Wegen Vergangenheit CDU-Frau im Visier von Parteifreunden
Ihr Schweigen über eine linke Lebensphase war fraglos ungeschickt. Doch die Kreis-CDU sollte im Umgang mit Susanne Wetterich die Kirche im Dorf lassen.
Ihr Schweigen über eine linke Lebensphase war fraglos ungeschickt. Doch die Kreis-CDU sollte im Umgang mit Susanne Wetterich die Kirche im Dorf lassen.
Eines muss sich Susanne Wetterich sicher vorhalten lassen: Mit ihrer Jahrzehnte zurückliegenden Vergangenheit ist die Stuttgarter CDU-Frau und Landeschefin der Frauenunion ziemlich ungeschickt umgegangen. Wie ein Staatsgeheimnis hütete sie jene Lebensphase, in der sie sich als junge Studentin für eine maoistische Hochschulgruppe engagierte. Dabei hätte sie nur dem Beispiel von Winfried Kretschmann folgen müssen, der offen mit seiner kommunistischen „Verirrung“ in jungen Jahren umgeht. Sie aber entschied sich fürs Schweigen und versuchte, Berichte darüber mit namentlicher Nennung sogar juristisch zu unterbinden. Auf Dauer konnte das nicht funktionieren.
Geleitet wurde Wetterich offenbar von der Sorge, dass ihre „Jugendsünde“ in der CDU gegen sie verwendet werden könnte. Das sollte in einer christlichen Partei eigentlich abwegig sein. Sie sollte Menschen zugestehen, Fehler zu machen, diese einzusehen und sich weiter zu entwickeln – so, wie es Wetterich glaubhaft getan hat. Seit einem Vierteljahrhundert ist sie eine überzeugte und überzeugende Christdemokratin, an ihrer Verfassungstreue gibt es nicht den geringsten Zweifel.
Doch die Reaktionen aus der Kreispartei zeigen, dass ihre Sorge offenbar nicht völlig unbegründet war. Wenn dort nun Fragen nach ihrer Vergangenheit aufkommen, ist das zwar legitim. Mit dem langen Beschweigen hat sie es sich ein Stück weit selbst eingebrockt. Doch der Antrag, ihren Verbleib in politischen Ämtern zu prüfen, schießt weit übers Ziel hinaus. Schon fast ehrenrührig wirken die Zweifel, ob sie angesichts der möglichen Angriffsfläche für die politische Konkurrenz noch „tragbar“ sei, zumal im beginnenden Landtagswahlkampf. Einmal Kommunist, immer Kommunist – kann das allen Ernstes die Devise bei der CDU sein? Die Partei wäre gut beraten, den Antrag mit Augenmaß zu behandeln. Würde sie Wetterich wegen deren Vergangenheit tatsächlich in Frage stellen, fiele das am Ende auf sie selbst zurück.