Ein Militärgericht in Tel Aviv verurteilt einen israelischen Soldat zu 18 Monate Haft, weil er einen verletzten und am Boden liegenden palästinensischen Angreifer mit einem Kopfschuss getötet hat.

Tel Aviv - Ein israelischer Soldat muss für seine tödlichen Schüsse auf einen palästinensischen Angreifer für 18 Monate ins Gefängnis. Zu diesem Urteil kam ein Militärgericht in Tel Aviv am Dienstag. Die Staatsanwaltschaft hatte drei bis fünf Jahre Haft gefordert, die Verteidigung plädierte auf Freispruch.

 

Der Soldat Elor Azaria hatte einen verletzten und am Boden liegenden palästinensischen Angreifer im März 2016 im westjordanischen Hebron mit einem Kopfschuss getötet. Der Vorfall wurde in einem Video festgehalten und hatte international für Aufsehen gesorgt. Die Höchststrafe hätte 20 Jahre betragen können. Experten hatten aber mit einem geringeren Strafmaß gerechnet.

Netanjahu forderte Begnadigung des Soldaten

Azaria wurde Anfang Januar wegen Totschlags schuldig gesprochen, was für einen tiefen Riss in der israelischen Gesellschaft sorgte, in der der Militärdienst verpflichtend ist und junge Soldaten große Anerkennung genießen. Militäroffiziere, die bei der Tat ethische Regeln verletzt sahen, verbuchten den Schuldspruch gegen Azaria als Erfolg. Premierminister Benjamin Netanjahu hingegen forderte gemeinsam mit politischen Hardlinern eine Begnadigung des Soldaten. In Israel und weltweit ist es selten, dass ein Militärgericht einen Soldaten wegen einer tödlichen Handlung verurteilt.