Im Laden der Hegnacher Mühle haben sich Hamsterkäufer gehörig daneben benommen. Die Juniorchefin erklärt, welche Konsequenzen das hat – und, warum sie die Versorgung mit Lebensmitteln nicht in Gefahr sieht.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Waiblingen - Die Absperrbänder und die Schilder sprechen eine klare Sprache: Der Mühlenladen der Hegnacher Mühle hat bis auf Weiteres geschlossen. Und das, obwohl er nicht unter jene Betriebe fällt, die seit Mittwoch geschlossen sein müssen. Der Grund, das erklärt die Juniorchefin Thea Scholz, seien unter anderem unschöne Szenen, die sich im Zusammenhang mit Hamsterkäufen wegen des Corona-Virus in dem kleinen Geschäft abgespielt haben. „Es ist vorgekommen, dass Leute anderen Kunden das Mehl aus den Einkaufskörben genommen haben, als diese nicht hinsahen.“ Die meisten Kunden hätten sich zwar korrekt verhalten – doch es gab auch traurige Ausnahmen.

 

In anderen Fällen seien Menschen nach einem Einkauf sofort wiedergekommen, um sich von einem anderen Mitarbeiter einen zweiten Sack Mehl geben zu lassen. Damit wollten sie die Beschränkung des Einkaufs auf haushaltsübliche Mengen umgehen. Eine Frau habe angefangen, alle anderen Kunden aus dem Laden zu schicken, damit sie mit ihrem Sohn im Teenageralter, der zur Risikogruppe gehöre, einkaufen konnte. „Als wir sie gefragt haben, ob er nicht Zuhause besser aufgehoben wäre, reagierte sie sehr unfreundlich“, sagt Scholz. Wann der Hegnacher Mühlenladen wieder öffnet, steht derzeit in den Sternen.

„Die Lager sind überall voll“

Auf ihrer Internetseite schreibt das Team der Mühle: „Wir möchten keine ungerechtfertigten Hamsterkäufe unterstützen, die nur zu Lastet derer gehen, die Lebensmittel und andere Bedarfsgegenstände dringend benötigen.“ Es ist der Juniorchefin wichtig, zu betonen, dass es kein Versorgungsproblem gebe. „Wir sind gut vernetzt mit Kollegen, Landwirten und Herstellern. Überall sind die Lager voll. Der Sommer ist auch nicht mehr weit, dann kommt schon die neue Ernte.“

Auch beim baden-württembergischen Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sieht man dies ähnlich. „Die Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser in Deutschland ist sichergestellt, eine Sorge vor einem Versorgungsengpass ist bei uns aktuell unbegründet. Es ist deshalb keine besondere Vorratshaltung notwendig“, heißt es in einer Mitteilung. „Selbst wenn einzelne Produkte an bestimmten Tagen in den Regalen nur gering vorhanden sind, werden diese schnellstmöglich wieder nachgefüllt“, so das Ministerium weiter.

Ministerium empfiehlt den wochenweisen Einkauf

Das einzige Problem, sagt Thea Scholz, seien die Hamsterkäufe. Nur diese führten zu leeren Regalen und – vermeintlichen – Versorgungslücken: „So eine riesige Nachfrage können wir als kleiner Betrieb nur mit Verzögerung bedienen. Auf diesen Ansturm sind wir nicht ausgelegt.“ Die etwa zehn Mitarbeiter der Hegnacher Mühle, die den Laden bisher immer nebenbei gestemmt haben, konzentrieren sich daher jetzt darauf, möglichst viel zu produzieren und die Händler zu beliefern.

Das Ministerium empfiehlt generell die „Vorratshaltung für einen überschaubaren Zeitraum, im Rahmen eines Wocheneinkaufs“. Scholz sieht das ähnlich: Leere Regale in den Supermärkten lägen nur daran, „dass sich Leute übertrieben bevorraten“. Dabei sei es für Normalverbraucher gar nicht von Vorteil, zum Beispiel eine Jahresration Mehl zu lagern: „Wer sonst nie backt und plötzlich 25 Kilogramm Mehl in der Speisekammer stehen hat, bekommt in ein paar Wochen ein Problem mit Motten“, sagt Scholz.