Der Tagesthemen-Moderator Tom Buhrow ist einer von drei Kandidaten, die Monika Piel beerben wollen – und gilt als Favorit der Runde. Nächste Woche entscheidet der Rundfunkrat des größten ARD-Senders.

Stuttgart - Die Intendantenkür beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) wird zum Dreikampf: Der „Tagesthemen“-Moderator Tom Buhrow, der Radio-Bremen-Intendant Jan Metzger und Stefan Kürten, Direktor bei der Europäischen Rundfunk-Union (EBU), stellen sich am 29. Mai vor dem Rundfunkrat zur Wahl. Ruth Hieronymi (CDU), die Vorsitzende des Aufsichtsgremiums, bestätigte am Mittwoch, dass sich die Findungskommission auf dieses Trio geeinigt habe. Es gebe keine Empfehlung; alle drei Bewerber seien nach Meinung der Kommission qualifiziert, den WDR zu leiten. Sie könnten glaubhaft „den Anspruch des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf ein Programm von hoher Qualität“ vertreten und umsetzen.

 

Der Posten des WDR-Intendanten ist einer der mächtigsten in der deutschen Medienszene: Die Kölner Landesrundfunkanstalt ist mit einem Etat von 1,4 Milliarden Euro und 4100 Beschäftigten der größte ARD-Sender und auch der größte Zulieferer für das Fernsehgemeinschaftsprogramm Das Erste. Die Intendantin Monika Piel hatte Ende Januar angekündigt, ihr Amt aus persönlichen Gründen vorzeitig aufzugeben. Am 1. Mai übernahm ihre Stellvertreterin, Eva-Maria Michel, kommissarisch. Nun ist klar, dass die WDR-Justiziarin Monika Piel nicht beerben wird.

Michel hätte gewollt, andere nicht: Die Findungskommission handelte sich einige Absagen ein. Von den Chefredakteuren Giovanni di Lorenzo („Die Zeit“) und Peter Frey (ZDF) sowie vom Intendanten des Saarländischen Rundfunks (SR), Thomas Kleist. Es sah eine Weile nicht so aus, als würden sich Topmanager aus der Branche um den Job reißen. Allerdings hatte es auf eine Stellenausschreibung mehr als dreißig Bewerbungen gegeben, darunter nach Medienberichten auch die von Stefan Kürten. Die Vorschläge Buhrow und Metzger kamen demnach aus dem Kreis des Rundfunkrates selbst.

Buhrow wäre die populärste Lösung

Der 54-jährige Tom Buhrow wäre die populärste Lösung, aber auch die riskanteste, denn der „Tagesthemen“-Moderator hat keine Erfahrung als „Anstaltsleiter“ und Kopf eines milliardenschweren Medienunternehmens. Für ihn spricht jedoch die Kenntnis des Hauses: Der in Troisdorf bei Köln geborene Buhrow begann seine Rundfunkkarriere 1985 als WDR-Volontär und war eine Zeit lang Chef vom Dienst beim Regionalmagazin „Aktuelle Stunde“.

Journalist ist auch Jan Metzger. Der gebürtige Bonner kam über den Hessischen Rundfunk zum ZDF, wo er zuletzt Leiter des „heute-journals“ war, eher er im Mai 2009 zum Intendanten von Radio Bremen gewählt wurde. Dort versucht der 57-Jährige sich mit schmalem Budget als Modernisierer und Förderer junger, experimenteller Formate.

Weniger bekannt, aber keineswegs Außenseiter ist der Jurist Stefan Kürten: Für ihn sprechen seine Management-Erfahrung und seine internationalen Kontakte. Der 53-jährige gebürtige Düsseldorfer hat sich in seiner Zeit beim ZDF (1989– 2001) und bei der Europäischen Rundfunkunion (seit 2001) vor allem mit Programm- und Sportrechten beschäftigt. Seit 2009 ist er „Sports & Business“ bei der in Genf ansässigen EBU, einem Zusammenschluss von 74 öffentlich-rechtlichen oder staatseigenen Sendern, der auch den Eurovision Song Contest veranstaltet.