Selten erlebt Stuttgart echte Musicalpremieren. Mit dem Comeback von „We Will Rock You“ aber will die Stage Entertainment die Show auf ein „neues Level“ heben. Die Preview überzeugt.
Welches Wort beschreibt am besten eine Begeisterung, die sich kaum noch steigern lässt? Stephan Jaekel, der aus Hamburg angereiste Unternehmenssprecher der Stage Entertainment, muss nicht lange überlegen. Bei der Vorstellung des neuen Erstbesetzung-Trios von „We Will Rock you!“ sagt er deshalb kurz und prägnant: „Die Musik von Queen ist zeitlos geil!“
Damit ist alles gesagt Geil, geiler, Queen! Der Megahit „Bohemian Rhapsody“ ist 1975 als Mini-Oper erschienen – und sorgt genau 50 Jahre später immer noch für Gänsehaut. Auch the Next Generation liebt Freddie Mercury!
Musicalbegeisterung ist in Stuttgart sehr groß
Der 2018 erschienene Kinohit unter diesem Titel hat den Klassikern von Queen eine neue und junge Fan-Community beschert. Für die Stage Entertainment ist es deshalb „wieder an der Zeit für eine ordentliche Rockshow in Stuttgart“. Es hat lange gedauert, bis sich die Musicalmacher Anfang des Jahres entschieden haben, was auf Disneys „Tarzan“ (wechselt nach Hamburg) im Stage-Palladium-Theater folgen soll.
Über ein Comeback von „Wicked“ hatten die Verantwortlichen der Stage nachgedacht sowie über eine echte Deutschland-Premiere mit „Back to the Future“. Das Londoner Musical nach dem Hollywood-Hit „Zurück in die Zukunft“ aus den 1980ern wird aber – kaum jemand ist darüber überrascht – erst einmal in Hamburg deutschen Boden betreten. Stuttgart muss wie so oft warten, bis neue Stoffe kommen.
Das Queen-Musical feierte 2002 seine Welt-Uraufführung
Da in Stuttgart aber die Musicalbegeisterung sehr groß ist, will das Hamburger Entertainment-Unternehmen die Fans im Süden nicht enttäuschen. Mit der Rückkehr des 2002 uraufgeführten und 2008 in Stuttgart gespielten Jukebox-Musicals „We Will Rock You“ wird es tatsächlich so etwas wie eine „kleine Premiere“ geben: Die Show kommt so sehr überarbeitet auf die Filder zurück, dass sie laut Stage ein „neues Level“ erreicht – sie ist also so gut und so aktuell, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Dabei hat die Show (in der alten Form) fast schon die gesamte Welt bereist.
Beim Preview-Event im Spielbank-Club New Grace präsentieren die Hauptdarstellerinnen Aisata Blackman (Killerqueen) und Isabel Waltsgott (Scaramouche) sowie Hauptdarsteller Kasper Nilsson (Galileo Figaro) am Mittwoch drei Songs so intensiv live, begleitet von der großartigen Band von Boris Ritter, dass rasch klar wird: Diese Musik haut in dieser genialen Besetzung mit voller Wucht rein. Queen-Fans können sich also auf richtig viel Wumms freuen.
Alle Songs diesmal im Original auf Englisch
Das Comeback ist mehr als nur Nostalgie. Autor Ben Elton (bekannt auch als Schöpfer der Comedy-Serie Mr. Bean) hat das Buch neu überarbeitet und in die Gegenwart geholt. Ging es früher um Rebellion gegen starre Systeme, trifft die Geschichte heute mitten ins digitale Zeitalter: Künstliche Intelligenz, Follower-Kult und eine Welt, in der alles nur noch digital stattfindet.
Dagegen kämpft eine rebellische Gruppe – und erinnert daran, dass es auf Individualität ankommt. Es wird komplett neue Choreografien geben. Alle Songs werden diesmal im Original auf Englisch gesungen, nicht mehr zu Hälfte auf Deutsch wie 2008. Dies entspreche dem heutigen Musikgeschmack. Autor Ben Elton wird in Stuttgart vor Ort sein, um die völlig überarbeitete Show mit auf den Weg zu bringen (Probenbeginn ist am 9. September).
Auch musikalisch wird Wert auf Authentizität gelegt. Boris Ritter, der Musikalischer Leiter, will die Queen-Songs „so authentisch wie möglich“ auf die Bühne bringen. Für ihn ist „We Will Rock You“ nicht einfach nur ein Jukebox-Musical, sondern eine Hommage: „Wir wollen Queen ehren. Es ist ein großes Rockkonzert, das wir abfeiern.“
Kaspar Nillson: „Galileo ist das Sprachrohr einer unterdrückten Generation“
Der Norweger Kaspar Nillson, der momentan als „Tarzan“-Cover im Palladium zu sehen ist, sagt über seine neue Rolle: „Galileo ist nicht einfach nur ein Träumer – er ist das Sprachrohr einer unterdrückten Generation. Diese Figur mit all ihrer Wut, ihrem Zweifel und ihrer Sehnsucht spielen zu dürfen, ist ein Geschenk – und eine Herausforderung, der ich mit Respekt begegne.“
Seine Kollegin Isabel Waltsgott, die zuletzt unter anderem die Eva in „Ku’damm 56“ und „Ku’damm 59“ in Berlin spielte, freut sich darauf, als Scaramouche „eine wahre Kämpferin und Feministin, aber auch eine treue Freundin“ spielen zu dürfen. Sie wolle diese Rolle nicht nur stark anlegen, sondern ebenso „sanft und verletztlich“.
Der Wahl-Stuttgarterin Aisata Blackman, die zuletzt als Tina Turner im Musical „Tina“ in Möhringen triumphiert hat, gefällt die Rolle der bösen und diktatorischen Killerqueen umso besser, „weil sie humorvoll angelegt ist“. Und ihr gefällt vor allem die Musik! Wahre Meisterwerke seien darunter. Ihr Lieblingsstück ist „Bohemian Rhapsody“, na klar.
Und dann legt die Holländerin Aisata, die seit sieben Jahren in Stuttgart lebt, auf der kleinen Clubbühne der Bar New Grace mit ihrer Wahnsinnsstimme einen Auftritt hin, so dass beim exklusiven Publikum die Vorfreude auf den 17. Oktober sofort steigt. Dann feiert „We Will Rock You“ in Stuttgart zwar keine Deutschland-Premiere, aber mit so vielen neuen Elementen und Überraschungen irgendwie doch.