Der anhaltende Regen und der ausbleibende Frost stellen die Förster im Landkreis vor Probleme. Weil die Rückemaschinen im Morast versinken, kommen sie nicht an das schon eingeschlagene Holz.

Esslingen/Kirchheim - In den Wäldern zwischen Schwäbischer Alb, Schurwald und Neckar liegt viel Holz, das eigentlich schon auf den Betriebshöfen der Sägewerke auf die Weiterverarbeitung warten müsste. Doch der Schatz lässt sich nicht heben. Der durch den Dauerregen der vergangenen Wochen aufgeweichte Waldboden erschwert die Arbeit der Förster und Forstarbeiter. Die Rückezüge mit ihren schweren Maschinen kommen nicht an die gefällten Stämme heran. Während in guten Jahren bis zur Monatsmitte des Februars nur noch Restbestände der Holzernte im Wald auf ihren Abtransport warten, ist in diesem Jahr im Landkreis Esslingen im Schnitt gerade mal die Hälfte des eingeschlagenen Holzes auch abtransportiert worden.

 

In den Rückegassen ist kein Durchkommen

„Wir versuchen, so viel wie möglich über die befestigten Waldwege rauszuholen, weil es da problemlos möglich ist. Über die Maschinenwege geht es gerade noch, aber über die unbefestigten Rückegassen ist es derzeit beinahe unmöglich, an das Holz heranzukommen“, sagt Anton Watzek, der Leiter des Forstamts im Landkreis Esslingen. Besonders kritisch ist die Situation seinen Worten zufolge in den Regionen, in denen auf dem wassergesättigten Weichboden zusätzlich noch eine Lehmschicht liegt. Da helfen dann selbst die Moorbänder nicht viel, die, ähnlich einer Panzerkette, die Last der schweren Maschinen auf eine viel größere Auflagefläche verteilen.

Rückepferde, wie sie der Nürtinger Revierleiter Richard Höhn mitunter einsetzt, sind angesichts der großen Menge, die bewegt werden muss, auch keine flächendeckende Lösung. „Wir können die Tiere nur punktuell einsetzen. Zudem sind sie lange nicht so effektiv wie Maschinen. Mehr als fünf Prozent holen wir damit nicht aus dem Wald“, sagt Richard Höhn.

Die Sägewerke warten auf das Holz

Die Fülle im Wald führt im Umkehrschluss zu einem Engpass beim Holzverkauf. „Wenn wir nicht liefern, hängt die Holzindustrie in der Luft“, sagt Watzek. Jährlich werden in den Wäldern im Landkreis Esslingen rund 100 000 Festmeter Holz eingeschlagen und weiterverkauft. „Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber der Holzindustrie bewusst und holen raus, was und wo immer es möglich ist,“ sagt der Forstamtschef.

Die Forstleute im Kreis hinken allerdings nicht nur der fehlenden Masse wegen hinter dem Plan her. Auch an der Klasse, an den hochwertigen Submissionshölzern, fehlt es in diesem Jahr. Die Kirchheimer Revierförsterin Carla Hohberger hatte im vergangenen Jahr rund 200 Festmeter bestes Eichenholz zur zentralen Versteigerung der Forstreviere aus den Kreisen Esslingen, Göppingen und Rems-Murr gebracht, darunter auch den Rekordstamm, der einem aus Karlstadt am Main angereisten Furnierhersteller 3200 Euro wert war. In diesem Jahr wird die Försterin, wenn es Mitte März in Göppingen um die Zuschläge geht, magere 15 Festmeter Wertholz bereitstellen. Welches Loch das in die Kasse reißt, lässt sich bei einem durchschnittlichen Versteigerungserlös von 543 Euro für den Festmeter Eichenholz leicht ermessen.

Bis die Stämme überhaupt erst weiter verarbeitet werden, müssen sie nicht nur aus dem Wald heraus, sondern von den Sammelplätzen auch zu den Abnehmern gelangen. Auch hier zeichnet sich schon ein Engpass an. „Da hat sich im ganzen Land inzwischen so viel angestaut, dass es über kurz oder lang mit den Transportkapazitäten knapp werden könnte“, sagt Watzek.

Gleichgewicht in Gefahr

Ist das mühsam austarierte Gleichgewicht im Wald und in der Verwertungskette erst einmal gestört, dann kommt eins zum anderen. „Wir sind dringend auf Kälte und Frost angewiesen, um in den Wald zu kommen. Wenn es aber soweit ist, dann sollte es schnell gehen. Andere Forstämter im Land stehen vor dem gleichen Problem. Auch sie haben langfristige Verträge mit den Rücke-unternehmen abgeschlossen. Da heißt es dann, sich miteinander abzusprechen“, sagt der Forstamtschef.

Nicht nur wirtschaftliche Gründe sind es, die den Förstern Sorgenfalten auf die Stirn zeichnen. Das im Wald liegende Holz ist ein gefundenes Fressen für Holz- und Rindenschädlinge aller Art – zumal, wenn die Temperaturen jetzt im beginnenden Frühling weiter steigen. „Der Borkenkäfer fliegt im März. Der findet in den noch nicht abtransportieren Fichten ideale Lebens- und Fortpflanzungsbedingungen. Da ist der Keim für Folgeschäden schon gelegt“, sagt Watzek, der sich jetzt nichts lieber wünscht, als eine dreiwöchige Kältewelle.