesiger, 450 Kubikmeter fassender Notwasserbehälter stehen, der vom Betonboden bis dicht unter die Dachkonstruktion reichen wird. Dieser neue Behälter wird den bestehenden, unterirdischen Tank ersetzen, der ebenfalls wegen der Straßenerweiterung künftig nicht mehr nutzbar sein wird.

Eine Spur der Bundesstraße wird gesperrt

Diese Notwasserbehälter sind für den – hoffentlich nie eintretenden – Fall vorgesehen, dass einmal die komplette Wasserversorgung der Landeshauptstadt ausfällt. Dann würden die Behälter mit Wasser aus dem Grundwasser oder aus den Leuzequellen gefüllt. Von dort aus würde das Wasser ins Netz gepumpt. Dieses Wasser müsste aber – wie auch das Wasser aus den vielen über das Stadtgebiet verteilten Notbrunnen – vor Gebrauch abgekocht werden.

Eine weitere Schwierigkeit des Bauprojektes ist, dass das Maschinengebäude komplett mit alten Gewölben unterkellert ist. Diese müssen nach dem Abriss erst verfüllt werden, bevor die neue Straße auf der Fläche gebaut werden kann.

Wegen der unmittelbaren Nähe zur Fahrbahn muss zumindest eine Spur der B10/14 während der Abrissarbeiten für den Verkehr gesperrt werden. Dies darf nach den Vorgaben der Stadt nur an Wochenenden, aber nicht während des Volksfestes oder bei einem Heimspiel des VfB geschehen. Der genaue Termin soll rechtzeitig bekannt gegeben werden.

Zu dem Gesamtprojekt gehört noch eine weitere Baustelle in der nahen Nißlestraße. Dort müssen zum einen unterirdische Betriebsräume für den erweiterten Leuzetunnel inklusive der Feuerlöschversorgung für den Tunnel gebaut und fünf bestehende große Wasserleitungen gesichert werden. Diese Leitungen sollen einen Stahlmantel bekommen und mit Betonplatten versehen werden, um sie vor Beschädigungen zu schützen.

KOSTEN UND ZEITPLAN

Zeitplan
– Die Abbauarbeiten auf dem Gelände des Wasserwerks Berg haben bereits vor einigen Wochen begonnen. Das Baufeld für den neuen Straßenverlauf soll bis 1. Dezember geräumt sein, sodass dann die Arbeiten an der Straße in dem Bereich beginnen können. Die Umbauarbeiten im Maschinengebäude und in der Nißlestraße sollen voraussichtlich bis April 2014 abgeschlossen sein.

Kosten
– Die Kosten für den Umbau auf dem Gelände des Wasserwerks werden auf 1,1 Millionen Euro veranschlagt. Dieser Betrag wird von der Stadt als Verursacherin übernommen. Für Pumpen, Rohrleitungen und Technik investiert die EnBW im Wasserwerk weitere 900 000 Euro. Die Arbeiten in der Nißlestraße kosten die EnBW 500 000 Euro, ein Teil davon wird rückerstattet.

Mineralbäder
– Auch im Bereich der Mineralbäder laufen seit Mitte August Vorarbeiten für den Umbau des Leuzeknotens. Dort muss die Stuttgarter Straßenbahnen AG im Abschnitt zwischen den Haltestellen Mineralbäder und Wilhelma die Stadtbahngleise um einige Meter in Richtung Rosensteinpark verschieben. Der erste Bauabschnitt soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. and