Außergewöhnlich harmonisch ging es bei der Partie zwischen dem Kosovo und England zu. Die heimischen Fans überschütteten die Anhänger und Spieler von der Insel mit Gastfreundlichkeit – als Dank für die Rolle Englands im Kosovokrieg.

Pristina - Rein sportlich hatte das EM-Qualifikationsspiel zwischen England und dem Kosovo wenig zu bieten. Die „Three Lions“ sind bereits für die Europameisterschaft im kommenden Jahr qualifiziert, während der junge Balkanstaat als Dritter der Gruppe A noch auf die Hintertür Nations-League-Play-Offs hofft. Dennoch herrschte bei der Begegnung am vergangenen Samstag in der kosovarischen Hauptstadt eine besondere Atmosphäre.

 

Schon in der Woche vor der Begegnung schmückten Banner und Spruchbänder die Innenstadt Pristinas. „Willkommen und Respekt“, war oftmals darauf zu lesen. Während der Partie hoben die Zuschauer auf den Rängen allesamt englische Fahnen in die Höhe und standen währen der Nationalhymne der Gästemannschaft auf. Szenen, die üblicherweise nicht bei einem Fußballspiel zu sehen sind.

Woher rührt die besondere Freundschaft?

Im Zuge der NATO-Intervention 1999 im Kosovokrieg machten britische Soldaten einen großen Teil der multinationalen KFOR-Streitkräfte (engl.: „Kosovo Force“) aus. Das militärische Eingreifen der NATO verhinderte viele Kriegsgräuel und markierte den Beginn des eintretenden Friedens zwischen Serben und Kosovo-Albanern. „Wir tun dies aus Anerkennung für unsere Freunde, die uns bei der Gründung unseres eigenen Staates sehr geholfen haben“, kommentierte Agin Ademi, Präsident des kosovarischen Fußballverbands KFF, die Aktionen gegenüber der Deutschen Welle.

Viele der knapp 20.000 englischen Soldaten sorgten auch nach dem Krieg in Pristina noch einige Jahre für Stabilität und Sicherheit. Viele Kosovo-Albaner haben das offenbar nicht vergessen und in den sozialen Netzwerken kursierten zahlreiche Bilder und Videos von sich in den Armen liegenden Fußballfans beider Teams. Der 4:0-Sieg Englands geriet angesichts der historischen Bedeutung und der überschwänglichen Zuneigung schon fast in den Hintergrund.

Nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahre 2008, wurde die kosovarische Fußballnationalmannschaft im Juli 2016 das erste Mal in der FIFA-Weltrangliste aufgeführt. Ihr erstes Länderspiel bestritt sie wenige Wochen vorher in Frankfurt gegen die Färöer Inseln.

Die ungewöhnliche Harmonie ist Balsam für die Fußballseele. Erst im Oktober hatte es bei einem Qualifikationsspiel der englischen Auswahl in Sofia einen Eklat gegeben: Bulgarische Fans zeigten offen rassistische Gesten und beleidigten englische Spieler.