Stuttgart ade: Nach einem wochenlangen Tauziehen ist der Transfer von Julian Schieber vom VfB nach Dortmund perfekt. Die Ablösesumme für den Stürmer beträgt sechs Millionen Euro.
Stuttgart - Wie viele Telefonate Fredi Bobic (40) seit dem 22. Mai mit seinem Dortmunder Kollegen Michael Zorc (49) geführt hat, ist ungewiss. Es waren viel zu viele, als dass der Manager des VfB Stuttgart sie gezählt hätte. Heute am 22. Juni und damit auf den Tag genau einen Monat nach der Ankündigung von Julian Schieber (23), zur Borussia wechseln zu wollen, ist das Geschäft perfekt. Nachdem sich die Clubs zuletzt schon deutlich angenähert hatten , geht der Stürmer nun für eine Ablöse von rund sechs Millionen Euro – die sich noch etwas erhöhen kann, wenn er in der nächsten Saison regelmäßig eingesetzt wird.
Das ist das Ergebnis der intensiven Gespräche, die Bobic mit Zorc geführt hat. Die Drähte glühten, weil Schieber zuvor das Stuttgarter Vertragsangebot abgelehnt hatte. „Wir haben fest mit ihm geplant“, sagt Bobic. So wollte der Verein sein Eigengewächs bis 2016 an sich binden, zu besseren Konditionen als bisher. Demnach hätte Schieber knapp zwei Millionen Euro pro Jahr verdienen können. Deshalb sagte er ebenfalls um ihn werbenden Bundesligisten wie Schalke, Mönchengladbach und Hoffenheim ab und tendierte dazu, beim VfB zu bleiben – bis der deutsche Doublegewinner aus Dortmund in Person seines Trainers Jürgen Klopp auf ihn zukam.
Bei der Borussia soll er für Lucas Barrios (28) auflaufen, der für zwölf Millionen Euro nach China abwandert. Allerdings dürfte der Pole Robert Lewandowski (23) im Angriff des Meisters gesetzt und für Schieber folglich nur die Rolle des Vertreters reserviert sein. Aber beim VfB wäre er auf seiner Lieblingsposition auch nicht erste Wahl gewesen, sondern nur die Nummer zwei hinter dem in der Winterpause verpflichteten Vedad Ibisevic (27). Und in der Rolle auf der linken Seite, die er in der Rückrunde oft besetzt hat, kann Schieber seine Stärken nicht richtig entfalten.
Ob Schieber ersetzt wird, bleibt offen
Er ist der fünfte Abgang, den der VfB jetzt zu verzeichnen hat – nach Matthieu Delpierre (31, zu 1899 Hoffenheim), Timo Gebhart (23, zum 1. FC Nürnberg), Stefano Celozzi (23, zu Eintracht Frankfurt) und Khalid Boulahrouz (30, Ziel unbekannt). Insgesamt sieben Millionen Euro hat der Club auf dem Transfermarkt bereits eingenommen – und noch keinen Cent ausgegeben. Mit dem zwei Millionen Euro teuren Verteidiger Stanislav Manolev vom PSV Eindhoven (Bobic: „Ein interessanter Mann, den ich schon lange kenne“) wird zwar verhandelt, aber der bisher einzige Neuzugang heißt Tunay Torun (22) von Hertha BSC. Er ist ablösefrei. Deshalb stellt sich der VfB die Frage, ob nun ein Ersatz für Schieber geholt werden muss.
Die Antwort ist noch offen, da die Verantwortlichen in den nächsten Tagen über das weitere Vorgehen beraten wollen – ohne Zeitdruck. „Denn eigentlich haben wir genügend offensive Leute“, sagt Bobic und zählt sie auf: Ibisevic, Torun, Martin Harnik (25), Tamász Hajnal (31), Kevin Stöger (18), Shinji Okazaki (26), Ibrahima Traoré (24), Johan Audel (28) sowie Daniel Didavi (22). Und dann gibt es noch Cacau (31).
Ob der Nationalspieler seine Zukunft jedoch in Stuttgart sieht, kann Bobic nicht sagen. In der zweiten Hälfte der vergangenen Runde war Cacau nur Reservist und verpasste den Sprung in den deutschen EM-Kader. Frustriert ist er dann in den Urlaub nach Brasilien geflogen. Nach seiner Rückkehr Anfang Juli will er sich erklären.
Schon zuvor hat der sparsam wirtschaftende VfB entschieden, dass ein eventueller Verlust von Cacau auf jeden Fall aufgefangen werden müsste. Dafür würde das Geld aus der Ablöse des Spielers zur Verfügung gestellt . Bis der Nachfolger von Cacau gefunden wäre, müsste Bobic jedoch vermutlich wieder viel telefonieren.