Paukenschlag bei der IG Metall: Der Vorsitzende Detlef Wetzel will im Oktober auf dem Gewerkschaftstag nicht mehr kandidieren – an seine Stelle soll Jörg Hofmann treten. Über diesen Plan hatte die Stuttgarter Zeitung freilich schon im August 2012 berichtet.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Ende August 2012 veröffentlichte die Stuttgarter Zeitung einen Bericht, wonach die damalige IG-Metall-Führung folgenden Plan ersonnen hatte: Erst sollte der damalige Vize Detlef Wetzel bei einem außerordentlichen Gewerkschaftstag im Herbst 2013 auf den Vorsitzenden Berthold Huber folgen; an seine Seite würde der Stuttgarter Bezirksleiter Jörg Hofmann rücken. Doch Wetzel sollte lediglich zwei Jahre an der Spitze verharren, um dann 2015 für Hofmann Platz zu machen. Dieser wiederum würde dann spätestens 2019 einem deutlich jüngeren Gewerkschaftsfunktionär weichen.

 

Eine Frau mit großer Zukunft bei der IG Metall: die künftige Vize Christiane Benner. Foto: dpa
Damals galt noch der nordrhein-westfälische Bezirksleiter Oliver Burkhard als „Kronprinz“. Dass dieser kurz darauf als Personalvorstand zu Thyssen-Krupp enteilte, war der einzige Schönheitsfehler. Nach der Quelle der Indiskretion wurde lange vergeblich gefahndet. Doch kam und kommt es genauso, wie seinerzeit im kleinsten Kreis verabredet – allen damaligen Dementis zum Trotz: Am Montag teilte der erste Vorsitzende Detlef Wetzel seinem Vorstand mit, dass er beim Gewerkschaftstag vom 18. bis 24. Oktober nicht mehr antreten wolle. An seiner Stelle werde der bisherige Vize Jörg Hofmann kandidieren.

Nur ein Chef für zwei Jahre

Bis zuletzt hatte Wetzel seine Absichten geheim gehalten, hatte auf diesbezügliche Fragen stets empfindlich und abweisend reagiert. Wegen des nahen Bundeskongresses in Frankfurt konnte er nicht länger warten, um seinen Abgang angemessen kundzutun, zumal an diesem Dienstag auch der Beirat – das höchste Gremium zwischen den Gewerkschaftstagen – am Main tagt.

Folglich war Wetzel doch nur der erwartete Übergangsvorsitzende. Ende November 2013 hatte ihn der außerordentliche Gewerkschaftstag mit mageren 75,5 Prozent zum Steuermann gewählt. Im Führungsamt hat er vieles richtig gemacht, etwa die Kampagnenfähigkeit und die Europäisierung der Gewerkschaft vorangetrieben. Wetzel hat aber auch weniger Glanz verbreitet als andere IG-Metall-Chefs vor ihm. Der große Auftritt ist nicht sein Ding – und der enge Draht zur Bundespolitik ist es auch nicht. Der Siegerländer wird Ende Dezember 63 Jahre alt, würde also bei einer weiteren Legislaturperiode fast bis 67 im Amt bleiben. Schon dies wäre ein Problem für die Organisation gewesen, die die Rente mit 67 noch immer bekämpft. Hofmann wird Anfang Dezember 60. Er kann ohne weiteres noch vier Jahre amtieren.

Die Weitsicht von Berthold Huber

Es war vor allem Berthold Huber, der den schrittweisen und fein austarierten Wechsel mit Weitblick schon beim Gewerkschaftstag 2011 vorbereitet hatte. Der damalige Vorsitzende wollte, geprägt vom desaströsen Führungsstreit im Jahr 2003, partout einen geregelten Verjüngungsprozess einleiten. So konnte er mehrere Anliegen gleichzeitig umsetzen: Wetzel sollte aufgrund seiner großen Verdienste für die positive Mitgliederentwicklung der IG Metall zumindest vorübergehend mit dem Chefposten belohnt werden. Danach sollte der tarifpolitische Chefstratege Hofmann aus dem seit jeher mächtigen Bezirk Baden-Württemberg ans Ruder.

Hofmann ist mittlerweile der Hauptkontaktmann in die Politik und federführend für das Ressort Zukunft der Arbeit. Doch muss man es wohl auch so verstehen, dass Huber seinen engen Vertrauten in die Verantwortung gedrängt hat – es wäre daher auch nicht verwunderlich, wenn Huber seinen Aufsichtsratsposten bei Volkswagen nach Beendigung der VW-Führungskrise im Herbst an Hofmann abgibt. Drittens hatte es Huber zu einem seiner letzten Ziele im Amt erhoben, eine Frau in den engsten Führungszirkel zu hieven – als Signal für eine zeitgemäß aufgestellte Industriegewerkschaft, die sich ernsthaft um Frauen- und Angestelltenthemen kümmert.

Zeit für eine Vorsitzende – in vier Jahren

Wenn alles läuft wie vorgesehen, könnte beim übernächsten Gewerkschaftstag 2019 Christiane Benner für den Vorsitz der IG Metall kandidieren. Zunächst ist für sie der Platz hinter Hofmann vorgesehen, doch Benner ist 47 Jahre alt, sie kann also in Ruhe ausharren. Die gebürtige Aachenerin gehört bereits 2011 dem geschäftsführenden Vorstand an. Dort ist sie für die IT-Industrie, für Kampagnen und Gleichstellungsfragen zuständig. Aufsichtsratsposten besetzt sie bei Bosch und BMW.

Die IG Metall sei für die wichtigen Zukunftsthemen bestens aufgestellt, äußerte Wetzel über seinen „Personalvorschlag“. Als weiteres geschäftsführendes Vorstandsmitglied soll Ralf Kutzner (57), Bevollmächtigter der Verwaltungsstelle Bonn-Rhein-Sieg, hinzukommen. Hauptkassierer Jürgen Kerner (46), Wolfgang Lemb (53), Hans-Jürgen Urban (53) und Irene Schulz (51) werden zur Wiederwahl vorgeschlagen. Endgültig entscheidet der Vorstand über die Nominierung am 14. Juli.