Cornelia Schultz-Khan, die neue Geschäftsführerin des Degerlocher Weltladens, will die ehrenamtlichen Mitarbeiter stärker in Entscheidungen einbinden. Der Führungsstil ihrer Vorgänger hatte nämlich zu Streit geführt.

Degerloch - Sie sagt, dass ihre neue Aufgabe eine Gratwanderung sei. Cornelia Schultz-Khan hat Anfang vergangenen Monats die Geschäftsführung des Weltladens an der Rubensstraße übernommen. Ihr Vorgänger ging nicht ganz freiwillig. Es habe Ärger mit den ehrenamtlichen Helfern gegeben, sagt Elke Grotheer. Sie ist die Vorsitzende des Trägervereins Degerloch fair. Diese hätten den Führungsstil der beiden Vorgänger von Cornelia Schultz-Khan als autokratisch empfunden und sich nicht genügend in Entscheidungen eingebunden gefühlt. „Wir wollen mit Cornelia Schultz-Khan wieder zurück zu den Wurzeln, das bedeutet für uns: flache Hierarchien“, sagt Elke Grotheer.

 

Von der neuen Geschäftsführerin Schultz-Khan wird folglich erwartet, dass sie die ehrenamtlichen Mitarbeiter mehr in die Entscheidungsprozesse einbindet, als es bisher offenbar der Fall war.

Trotzdem trägt sie letztlich die Verantwortung

Gleichwohl ist sie diejenige, die letztlich die Verantwortung für den Weltladen trägt. Cornelia Schultz-Khan ist sich bewusst, dass ihre neue Aufgabe eine Herausforderung wird. Sie will Aufgaben künftig stärker delegieren. Allerdings müsse klar sein, dass diejenigen, die mitreden wollen, sich auch gut mit den jeweiligen Themen auskennen müssen. „Wer nur einmal im Monat aushilft, kann nicht erwarten, dass seine Stimme genauso zählt, wie die von Helfern, die ständig im Laden sind“, sagt Cornelia Schultz-Khan.

Sie will zwar künftig alle hören und Arbeitskreise gründen. Doch eine Lähmung der Strukturen soll daraus nicht erfolgen. „Wenn kein Kompromiss unter den Beteiligten erzielt werden kann, werde ich am Ende entscheiden“, sagt sie.

Die Neue hat Erfahrungen in Entwicklungsprojekten

Die studierte Entwicklungsplanerin vertraut darauf, dass sie keine Basta-Politik betreiben muss. Jahrelang hat sie sich beruflich mit verschiedenen Entwicklungsprojekten in Bangladesch befasst. Dabei habe sie stets eng mit Ehrenamtlichen zusammengearbeitet. „Ich kenne mich mit der Moderation von unterschiedlichen Standpunkten aus.“ Wichtig ist der Geschäftsführerin eine neue Art der Kommunikation, die sachliche Konflikte nicht in persönlichen Streit ausarten lässt.

Der Führungsstil der Mitnahme, den die Geschäftsführerin pflegen will, bringt es mit sich, dass Schultz-Khan nicht viel darüber sagen kann, was sie sich für den Weltladen vorstellt. Es werde viele Sitzungen mit den Ehrenamtlichen geben, in denen sie Impulse geben will, sagt sie. Sie verrät aber, dass sie sich Aktionen wie Verkostungen zu einzelnen Ländern oder Kontinenten vorstellen kann. Zur derzeit laufenden Fußball-Weltmeisterschaft biete der Weltladen zum Beispiel Holzpfeifen aus Brasilien als Alternative zu weniger umweltfreundlichen Plastikpfeifen an, sagt sie.

Einem Dilemma wird sich die neue Geschäftsführerin bei der Entwicklung des Degerlocher Weltladens ebenso stellen müssen wie ihre beiden Vorgänger: dem Spagat zwischen idealistischem Anspruch und der Notwendigkeit, betriebswirtschaftlich zu denken. Der Laden müsse in der Lage sein, die Kosten zu decken, stellt Cornelia Schultz-Khan klar. „Natürlich müssen wir deshalb Produkte anbieten, die auch attraktiv sind und gekauft werden“, sagt sie. Sie wird also künftig mit ihren Helfern darüber diskutieren, wie die Balance zwischen Idealismus und Gewinn für den Weltladen aussieht.