Das Wochenende mit einem Konzert von Weekend zu beschließen, ist keine schlechte Idee. Am Sonntagabend machte die Band den Stuttgarter Club Zwölfzehn zur Wärmestube für all jene, die mal was anderes als Tatort wollen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Der Name hätte schon mal gepasst: Weekend an einem Sonntagabend im Zwölfzehn, Post Punk statt Fernsehabend zum Ausklang des Wochenendes. Richtig, wir reden hier nicht von dem bei Chimperator unter Vertrag stehenden Rapper Weekend, sondern von der Band aus Brooklyn. Ganz andere Schublade.

 

Weekend also, deren zweites richtiges Album Jinx hierzulande Anfang Dezember erscheint, online aber schon in Teilen angehört werden kann. Die vier Amerikaner machen Musik für die Sonntagabend-Melancholie, und passenderweise trägt man dazu eher dunkle Farben. Die Band entspricht dem optisch voll und ganz; allein Sänger Shaun Durkan trägt ein dunkelgraues Oberhemd. Der Rest: durch und durch in Schwarz.

Bevor unter denen, die nicht dabei waren, ein falscher Eindruck entsteht: Weekend sind keine Metal-Band. Live erinnern sie ein wenig an Placebo; Durkans Stimme und das Zusammenspiel von Bass und Gitarre sind dafür verantwortlich. Die feinen Gitarren-Texturen, für die schon das erste Weekend-Album gelobt wurde, kommen live und zumal in einem Laden wie dem Zwölfzehn nicht so vollumfänglich durch die Boxen. Man kann aber erahnen, dass diese Platte über Kopfhörer hervorragend klingt. Joy Division sei hier auch noch als Referenz aufgerufen – düstere Musik, ziemlich wortloses Auftreten zwischen den Songs. Weil Schlagzeuger Taylor Valentino sich aber immer wieder in Geschwindigkeitsrekorden am Drumset versucht, kommt dieses Konzert nicht ganz so deprimiert rüber: nicht nur Post, sondern auch Punk. Let’s Dance to Joy Division, um ein clubtaugliches Lied der Wombats zu zitieren. Und tanzen kann man auf das Weekend-Konzert durchaus.

Wärmestube für Tatort-Verächter

Dieses Programm passt also ganz gut an das Ende eines hochnebelgrauen Herbstwochenendes. Schade, dass sich nur wenige Anhänger dieser Musik im Zwölfzehn versammelt haben – übrigens dem äußeren Anschein nach keine Grufties, sondern popkulturell gebildetes Innenstadtpublikum. Man sammelt sich auf einer ziemlich kleinen Fläche direkt vor der Bühne, das Zwölfzehn wird gewissermaßen zur in mollig rotes Licht gehüllten Wärmestube für all jene, die ihr Wochenende lieber mit einem (übrigens ziemlich lauten) Konzert beenden als, sagen wir, mit dem Tatort aus Dortmund.

Das Weekend-Label Slumberland zitiert in seinem hübschen PR-Text über das Album Jinx den Weekend-Sänger Shaun Durkan, der nichts auf geografisch definierte Musikszenen gibt und das mit den Möglichkeiten, die das Internet bietet, begründet. Das ist nicht nur interessant, weil Weekend von San Francisco nach Brooklyn umgezogen sind. Sondern auch, weil die Vorband Jamhed explizit für das ESxSW-Festival (sprich „Esslingen by Southwest) geworben hat, das am Wochenende im Komma stattfindet.

Am Freitag und Samstag werden „so ziemlich alle Bands aus der Region Stuttgart“ im Komma aufspielen, hatte Jamhed-Sänger Philip Jost geworben. Das ist angesichts eines Line-Ups von nicht mal zwanzig Bands natürlich massiv untertrieben, trotzdem steht da eine richtige Leistungsschau der alternativen Musikszene aus der Region Stuttgart ins Haus. Jamhed, von deren Auftritt am Sonntagabend vor allem der Song mit dem Sitar in Erinnerung bleiben wird, sind beim ESxSW auch dabei: Mit ganz vielen Siebziger-Referenzen und allem, was zu diesem musikalischen Programm dazugehört – manchen Längen ebenso wie warmen E-Piano-Sounds, entrückten Blicken beim Gitarrensolo und ziemlich effektgetränkten Sounds.