Das Haus der Vereine in Ditzingen ist unerwartet geschlossen worden – zumindest vorläufig. Das verschärft die Situation der Vereine. Jetzt ist guter Rat teuer.

Ditzingen - Rund 20 Ditzinger Vereine sind seit wenigen Tagen heimatlos. Nachdem der Tüv den Brandschutz im so genannten Fuchsbau geprüft hatte, wurde das Haus der Vereine weitgehend dichtgemacht. Grund dafür sei der mangelnde Brandschutz, In der Folge einer Arbeitsschutzbegehung sei festgestellt worden, dass ein zweiter Fluchtweg aus dem Büro der Hausmeisterin fehle, sagt der Stadtsprecher Jens Schmukal.

 

Für die Vereine würden nun Interimslösungen gesucht, ob in der Ortsmitte – beispielsweise in Bürgersaal und Stadtbibliothek – oder in anderen Stadtteilen. „Wir sind im ständigen Kontakt mit den Vereinen“, sagt Schmukal. Man habe für den Übergang „eine ganz gute Lösung gefunden“. Und doch fügt er an, man bitte die Vereine um Verständnis, „wenn nicht alles ganz reibungslos funktioniert“. Einzig das DRK kann seine Räume weiterhin nutzen. Alle anderen – beispielsweise Volkshochschule, die Karnevalsgesellschaft Titzo, die Turn- und Sportfreunde (TSF), Kultur- und Kunstkreis – mussten raus.

Unruhe nach der Routineüberprüfung

Die Tüv-Überprüfung war turnusgemäß, sie muss laut der Stadt alle zwei Jahre gemacht werden. Doch das Ergebnis, in dessen Folge die Schließung offenbar unausweichlich war, „überrascht zum jetzigen Zeitpunkt“, sagt Schmukal. Die Stadt will ihm zufolge nun zunächst das schriftliche Tüv-Gutachten abwarten. Dann wird sich der Gemeinderat mit den Fakten befassen müssen.

Die Entscheidung kommt für die Ditzinger zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Vereinsräume sind, wie in vielen anderen Orten, grundsätzlich eher rar. Doch mit dem Um- und Neubau der Konrad-Kocher-Schule fallen auch dort Räume weg, die ohnehin schon als Domizil in der Kernstadt genutzt wurden, etwa vom Repair Café.

Die plötzliche Schließung des Gebäudes in der Leonberger Straße wird deshalb eine Grundsatzdiskussion befeuern, die seit Jahren schwelt. Zuletzt war der Freie Wähler-Fraktionschef Manfred Grossmann darauf eingegangen. Er bat die Verwaltung im Sommer 2020, über die Auslastung des Fuchs-Baus zu berichten und Ansätze zur Belebung des Gebäudes darzustellen. Die Verwaltung legte einen Sachstandsbericht vor, auf dessen Basis sich die Stadträte damit befassten.

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Im Grundsatz ging es dabei um die Frage, was man aus der Immobilie machen kann, die einst als Bürogebäude gebaut wurde. Die Ditzinger hatten im Fuchsbau, nachdem sie diesen erworben hatten, zunächst eine Außenstelle der Stadtverwaltung eingerichtet. Im Jahr 1989, als die Rathausmitarbeiter wieder auszogen, wurde der Bau zum Haus der Vereine. „Ich habe den Eindruck, da ist tote Hose. Da fehlt das Leben“, sagte Grossmann dann im Herbst 2020 und begründete damit seinen Vorstoß Monate zuvor.

Hohe Auslastung vor Corona

Laut der Verwaltung werden die multifunktionalen Räume sowie die Seminar- und Vereinszimmer „nahezu täglich, montags bis freitags, von verschiedenen Nutzern mit unterschiedlichen Zielgruppen belegt“. Das Spektrum reiche von Mutter-Kind-Gruppen, Yoga-Angeboten, bis hin zu Sprach- und Integrationskursen der Schiller-Volkshochschule sowie weiterhin den Besprechungen und Seminaren der Stadtverwaltung. Zudem seien die beiden Säle fast jede Woche durch private Feiern und Schachwettkämpfe belegt.

Das sei auch schon so weit gegangen, dass die Belegung reduziert worden sei, um die Ruhezeiten der Hausmeisterin einzuhalten und die Anwohner von 22 Uhr an vor Lärm zu schützen. Manche Gruppierung nutzt ihren Raum aber auch nur als Lager. Im Herbst 2020 war der Rat übereingekommen, diese Nutzungsform zugunsten einer Belebung des kulturellen Lebens zu reduzieren.

Bis der Gemeinderat entschieden hat, bleiben Vereine, Organisationen und Gruppen ausquartiert. Rathaussprecher Jens Schmukal verhehlt nicht, dass dies eine schwierige Situation für alle Beteiligten sei, auch wenn die Räume zuletzt „weniger gebucht waren als vor der Coronazeit“.