Die Bürger sprechen von einem Aprilscherz, die Polizei sieht in der innerstädtischen Grube ein Sicherheitsproblem: Die Großbaustelle am zentralen Leopoldsplatz muss wegen des G-20-Gipfels, der am 17. und 18. März in Baden-Baden stattfindet, wieder zugeschüttet werden – das verursacht nicht unerhebliche Mehrkosten.

Baden-Baden - I mmer wieder stehen Bürger kopfschüttelnd vor der gegenwärtig größten innerstädtischen Baugrube in Baden-Baden, eine Frau spricht von „einem Aprilscherz“. Seit Mitte September wird am Leopoldsplatz gegraben. Für fünf Millionen Euro sollen neue Kanäle angelegt und anschließend die Platzoberfläche neu gestaltet werden. Noch ein Jahr soll das dauern. Doch wegen des G-20-Treffens der Finanzminister Mitte März müssen die Bauarbeiter nun eine Pause einlegen. Der Platz wird zugeschüttet, auf die Sandschicht soll oben auch noch Asphalt kommen.

 

Seit dies bekannt ist, füllt der Leo, wie der Platz in der Mitte der Baden-Badener Fußgängerzone von den Einheimischen genannt wird, die Leserbriefspalten lokaler Blätter. Allerdings geht es nicht um ein ästhetisches Problem. Regelmäßig sind die Großen der Welt in der Kurstadt zu Gast. 2009 tagte hier der Nato-Gipfel mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama. Da muss man sich nun wegen einiger Minister nicht extra aufhübschen. Vielmehr gebe es Sicherheitsbedenken, wie ein Sprecher der Stadt bestätigt.

Polizei: Steine der Baustelle könnte als Wurfgeschosse dienen

Der Polizei war die 70 Meter lange und 20 Meter breite Baustelle schon länger ein Dorn im Auge. Nun erging die dringende Bitte, dass die Baustellenoberfläche während der 100 Stunden, die der Gipfel dauert, „den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen“ entsprechen müsse. Der Platz spiele „eine wichtige Rolle im Konzept für mögliche Flucht- und Rettungswege“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Offenburg. Offenbar wird befürchtet, dass bei den zu erwartenden Protesten Demonstranten auf die Idee kommen könnten, Steine von der Baustelle als Wurfgeschosse zu missbrauchen oder Barrikaden aus den Baustellenzäunen zu errichten.

Vor wenigen Wochen war eine Kostensteigerung von zwei Millionen für die Platzumgestaltung bekannt geworden. Nun spricht der Sprecher der Kurstadt noch einmal von einem „fünfstelligen Betrag“ an zusätzlichen Kosten für die Unterbrechung der Baustelle. Kritiker rechnen derweil mit einem „bis zu sechsstelligen Betrag“. Vermutlich blieben die Kosten an der Stadt hängen, räumt der Stadtsprecher ein. Der PR-Effekt des G-20-Treffens sei allerdings weitaus höher zu veranschlagen.

Einwohner sprechen von Schildbürgerstreich

„In der Zeit von 15. bis 20. März darf auf dem Leopoldsplatz nichts mehr an die Bautätigkeiten erinnern“, sagt Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU). Sie hatte es noch im vorigen Jahr abgelehnt, den Start der Baumaßnahmen – so wie es etwa die SPD kurz vor der Sommerpause im Gemeinderat beantragt hatte – auf die Zeit nach dem Ministertreffen zu verlegen. Kritiker der damaligen Entscheidung sprechen von einem Schildbürgerstreich, doch die OB ficht das nicht an. Die Baustelle sei eingetaktet in andere Vorhaben. Zudem seien zum Zeitpunkt des SPD-Antrags die Baustellenplanungen viel zu weit fortgeschritten gewesen.

Der Leopoldsplatz, auf dem noch vor wenigen Jahren reger Autoverkehr herrschte, ist Mittelpunkt der Baden-Badener Fußgängerzone und dient als Verbindungsachse zwischen der Innenstadt und dem Kurparkareal, wo sich – westlich des Flüsschens Oos – mit dem Kurhaus, dem Festspielhaus und dem Kongresshaus der Schauplatz des Ministertreffens befindet.