Das tote Gleis bleibt bis auf weiteres tot liegen. Mit knapper Mehrheit hat der Vaihinger Gemeinderat am Mittwochabend gegen eine Umwidmung des WEG-Gleises – trotz der leidenschaftlichen Appelle vieler Bürger.
Vaihingen/Enz - Der Protest ist laut gewesen – aber letztlich vergeblich. Rund 300 Bürger waren am späten Mittwochnachmittag mit ihren Fahrrädern vor das Rathaus gefahren und hatten geklingelt, in der Hoffnung, dass es auch bei den von 18 Uhr tagenden Stadträten klingelt und sie den Weg frei machen für die Fahrradbahn in der Stadt. Entsprechend gut gefüllt war anschließend der Sitzungssaal. Kinder überreichten dem OB Gerd Maisch eine Liste mit rund 850 Unterschriften, die innerhalb einer halben Stunde gesammelt wurden. Die Bürgerfragestunde war geprägt von Plädoyers für den Radweg. Doch die Aktion blieb wirkungslos.
Mit einer knappen Mehrheit von 16 zu 12 Stimmen, vor allem aus den Fraktionen von Freien Wählern, CDU und SPD, votierte das Gremium gegen die schnellstmögliche Umwidmung der steigungsfreien WEG-Eisenbahnstrecke zu einem Radweg durch die drei größten Stadtteile (Enzweihingen, Kleinglattbach und die Kernstadt). Und das, obwohl auch die Stadtverwaltung für das Vorhaben geworben hatte. „Sieben Kilometer Radweg in drei Stadtteilen mit rund 20 000 Einwohnern – das ist schon ein Pfund“, sagte der OB Maisch. „Wenn wir diesen Radweg wollen, können wir ihn finanzieren“, betonte der Rathauschef und Ex-Kämmerer. Die Gesamtkosten für die WEG-Trasse liegen bei 2,8 Millionen Euro, rund die Hälfte davon könnte über Zuschüsse vom Land finanziert werden.
„Keiner ist gegen einen sicheren Schulweg“
„Vaihingen hat halt leider nicht viel Geld“, sagte Eberhard Zucker, Fraktionschef der Freien Wähler. Zudem halte er die Sicherheit der Schulwege für ausreichend. „Die WEG-Trasse führt gar nicht in die Innenstadt“, sagte er – und widersprach damit einer vorherigen Erläuterung des Stadtplaners Thorsten Donn. Auch die CDU votierte mehrheitlich gegen die Umwidmung. „Keiner im Gemeinderat ist gegen einen sicheren Schulweg“, betonte der Fraktionschef Erich Hangstörfer. Doch der Stadt fehle das Geld für freiwillige Leistungen wie diese. Eberhard Berg, SPD-Fraktionschef, bezeichnete die WEG-Strecke nur als „Ergänzung für das Radroutenkonzept“, die „plötzlich zum Leuchtturmprojekt“ geworden sei. „Wir sehen andere Maßnahme als sicherer und besser an.“ Etwa ein Stichweg des Enztalradwegs in die Innenstadt. Es sei nicht auszuschließen, dass in einigen Jahren wieder ein Schienenbetrieb auf der WEG-Trasse in Frage komme, sagte Friedrich Wahl, Fraktionsvorsitzender der FDP.
„Wir haben diese Trasse, und wir sollten sie nutzen“, hielt Peter Schimke (Linke) dagegen. Die Kosten könnten auf mehrere Jahre verteilt werden. Es sei „Fakt, dass Vaihingen beim Radverkehr keine tolle Stadt ist“. Immerhin sei die Stadt bei einer Umfrage des Fahrradklubs ADFC zur fahrradunfreundlichsten Stadt Deutschlands gewählt worden. Matthias Siehler, Ortsvorsteher von Enzweihingen, warb für die Trasse und fragte: „Was soll denn damit passieren, wenn wir dagegen stimmen?“
„Sichere Radwege sind eine Pflichtaufgabe“
Die WEG-Trasse sei das „Rückgrat unseres Radroutenkonzeptes“, sagte Heike Tapken-Brust. Von dort lasse sich das Wegenetz bis in alle anderen Stadtteile schrittweise ausbauen. Sichere Radwege „sind kein Luxus, sondern eine Pflichtaufgabe“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Susanne Schwarz-Zeeb. Für Straßen und Feldwege gebe die Stadt bis 2018 rund fünf Millionen Euro aus. „Diese Maßnahmen wurden überhaupt nicht in Frage gestellt“, kritisierte sie.
Die WEG-Radtrasse sei keine freiwillige Leistung, hatte eine Bürgerin bei der Fragestunde zu Beginn der Sitzung betont: „Verkehrssicherheit ist eine hoheitliche Aufgabe.“ Bereits im Jahr 2009 fand zum Thema Fahrradbahn ein Bürgerentscheid statt. Das Ansinnen der Initiative „Fahrradbahn Vaihingen“ wurde damals mit knapper Mehrheit abgelehnt. Die Bindungsfrist des Votums ist jedoch seit dem Jahr 2012 abgelaufen.