Wenn der Torwart Sven Ulreich und der VfB Stuttgart ehrlich mit der Trennung umgehen, werden auch sie feststellen: Es ist eine gute Entscheidung. Ein Kommentar von StZ-Sportchef Peter Stolterfoht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Am Ende ist der Wechsel für beide Seiten eine Befreiung. Sowohl Sven Ulreich als auch dem VfB fehlte zuletzt die Überzeugung, dass ihre Zusammenarbeit eine große Zukunft hat. Ulreich durfte sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr der Rückendeckung im Verein sicher sein. Der VfB wiederum registrierte ganz genau, dass der nicht unumstrittenen Nummer eins die nötige Sicherheit abhanden gekommen ist. Dabei hat das eine sicher auch mit dem anderen zu tun. Aber gerade bei der Besetzung der heikelesten aller Positionen im Fußball ist das beiderseitige Vertrauen eine absolute Grundvoraussetzung.

 

Die halbe Wahrheit ist nicht gerecht

Leicht ist die Entscheidung sicher nicht gefallen. Weder Sven Ulreich, der in 17 Jahren zusammen mit Christian Gentner aktuell die mit Abstand engste emotionale Bindung zum VfB aufgebaut hat, noch dem Verein. Der muss schließlich befürchten, dass er dafür kritisiert wird, wieder einmal ein Eigengewächs ziehen zu lassen. Doch der VfB sollte die Trennung nun nicht als alleinige Entscheidung von Sven Ulreich darstellen. Robin Dutts Formulierung, dass der VfB dem Wunsch des Torhüters nachgekommen sei, ist nur die halbe Wahrheit. Zur ganzen Geschichte gehört, dass der Verein maßgeblich daran mitgearbeitet hat, dass dieser Wunsch überhaupt entstehen konnte.

Was Ulreich nicht verdient hat: dass er beim nächsten Besuch des FC Bayern in Stuttgart ausgepfiffen wird. In diesem speziellen Fall ist ein Nachkarten fehl am Platz. Nur ohne Schuldzuweisungen ist diese Trennung, was sie eigentlich sein sollte: die beste Lösung für beiden Seiten.