Wird Kultur im Züblin-Parkhaus gegeneinander ausgespielt? Nach acht Jahren müssen die Macher der Ebene 0 gehen. Die neuen Mieter wollen einen Kulturkiosk eröffnen und wehren sich gegen den Vorwurf, ihre Vorgänger verdrängt zu haben.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - In der Corona-Krise sind rasche Änderungen nicht möglich. Auf Ende Juni hat der Parkhausbetreiber dem Verein des Kulturprojekts Ebene 0 gekündigt, der seit Frühjahr 2012 mit großem Erfolg einen zuvor dunklen Ort aufgefrischt und mit Veranstaltungen belebt hat. Doch zuletzt, so der Vorwurf der Vermieter, sei vom Anfangselan nur noch wenig übrig geblieben. Viel zu oft sei die Ebene 0 geschlossen. Die Besitzer machten sich auf die Suche nach neuen Mietern.

 

Die künftigen Betreiber, die im Erdgeschoss des Züblin-Parkhauses einen Kulturkiosk mit Außengastro eröffnen wollen, wissen angesichts der Virusgefahren nicht, wann sie loslegen können. Möglicherweise erst im Sommer 2021? Dann wäre nicht mehr viel Zeit, weil das Parkhaus in zweieinhalb Jahren abgerissen werden soll.

Vermieter wollen, dass der Raum öfter geöffnet ist

Die neuen Mieter versichern, sie hätten versucht, Kontakt mit der Ebene 0 aufzunehmen. Der gemeinnützige Verein, der nun gehen muss, erklärt, man habe ohne Vorwarnung die Kündigung erhalten und ist „erschüttert“ über das abrupte Ende nach acht erfolgreichen Jahren. „Unsere Vorgänger haben gute Arbeit geleistet“, sagen die künftigen Betreiber. Man habe mit ihnen zusammenarbeiten wollen. Doch dies sei nicht gelungen. Der Parkhausbetreiber sei zuletzt mit den Aktivitäten des Vereins nicht mehr zufrieden gewesen. Nach ereignisreichen und engagierten Anfangsjahren hätten die Macher der Ebene 0 ihren Projektraum zunehmend vernachlässigt. Nur noch selten sei der Kunstraum mit Bewirtung unten am Parkhaus geöffnet gewesen. Um den Ort am Rand des Rotlichtviertels aufzuwerten, wünschen sich die Vermieter regelmäßige Öffnungszeiten und sichtbare Akzente.

Weiterhin Ausstellungen von Fumes and Perfumes

Das neue Betreiberpaar will dreimal in der Woche seinen Kulturkiosk aufmachen, wie die Ebene 0 künftig heißt. Geplant ist auch Außengastronomie. Weiterhin werde man mit den Fotokünstlern von Fumes and Perfumes zusammenarbeiten, die an den grauen Wänden des Parkhauses ausstellen sowie mit den Leuten von Urban Gardening. Man wolle niemanden verdrängen und vielmehr mit neuen Ideen dafür sorgen, dass Kultur wieder aufblüht an diesem oft düsteren Ort. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Getränken sollen Kunstprojekte finanziert werden. Keiner wolle sich bereichern. Man hoffe, dass es Null auf Null aufgehe. Der Hauptmieter ist kein Unbekannter in der Stuttgarter Szene: Er hat einst im Unbekannten Tier gearbeitet.

Den Gerüchten, ein Autoclub übernehme die Ebene 0, widersprechen die künftigen Betreiber. Man werde weiterhin einen Kulturraum schaffen und nur zweimal im Jahr Oldtimertreffen auf dem obersten Parkdeck organisieren. Dieser Bereich wird auch von den Besitzern immer wieder für Veranstaltungen vermietet.