Die Erzieherinnen wünschen sich Fachkräfte statt Aushilfen
Die Idee war schon früh in der Welt, als es in die Notbetreuungen ging. Aber so einfach ist es nicht. Dass man quasi auf Zuruf einer Mutter, die Aushilfe leisten würde, sagt: „Also, kommen Sie morgen“ – keine Lösung. Es bedarf schon eines Konzepts. Sophie Schaub, Leiterin der Abteilung für Familie und Vereine im Ebersbacher Rathaus, stellte es dem Gemeinderat vor. Und schon ihre Vorbemerkung hatte Gewicht: „Es löst keine Jubel-Arie beim Kita-Personal aus.“ Die Erzieherinnen wünschten sich Fachkräfte und keine Aushilfe von Erziehungsberechtigten. Keine Begeisterung also. Sondern: „Sie tragen’s mit.“
Einfach nur eine Abmachung mit einer Mutter gehe auch nicht. Es müsse eine Art Arbeitsverhältnis geschaffen werden, sagt Sophie Schaub. Wegen versicherungsrechtlicher Belange – wegen der Haftung. Das werde dann eine kurzfristige geringfügige Beschäftigung. Das ist der formale Rahmen.
Die eigenen Kinder sollen nach Möglichkeit nicht betreut werden
Mitbringen müssen die Eltern, die Aushilfskräfte werden wollen, zweierlei: ein erweitertes Führungszeugnis und der Nachweis der Masernimmunität. Sodann müssen sie das pädagogische Konzept des jeweiligen Kindergartens anerkennen. Die Eltern dieser Kita-Kinder wiederum müssten einverstanden sein. „Das müssen wir abfragen“, sagt Sophie Schaub. Nicht so gern gesehen würde es, wenn die Aushilfe auch das eigene Kind mit hütet. Man könne das mal machen, wenn es nötig sei, sagt Sophie Schaub, etwa um Schließung und Notbetrieb abzuwenden. Bei der Modell-Kita, die man auswählt, wird der Fall schon einmal vermieden.
Drei Kindergärten hat die Abteilungsleiterin als Test-Kitas auf dem Schirm. Wenn das Projekt zustande kommt und sechs Monate gelaufen ist, soll ausgewertet werden, ob die Aushilfe hilfreich war oder eine Belastung. Die Verwaltung schlug vor, dass eine externe Stelle dies eruiert – um auszuschließen, dass die Stadt ein subjektives Resümee zieht. Die Konsequenz: 10 000 Euro für eine externe Untersuchung.
Evaluation ist den Kommunalpolitikern zu teuer
Das wollte der Gemeinderat nicht. Sonja Hollandt (SPD) verwies auf die Ebersbacher Finanzsituation. Man könne doch durchaus auch im gemeinsamen Gespräch zu einem Ergebnis kommen: Erzieher, Kita-Leitung, Elternvertreter – „da braucht‘s nichts für 10 000 Euro.“ Sacha Auwärter (Freie Wähler) stellte die Auswertung überhaupt in Frage: Warum sei sie nötig? Bürgermeister Eberhard Keller hatte die externe Beurteilung wegen der Neutralität vorgeschlagen, hat aber nichts gegen eine eigene Lösung. So wurde dies kurzerhand gestrichen.
Nachdenklich äußerte sich Oliver Knur (CDU). Gut, dass es ein Konzept gebe, aber die Liste der Restriktionen sei größer als der Nutzen. „Wir stehen uns in vielen Bereichen selber im Weg“, befand er. Jetzt müsse man sehen, wie viele mitmachten. Er fürchtet: „Das wird ein dickes Brett.“
Die Profis sind die Chefs
Sophie Schaub verwies abermals darauf, dass es beim Kita-Personal auch große Skepsis gebe. Es dürfe nicht der Eindruck erweckt werden, dass man ungelernte Kräfte auf die gleiche Stufe wie Fachkräfte mit jahrzehntelanger Berufserfahrung stelle. „Die pädagogische Fachkraft ist Chef, sie ist nicht zu ersetzen durch zwei Mamas und Papas.“ Die Räte wollten schließlich den Versuch einstimmig. Sacha Auwärter lobte: Grundsätzlich eine gute Sache „in engen Zeiten“. Sonja Hollandt sah es als Signal an die Eltern, „dass wir sie gehört und verstanden haben.“
Was die Aushilfen dürfen und was nicht
Aufsicht
Was genau die Aushilfe im Kindergarten macht, sei lediglich die Wahrung der Aufsichtspflicht, sagt Sophie Schaub, Abteilungsleiterin bei der Ebersbacher Stadtverwaltung: „Nicht mehr und nicht weniger.“
Verbot
Was sie nicht machen darf: Pflegerische Tätigkeiten, nichts was bei Kindern intimitätsnah ist, kein Konfliktgespräch, nichts Pädagogisches. Keine Elternarbeit, nichts Konzeptionelles, auch nichts, was zur Betriebswirtschaft der Kita gehört. Auch keine Lebensmittelausgabe, weil es dafür einer Infektionsschutzschulung bedürfe. Wenn die Aushilfe eine solche Schulung absolvieren würde, ginge das. Aber: „Das streben wir gar nicht an“, sagt Sophie Schaub.