Wechselkurs Die hohen Kosten des schwachen Euro
Wer dieses Jahr in die USA oder die Schweiz reist, erlebt ein böses Erwachen. Doch das ist noch nicht einmal das Hauptproblem, schreibt Wirtschaftsredakteurin Barbara Schäder.
Wer dieses Jahr in die USA oder die Schweiz reist, erlebt ein böses Erwachen. Doch das ist noch nicht einmal das Hauptproblem, schreibt Wirtschaftsredakteurin Barbara Schäder.
Amerika-Urlauber zahlen dieses Jahr doppelt drauf: Die Inflationsrate ist in den USA ähnlich hoch wie hierzulande, obendrein hat sich der Dollar kräftig verteuert. Seit Montagnachmittag kostet ein Greenback etwas über einen Euro, 15 Prozent mehr als zu Jahresbeginn.
Innerhalb Europas bekommen Reisende die Euroschwäche vor allem in der Schweiz zu spüren. Schon vor Monaten hat der Franken den Euro überflügelt, am Dienstag kostete er rund 1,04 Euro.
Jahrelang hat die Schweizer Nationalbank (SNB) die Frankenstärke bekämpft, indem sie Euro und andere Fremdwährungen am Devisenmarkt aufkaufte. Im ersten Halbjahr 2022 gingen ihre Devisenbestände aber um rund acht Prozent zurück.
Aktuell hat der starke Franken aus Schweizer Sicht nämlich den Vorteil, dass er die Inflation dämpft. Bei der Einfuhr von Waren aus dem Ausland macht sich die stabile Landeswährung bezahlt. Die Inflationsrate lag in der Schweiz zuletzt bei 3,4 Prozent, rund vier Prozentpunkte niedriger als in Deutschland.
Umgekehrt gilt: Dass der Urlaub in der Schweiz wegen des starken Franken noch teurer ist als sonst, ist für die meisten Deutschen zu verschmerzen – denn für längere Aufenthalte reisen ohnehin nur wenige Touristen dorthin. Das entscheidende Problem an der Euroschwäche ist, dass sie den Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise verschärft.
Viele Rohstoffe, darunter Öl, werden nämlich in der US-Währung gehandelt. Dieser Nachteil wiegt angesichts der ohnehin explodierenden Rohstoff- und Transportkosten derzeit schwerer als der Vorteil, den ein schwacher Euro für den Absatz deutscher Exporte auf dem Weltmarkt bringt.