WEF-Gründer Klaus Schwab Ein eiliger Abschied voller Fragezeichen
Erst tritt Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums, vom Kuratoriums-Vorsitz zurück. Hinterher werden schwere Vorwürfe publik.
Erst tritt Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums, vom Kuratoriums-Vorsitz zurück. Hinterher werden schwere Vorwürfe publik.
Überraschung am Ostermontag: In die Feiertagsruhe platzt eine international verbreitete Mitteilung des Weltwirtschaftsforums (WEF) mit Sitz in Genf. Klaus Schwab, Vorsitzender des Kuratoriums der Organisation, unter deren Regie sich seit Jahrzehnten Regierungschefs, Unternehmer und Wissenschaftler in Davos treffen, tritt von seinem Leitungsposten ab.
Seine in der Mitteilung wiedergegebene Begründung lautet: „Zu Beginn meines 88. Lebensjahres“ habe er beschlossen, „mit sofortiger Wirkung von der Position des Vorsitzenden und als Mitglied des Kuratoriums zurückzutreten“. Forumsgründer Schwab, im oberschwäbischen Ravensburg geboren und dort bis zum Abitur zur Schule gegangen. Nach 55 Arbeitsjahren beim Weltwirtschaftsforum ein so abrupter, wortkarger Abschied? Das wunderte dann doch manche Kommentatoren. Vielleicht stecke hinter der Entscheidung ja doch mehr, hieß es verschiedentlich – zum Beispiel ein gewisser Gram über die schwindende öffentliche Wahrnehmung des jährlichen Elite-Treffens im Schweizer Nobel-Skiort, oder eine gefühlte Geringschätzung durch die neue US-Administration unter dem Präsidenten Donald Trump.
Am Dienstag liefert das „Wall Street Journal“, das Schwab und seine Art der Personalführung schon länger kritisch begleitet, eine ganz neue mögliche Erklärung für den fluchtartigen Abgang. Es gebe, so der Bericht, den anonymen Brief eines oder mehrerer Whistleblower, der schwere Anschuldigungen gegen Klaus Schwab und dessen Ehefrau enthalte. Demnach soll das Ehepaar unter vorgeschobenen Dienstgründen private Urlaubsflüge auf Kosten der Organisation unternommen haben. Räume einer Genfer Villa des Weltwirtschaftsforums soll das Ehepaar ausschließlich privat für sich selbst benutzt haben.
Schwab weist die Vorwürfe in dem Artikel der amerikanischen Wirtschaftszeitung scharf zurück. Für unsere Zeitung ist er am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Dafür äußert sich am selben Tag ein Sprecher des Weltwirtschaftsforums. Er bestätigt den Eingang des anonymen Schreibens, mehr noch: Die Organisation führt deswegen eine interne Untersuchung, die sich, so wird betont „nicht gegen Herrn Schwab richtet“. Wenig später reicht das WEF ein schriftliches Statement nach. Dessen Inhalt legt nahe, dass der Alt-Gründer intern schon konfrontiert wurde, bevor es am Montag zur Abschiedsmeldung kam.
Zitat: „Der Stiftungsrat des Weltwirtschaftsforums hat die Entscheidung des Prüfungs- und Risikoausschusses, nach einem Whistleblower-Brief mit Vorwürfen gegen den ehemaligen Vorsitzenden Klaus Schwab eine unabhängige Untersuchung einzuleiten, einstimmig unterstützt. Diese Entscheidung wurde nach Rücksprache mit externen Rechtsberatern und im Einklang mit den treuhänderischen Pflichten des Forums getroffen.“ Unabhängige Rechtsexperten seien auch weiterhin an der Untersuchung beteiligt.
Die neuesten Berichte über Klaus Schwab dürften damit nicht die letzten gewesen sein. Das Forum, heißt es, führten zunächst Peter Brabeck-Letmathe sowie der Präsident und CEO Børge Brende weiter.