Annette Schavan soll Botschafterin beim Vatikan in Rom werden. Das sorgt in ihrem Wahlkreis in Ulm für Ärger. Dann müsste sie nämlich ihr Bundestagsmandat aufgeben, weshalb die Ulmer sich nicht mehr gut in Berlin vertreten fühlen würden.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Die Ankündigung der Ex-Bundesministerin Annette Schavan, im Sommer als Botschafterin an den Vatikan nach Rom zu wechseln, hat in ihrem Heimatwahlkreis Ulm heftige Kritik ausgelöst. „Zu fein fürs harte Brot auf den harten hinteren Bundestagsbänken?“, fragte am Montag die Südwest Presse in einem Kommentar. In Online-Foren ergoss sich Häme über den CDU-Kreisverband. Der Ulmer Grünen-Stadtrat Michael Joukov beispielsweise schrieb, hätte er Schavan gewählt, „käme ich mir, salopp gesagt, ,verarscht‘ vor, wenn jemand, für vier Jahre gewählt, nach vier Monaten ,kündigt‘“.

 

Auch innerhalb der Ulmer CDU gärt es. „Jetzt kommt die Quittung“, sagte der bald 70-jährige Ulmer CDU-Stadtrat Hans-Walter Roth. Der Altpolitiker bezieht sich auf die parteiinterne Nominierungswahl am 25. Januar 2013, bei der Schavan mit 96 Prozent der Delegiertenstimmen zur Bundestagskandidatin nominiert worden war. Gegenkandidaten gab es keine – nach den Worten Roths, weil zuvor in allen Ortsverbänden Parteiräson eingefordert worden sei. Ein Gegenkandidat „wäre platt gemacht worden bei der Nominierung“, so Roth. „Das war ein Spiel, wie wir es eigentlich nur aus der DDR kennen.“ Dabei hätten mehrere Kritiker vorausgeahnt, dass die Ex-Ministerin sich bald größere Aufgaben suchen würde.

Für die kommenden Jahre bis zur nächsten Bundestagswahl wird, gemäß der Landesliste, der 60-jährige Leutkircher Landwirt Waldemar Westermayer die Geschäfte im Ulmer Wahlkreis übernehmen. Für CDU-Mitglied Roth ist das ein Debakel. Vorschläge im Vorfeld der Nominierungswahl 2013, hinter Schavan einen Ulmer Ersatzmann auf die Landesliste zu bringen, seien parteiintern verworfen worden. Dass Schavan einmal Abschiedspläne hegen würde, habe niemand sehen wollen. „Wir haben die Ulmer Universität, die Wissenschaftsstadt und eine Industrie, die unterstützt werden muss“, sagt Roth. Da sei ein Nachrücker wenig nützlich, der sich unter anderem als Experte für Gentechnik ausgewiesen habe.

„Glückliche Fügung“

Der CDU-Kreisvorsitzende Paul Glökler spricht in Bezug auf Westermayer dagegen von einer „glücklichen Fügung“. Mit dem Leutkircher springe immerhin ein Oberländer ein, den man in Ulm und Umgebung gut kenne. Schavans Abschied nennt Glökler „eine natürliche Abfolge“. Schavans neuer Posten als Botschafterin entspreche „absolut ihrer Profession“, für den Wahlkreis sei ihre Berufung eine Auszeichnung. So sieht das auch die Abgeordnete selber. „Dies als Ulmerin zu werden ist für Ulm doch nicht schlecht“, wurde sie am Montag in der Südwest Presse zitiert.

CDU-Kreischef Glökler bezieht seinen Optimismus für die kommenden Jahre nicht zuletzt tief aus der Vergangenheit. Als 1996 der Ur-Biberacher Franz Romer für den verstorbenen Rainer Haungs im Wahlkreis Emmendingen-Lahr als Bundestagskandidat nachrückte, da habe es auch Vorbehalte gegeben. „Aber am Ende wollten die den Romer gar nicht mehr hergeben.“

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