Wegen gesundheitlicher Probleme ist die 85-Jährige aus dem Ludwigsburger Gemeinderat ausgeschieden. Dort hatte sie sich fast ihr halbes Leben engagiert – und gern gestritten.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Der lang anhaltende Applaus ihrer Kolleginnen und Kollegen im Ludwigsburger Gemeinderat am Mittwochabend zeigte, wie viel Respekt sich Elga Burkhardt über all die Jahre in der Kommunalpolitik erarbeitet hatte. Die 85-Jährige ist nun aus dem Gemeinderat ausgeschieden.

 

Die Beifallsbekundungen zu ihrem Abschied verfolgte Burkhardt von daheim am Bildschirm, nach zwei Schlaganfällen und schwerer Krankheit hatte sie sich schon vor einiger Zeit zurückgezogen – dabei hätte sie gern weitergemacht, zumindest noch zwei Jahre bis zu den nächsten Wahlen.

Oft streitbar, immer an der Sache orientiert

Inzwischen lebt sie in Heidenheim an der Brenz im betreuten Wohnen, näher bei ihrem Sohn Martin, der sich so gemeinsam mit seiner Frau besser um sie kümmern kann. Weil sie umgezogen ist, durfte sie das Amt rein rechtlich nicht mehr ausüben. 42 Jahre, fast ihr halbes Leben, hat die gebürtige Berlinerin, die zuletzt im Ludwigsburger Stadtteil Eglosheim lebte, auf kommunalpolitischer Ebene gewirkt. Oft streitbar, aber immer an der Sache orientiert und „stets geradeaus“, wie Oberbürgermeister Matthias Knecht (parteilos) in seiner Laudatio betonte. In diesem Alter noch in einem Gremium wie dem Ludwigsburger Gemeinderat tätig zu sein, damit sei Burkhardt „eine absolute Ausnahmeerscheinung“, sagte Knecht, „fast eine Jahrhundertstadträtin“.

Insgesamt fünf Bürgermeister hat Elga Burkhardt kommen und gehen sehen und „unter sich regieren lassen“, wie Knecht es mit einem Augenzwinkern ausführte. Er spielte darauf an, dass der Gemeinderat nominell das höchste Gremium der Stadt ist. Wer auf dem OB-Sessel saß, sei Burkhardt „eigentlich egal gewesen“, so Knecht. Auch er hatte das ein oder andere Gefecht mit ihr gefochten. Besonders die Stirn bot Burkhardt kurz nach ihrem Einstand im Gemeinderat Otfried Ulshöfer. Beim ohnehin umstrittenen Bau des Forums am Schlosspark lagen die beiden über Kreuz, weil Burkhardt vehement darauf pochte, dass der Neubau mit nur einem Saal auskommen sollte. Dass sie politisch keine richtige Heimat hatte, zeigte sich darin, dass sie zunächst (von 1980 bis 89) für die SPD im Gemeinderat saß, anschließend war sie fraktionslos, dann Teil von Zusammenschlüssen – erst mit der FDP, später mit der Linken – und bis zuletzt wieder als Einzelstadträtin für LUBU aktiv. Diesen Platz nimmt nun Adelheid Kainz ein.

Wegbereiterin für Naturschutz-Themen

Für Themen wie Radwege, Bäume, Grün und Klimaschutz im Allgemeinen machte sich Burkhardt früh stark. Knecht nannte sie „durchaus eine Wegbereiterin“. Wie viel Zeit Elga Burkhardt tatsächlich mit der politischen Arbeit verbracht hat, dazu hatte ihr Sohn Martin eine Anekdote parat: als Jugendlicher habe er auch mal eine Nacht durchgefeiert. Seine Mutter sei, wenn er morgens zurück ins Haus schlich, noch gar nicht zu Hause, sondern immer noch auf Sitzungen gewesen.