Die Umbrüche in der Schullandschaft stellen auch die Busunternehmen vor Probleme. Um neue Schulwege zu bedienen will der Kreis einen Taktverkehr einführen. Doch das geht nur, wenn die Schulstunde 60 Minuten dauert.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Stell dir vor, es ist Schule, und keiner kommt hin. Welche zentrale Bedeutung der Schülerverkehr für den Erfolg eines neuen Schultyps hat, ist der  Schulleitung der Albert-Schweitzer-Schule in Albershausen bewusst. Seit diesem Jahr ist sie Gemeinschaftsschule. Früher wurden dort die örtlichen Hauptschüler unterrichtet, seit diesem Schuljahr setzt man verstärkt auch auf Schüler von außen. Auf der Homepage der Schule hat der Rektor Manfred Mettang deshalb die kompletten Busfahrpläne hochgeladen. Zuoberst steht die Verbindung nach Ebersbach. Dort scheiterte bekanntlich die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule. Die Hardtschule steht als Werkrealschule seither vor dem Aus. Nutznießer könnte neben Uhingen auch das kleine Albershausen sein.

 

Die Busunternehmen stellt der Umbruch der Schullandschaft allerdings vor ein Problem. „Plötzlich drehen sich die Schülerströme um“, sagt der Nahverkehrsplaner des Kreises, Jörg-Michael Wienecke. Das beste Beispiel ist die Heinrich-Schickhardt-Schule in Bad Boll. Früher fuhren die Boller Schüler zu den weiterführenden Schulen nach Göppingen. Seit die Schickhardtschule Gemeinschaftsschule ist, ist der Bus auch in der Gegenrichtung gut gefüllt. „Das ist für uns natürlich der Idealfall“, sagt Wienecke.

Schwierig wird es allerdings, wenn völlig neue Wegebeziehungen entstehen. So lockt die Gemeinschaftsschule in Süßen inzwischen auch Schlater Schüler an, die bisher ausschließlich nach Göppingen pendelten. Zudem spreizt sich die Nachfrage durch den Trend zur Ganztagsschule vielerorts immer weiter aus. „Die Veränderungen setzen uns erheblich unter Druck“, räumt Wienecke ein.

Schon mehrfach wurden Schulleiter bei dem Verkehrsplaner vorstellig, die um die Zukunft ihrer Schule bangen. Nicht wenige machen fehlende Busanschlüsse als Grund dafür aus, wenn ihr Angebot nicht ausreichend Schüler findet.

Nicht mehr, sondern weniger Schulbusse dürften die Konsequenz aus der Entwicklung sein. Wieneckes Amt ist gerade dabei, eine komplette Neukonzeption für den Schülerverkehr zu erarbeiten, die im Januar den zuständigen Kreistagsgremien vorgelegt wird. „Wir brauchen ein klares Taktangebot auch im Schülerverkehr“, sagt Wienecke. Das könnten dann nicht nur Schüler, sondern alle nutzen. Ein ziemlich großes Problem müsste dafür allerdings erst noch gelöst werden: die Unterrichtszeiten. „Eigentlich müssten die Schulstunden von 45 auf 55 Minuten verlängert werden“, sagt Wienecke, der sich keine Illusionen macht: „Die Begeisterung hält sich in Grenzen.“