Das Familien- und Nachbarschaftszentrum hat sich etabliert und wechselt nun den Träger.

Botnang - Thea Feulner sitzt zwar noch nicht auf gepackten Koffern, aber die Umzugskartons in ihrem Büro sind nicht zu übersehen. Sechs Jahre lang war sie die Leiterin des Familien- und Nachbarschaftszentrums (FuN) an der Paul-Lincke-Straße 8. Nun ist Schluss. Die Mitarbeiterin des Jugendamts wird sich in diesem Monat von ihren Mitstreitern und Weggefährten verabschieden. „Es war immer schon klar, dass meine Arbeit hier irgendwann beendet ist“, sagt Feulner. „Das Ziel war von Anfang an, aus dem zeitlich begrenzten Projekt eine dauerhafte Einrichtung zu machen. Und das ist geglückt, nachdem der Gemeinderat die finanziellen Mittel dafür bereitgestellt hat.“

 

Nun übernimmt die Evangelische Gesellschaft von September an die FuN-Trägerschaft vom Jugendamt. Und somit wechselt auch die Leitung. Gerald Bosch wird die Nachfolge von Thea Feulner übernehmen. „Darüber bin ich sehr glücklich“, sagt sie. „Gerald Bosch kennt das Quartier.“ Im Rahmen seiner Tätigkeit für die Mobile Jugendarbeit West/Botnang habe es immer schon gemeinsame Projektarbeit gegeben. „Zudem weiß ich, dass Gerald Bosch schätzt, was wir hier in den vergangenen Jahren aufgebaut haben“, sagt Feulner. „Die erfolgreiche Arbeit wird mit ihm weitergeführt, und neue Angebote werden hinzukommen.“

Soziale Miteinander im Quartier zu stärken

Entstanden ist die Idee des FuN in der Botnanger Runde, einem Zusammenschluss verschiedener Vereine, Kirchengemeinden und weiterer Organisationen im Stadtbezirk. Das Ziel in dem von Hochhäusern geprägten Wohngebiet Spitalwald war und ist es, das soziale Miteinander im Quartier zu stärken: raus aus der Anonymität und rein in eine nachbarschaftliche Gemeinschaft, in der man sich aufgehoben, respektiert und wohlfühlt. Nicht ganz einfach, wenn Menschen aus 16 verschiedenen Nationen aufeinandertreffen. Aber Thea Feulner blickt zufrieden auf die Ergebnisse der vergangenen sechs Jahre: „Das FuN ist das Herz des Quartiers geworden. Die Menschen haben Vertrauen in uns und unsere Arbeit vor Ort gewonnen.“

Rund zweieinhalb Jahre hätte es gedauert, bis das FuN im Spitalwald richtig wahrgenommen worden sei. „Wir haben die Menschen immer wieder zu uns eingeladen. Aber es war auch sehr wichtig, raus auf die Straße zu gehen, Leute anzusprechen, bei ihnen zu klingeln und sich vorzustellen“, sagt Thea Feulner. „Die Menschen, die wollen, erreicht man auch. Aber wir zwingen niemanden, bei uns vorbeizukommen. Unsere Angebote sind freiwillig.“

Zusammen mit den Kooperationspartnern Arbeiterwohlfahrt, Botnanger Kindertreff, Elternseminar und Mobile Jugendarbeit werden die Räume des FuN mit Leben gefüllt. „Es gibt Gedächtnistraining, einen Deutschkurs oder eine Walking-Gruppe“, sagt Feulner. Zudem gebe es für Kinder der ersten und zweiten Klasse Hausaufgabenbetreuung und eine Leseförderung. „Wir konnten eine 84-jährige Dame gewinnen, die mit Feuereifer bei der Sache ist und den Mädchen und Buben die Lust am Lesen vermittelt.“ Weitere ehrenamtliche Kräfte konnten unter anderem für das Projekt Brückenbauer gewonnen werden. Botnangern mit Migrationshintergrund und Sprachproblemen wird zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen oder beim Behördengang geholfen. „Diese Projekte werden weiter angeboten“, sagt die Sozialpädagogin. „Auch wenn ich nicht mehr da bin.“ Die Menschen in Botnang werde sie vermissen. Sie habe es sehr genossen, zu sehen, was sich in den vergangenen sechs Jahren vor Ort entwickelt hat. „Bleibt mir nur noch zu wünschen, dass meinem Nachfolger Vertrauen geschenkt wird, sich der Kreis der Ehrenamtlichen noch etwas vergrößert und das FuN das Herz des Quartiers bleibt.“