So was gibt es bisher nirgends in der Region: Die mechanischen Zähler haben ausgedient.

Weil der Stadt - Ein freundliches Klingeln an der Haustür, ein kurzes Schwätzle und dann der gemeinsame Gang in den Keller. Bisher machen sich alljährlich Wasser-Ableser von Haus zu Haus, um den Stand der Wasseruhren zu notieren.

 

Das könnte in Weil der Stadt bald Geschichte sein. Die Stadt will sämtliche 5800 Wasseruhren im Stadtgebiet austauschen und durch Geräte ersetzen lassen, die den Wasserstand per Funk vermelden. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat gefasst, die Kämmerei im Rathaus prüft jetzt die Formalitäten.

Käme dies so, wäre Weil der Stadt Vorreiter auf diesem Gebiet. „Mir sind, was den Kreis Böblingen oder die nähere Umgebung anbelangt, keine Kommunen bekannt, die das schon umgesetzt haben“, sagt der Kämmerer Ulrich Knoblauch. In Bayern oder im Rhein-Neckar-Bereich seien die modernen Wasseruhren schon mehr verbreitet.

Weil der Stadt sattelt doppelt um

Ein Austausch der Wasserzähler hätte in den Jahren 2018 und 2019 ohnehin angestanden. Die bisherigen mechanischen Zähler halten nur sechs Jahre lang, dann verlieren sie ihre Eich-Gültigkeit. In zweifacher Hinsicht will Weil der Stadt nun umsatteln. Die neuen Uhren sollen nämlich nicht mehr mechanisch, sondern elektronisch zählen. Damit halten sie länger. „Wir gehen davon aus, dass sie eine Eichfrist-Verlängerung bekommen und damit zwölf Jahre halten“, nennt Knoblauch den Vorteil. Da es die Geräte erst seit etwa sieben Jahren gibt, könne das zwar noch niemand vorhersehen. Die Stadt will der Firma, die die Geräte einbaut, aber eine entsprechende Garantie abverlangen. Die neuen Geräte sind zwar teurer, aber nicht doppel so teuer – damit rechnen sie sich unterm Strich.

Die zweite Änderung der neuen Zähler werden mehr Weil der Städter bemerken – die Funkfunktion. Die Wasseruhr sendet den Wasserstand per Strahlen, der WasserAbleser muss dann nicht mehr in jeden Keller hinabsteigen. Es reicht, wenn er mit entsprechenden Empfängern langsam durch die Straßen fährt. „Damit bekommen wir die Daten auf elektronischem Weg in unser System“, erklärt Ulrich Knoblauch.

Dadurch sinke die Fehlerquelle. Denn die Bearbeitung von Unstimmigkeiten binde im städtischen Steueramt derzeit in jedem Frühjahr massiv Personal. „Die Kollegen wissen in dieser Zeit nicht, wo ihnen der Kopf steht“, berichtet der Kämmerer.

Daher sei man im Rathaus vor der Grundsatzentscheidung gestanden: Entweder stellt man mehr Personal ein – was am Ende alle Gebührenzahler finanzieren müssen. „Oder wir stellen auf eine innovative und effiziente Variante um, die es uns erlaubt, ohne zusätzliches Personal diese Dinge zu stemmen“, erklärt Knoblauch.

Kritik an Elektrosmog und Datenschutz

Das führt auch zu Kritik. Das erhöhe den Elektrosmog, hatte Frank Schwietert in unserer Zeitung zuletzt in einem Leserbrief kritisiert. „Zweitens verletzt der Einbau dieser Uhren das Recht auf informationelle Selbstbestimmung“, schrieb er.

„Wir nehmen Kritik sehr ernst“, sagt der Kämmerer Ulrich Knoblauch dazu. Beim Elektrosmog sei man aber weit entfernt von allen Grenzwerten. Und WLAN-Sender oder Handy senden 10 bis 100-mal so viele Strahlen aus. Für Fachleute: Die Wasseruhren senden 8 bis 25 Milliwatt aus, ein WLAN-Gerät 100 bis 200 Milliwatt.

Auch beim Datenschutz halte man alle Gesetze ein, verspricht der Kämmerer. „Wir werden zwar den Wasserversorgungssatz ändern“, sagt Knoblauch. „Da werden wir uns aber an einen bayerischen Vorschlag halten, die auf diesem Gebiet schon weiter sind.“ Die bayerische Formulierung sei datenschutzrechtlich geprüft.

Dennoch will die Stadt eventuell auf die Kritik eingehen. „Wir beschäftigen uns derzeit mit der Frage, ob es möglich ist, bei Einzelnen noch mal die herkömmlichen Wasserzähler einzubauen“, sagt Knoblauch. Dort müsste dann auch weiterhin der menschliche Ableser vorbeikommen – und in den Keller hinabsteigen.