Heiderose Hügle verlässt die Realschule. Die Rektorin hat die Einrichtung in mehrfacher Hinsicht geprägt.

Ditzingen - Ein Gerücht hat sich über die Jahre hartnäckig gehalten. Demnach sollen die Realschulrektorin Heiderose Hügle und der langjährige Leiter des Gymnasiums nicht gut miteinander klar gekommen sein. Beide haben dem stets widersprochen. Heiderose Hügle weiß nach wie vor nicht, wo dieses Gerede seine Ursache hat. Dass man mal kontrovers diskutiert habe, stellt sie gar nicht in Abrede. Aber das gehöre dazu, zumal wenn wie in Ditzingen Gymnasium und Realschule ein Schulzentrum bilden und Klassenzimmer ein knappes Gut sind.

 

Für eine Dreizügigkeit wurde die Schule eingerichtet. Nächstes Jahr wird sie durchweg vierzügig sein. „Wir haben 24 Klassen, aber 19 Zimmer. Das ist ein Problem“, sagt Hügle. Mit drei Wanderklassen hätten sie ja schon ihre Erfahrung, aber fünf Klassen, die kein Klassenzimmer haben – „das ist nicht machbar“, sagt die 63-Jährige. Ein Raum wird das Gymnasium der Realschule überlassen. Doch das Grundproblem bleibt. Hügle vererbt es ihrem Nachfolger. Sie selbst wird an diesem Freitag verabschiedet. Nach 13 Jahren in Ditzingen ist Schluss, Hügle geht in Pension.

Diskussion im Land und in der Stadt

Es waren 13 Jahre zum Teil intensiver Diskussion, nicht nur mit ihrem Schulleiterkollegen. Die Diskussion um die Ditzinger Bildungslandschaft prägte die Zeit ebenso wie die Schulpolitik auf Landesebene. Die Realschule sei letztlich gestärkt aus der Diskussion im Land hervorgegangen, meint Hügle. Die Einrichtung habe sich neben dem Gymnasium und der Gemeinschaftsschule selbstbewusst behaupten können. Und in der Debatte um die Ditzinger Schulentwicklung sei letztlich das Richtige beschlossen worden: Für Realschule und Gymnasium blieb alles so, wie es ist. Es sei eine „richtige Entscheidung“ gewesen, sagt Hügle. Schließlich wechselten immer etliche Schüler vom Gymnasium in die Realschule. So könnten sie weiterhin denselben Eingang verwenden. Das sei wichtig für die Schüler.

„Ich bin froh, dass Ruhe eingekehrt ist und wir Standortsicherheit haben“, sagt Hügle. Auf dieser Basis galt und gilt es, Schule weiter zu gestalten. Die Gestaltung habe für sie den Reiz ausgemacht, sagt die Pädagogin, die je zwei Jahrzehnte als Lehrerin für Englisch und Gemeinschaftskunde und in der Schulleitung gewirkt hat. Dabei sah sie auch ihre Aufgabe darin, Zuversicht auszustrahlen. Auch wenn die Lehrerversorgung nicht gut war und die Lehrer nicht wussten, was auf sie zukommen würde. „Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen und ihm Rahmen unserer Möglichkeiten gehandelt“, sagt Hügle. Gleichwohl macht sie keinen Hehl daraus, dass sie sich mehr Einflussmöglichkeit der Schule wünsche, etwa wenn therapeutische Unterstützung von außen geboten sei, Eltern aber keinen Handlungsbedarf sähen. Die Fälle hätten stark zugenommen. Auch ihre Schule hat daher die Aufstockung der Schulsozialarbeit beantragt.

Schule hat ihr Profil herausgearbeitet

Zugleich hat die Schule in Hügles Zeit auch ihr Profil herausgebildet. Die Bläserklasse gehört dazu, aber vor allem die Berufsorientierung. Der Berufsinformationsmarkt in der Schule ist von den Unternehmen inzwischen derart nachgefragt, dass der Standplatz knapp wird. Wenn Firmenvertreter ihre Schüler auffordern, sich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben, dann sieht sich Hügle darin bestätigt, dass es richtig war, so intensiv auf die Berufsorientierung zu setzen. Ein Drittel aller Realschulabsolventen in Ditzingen machen eine Ausbildung. Im Schnitt seien es sonst zehn Prozent der Abgänger.