Wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine sieht sich Opernstar Netrebko mit reihenweise Konzertabsagen konfrontiert. Erst wandten sich die großen Bühnen im Westen ab von ihr. Weil sie nun nach einigem Zögern die Invasion verurteilt, bekommt sie auch in ihrer Heimat Ärger.

– Die Sopranistin Anna Netrebko ist nach ihrer Erklärung gegen den Angriff von Wladimir Putin auf die Ukraine nun auch an einer Oper in ihrer russischen Heimat in Ungnade gefallen. Ein für den 2. Juni angesetztes Konzert falle aus, teilte die Oper in Nowosibirsk mit. Grund sei eine Mitteilung der Künstlerin, in der sie die Handlungen „unseres Staates“ verurteile. „Das Leben in Europa und die Möglichkeit, auf europäischen Bühnen aufzutreten, sind für sie wichtiger als das Schicksal der Heimat“, hieß es in der Mitteilung des Staatlichen Akademischen Theaters für Oper und Ballett in der sibirischen Metropole.

 

Das Theater habe sich entschieden, den Organisatoren des Konzerts seine Bühne, den Saal und das Orchester nicht zur Verfügung zu stellen. „Wir sind überzeugt, die Wahrheit ist auf unserer Seite. Uns sollte es keine Angst machen, dass es Kulturschaffende gibt, die sich von ihrer Heimat abwenden. Unser Land ist reich an Talenten, und an die Stelle der Stars von gestern kommen andere mit einer klaren Haltung als Bürger.“

Netrebko zeigt sich nach Kriegsbeginn zunächst zögerlich

Netrebko hatte sich nach dem Beginn des Krieges am 24. Februar zunächst zögerlich gezeigt, dann gegen Krieg ausgesprochen. Das galt als bemerkenswert, weil allein das Wort in Russland verpönt ist. Kremlchef Putin nennt die beispiellose und extrem blutige Invasion eine „militärische Spezial-Operation“.

Am Mittwoch hatte Netrebko sich nach der Absage von Auftritten durch westliche Häuser deutlicher von Putin distanziert. „Meine Position ist klar. Ich bin weder Mitglied einer politischen Partei noch bin ich mit irgendeinem Führer Russlands verbunden“, hatte sie über ihren deutschen Anwalt mitgeteilt.