Kaum aus Ischgl zurück, bekam unser Weinkolumnist Michael Weier elektronische Post: „Fahre übrigens nächste Woche auch nach Ischgl. Allerdings nicht zum Skifahren, sondern zum Ausliefern. Die Russen brauchen Nachschub!“ Unser Herr Weier fuhr mit seinem Sohn nur auf die schwäbische Alb. Dort macht das Skifahren auch Spaß, obwohl es nur Flaschenbier neben der Piste gab.

Das war’s. Am Wochenende habe ich mich vom Winter verabschiedet, immerhin mit einem halben Tag auf Skiern. Ich musste nach Oberndorf im Schwarzwald, weil es nur dort einen ganz bestimmten US-Wein zu kaufen gibt. Diese Shoppingtour habe ich kurzerhand mit einem Ausflug auf die Schwäbische Alb verbunden, dort lagen noch letzte Schneereste auf der Piste, ich staunte nur, wie viel Spaß man mit einem Vierjährigen direkt um die Ecke haben kann. Die Schwäbische Alb ist großartig! Der Unterschied zu den Ferien in Ischgl war: In Tailfingen tranken die Skifahrer keinen Champagner, sondern Flaschenbier. Aber Après-Ski gibt es auch dort, auf der Alb halt nicht mit Kaviar, sondern mit Kartoffelsuppe.

 

Mit meinen Beobachtungen zur Trinkfreude der Russen im Skigebiet liege ich richtig, das teilte mir kurz nach meiner Rückkehr Axel Buess mit, ein befreundeter Weinhändler und Frankreichexperte. Er schickte mir eine kleine Nachricht auf mein Telefon: „Fahre übrigens nächste Woche auch nach Ischgl. Allerdings nicht zum Skifahren, sondern zum Ausliefern. Die Russen brauchen Nachschub!“

Skifahren und Wein, das Thema hat Potenzial. Am Arlberg gibt’s eine Weinbruderschaft, eine Weinmesse, unter anderem mit dem Weingut Aldinger aus Fellbach. Trotz dieser guten Anbindung hat für mich die Verbindung von Skifahren und Wein in Frankreich begonnen. Dort habe ich erstmals erfahren, dass Wein und Schnee wunderbar passen. Während ich in meiner Jugend der klaren Meinung war, dass zum Schnee zwingend Williams und Jagertee gehören, wurde ich in Frankreich eines anderen belehrt. Dort lief auch am Abend nicht „Der Anton aus Tirol“ auf der Après-Hütte, dort lief Electro-Trance. Und die Franzosen tranken dazu eine Flasche Chardonnay. Nichts gegen den „Anton“, aber die französische Variante gefällt mir besser. Wobei ich auch den Geschmack der Russen teile – ein bisschen Dekadenz schadet nicht.

In Frankreich habe ich dadurch erste alpine Weine kennengelernt: Vin de Savoie. Den habe ich fleißig probiert, da ich grundsätzlich einheimischen Wein trinke. Wie in Ischgl den österreichischen Wein (statt Bordeaux und Champagner!). Das ist ein verdammt gutes Alibi: Als Forscher der einheimischen Kultur kann ich fröhlich vor mich hin süffeln. Auf meiner neuen Lieblingsseite im Internet namens Punch, von Amerikanern geschrieben, haben sie nun sogar eine Rangliste der besten Weine aus den Alpen aufgestellt. Dazu gehören Tropfen aus dem Trentino, aus Südtirol und natürlich aus den Savoyer Alpen. Was die Amis vergessen haben: Den Württemberger Bergwein! Immerhin reichen die Weinberge im Neuffener Tal bis auf 526 Meter hinauf. Und womöglich kommt auch in Tailfingen bald jemand auf die Idee, Reben anzupflanzen. Zum Beispiel dort, wo man vergangenes Wochenende noch Ski fahren konnte. Denn beim Rotwein spielt uns der Klimawandel in die Karten – beim Abfahrtsvergnügen jedoch nicht.

Tipp der Woche

Passend zum Schnee: Bergwein aus den höchsten württembergischen Weinbergen.

Weingut Dolde Linsenhofen, Silvaner Alte Reben, 7,80 Euro