Trotz Corona sollen die Gläubigen an Weihnachten in die Kirche dürfen. Für die Gemeinden bringt das einen erheblichen Planungsaufwand. Drei Beispiele von den Fildern.

Filder - Erst klickt man auf den Veranstaltungsort der Wahl, dann erscheint eine Liste buchbarer Termine. Soll es die Kinderkrippenfeier um 14 Uhr sein oder doch die späte Christmette um 20 Uhr? Ein blaues Kästchen ermöglicht „Ticket buchen“, dann wählt man zwischen „Account erstellen“ oder „Gastbestellung“. Doch Vorsicht: Maximal acht Tickets können in den Warenkorb gelegt werden.

 

So laufen die Weihnachtsvorbereitungen bei der katholischen Kirchengemeinde in Leinfelden-Echterdingen. Trotz Corona sind nach aktuellem Stand in Baden-Württemberg Gottesdienste erlaubt, allerdings müssen der Mindestabstand von anderthalb Metern und die Einhaltung der Maskenpflicht gewährleistet sein. Viele Gemeinden setzen daher für Heiligabend auf die Online-Anmeldung. Vor den Kirchen sollen dann Ordner die QR-Codes auf den Tickets scannen. Und die Plätze sind knapp. Miriam Schulte, die Pfarramtssekretärin, erklärt, dass in die Kirchen St. Peter und Paul in Leinfelden und St. Raphael in Echterdingen nur knapp 50 Personen dürfen. Normalerweise seien es etwa viermal so viele, „gerade bei den Krippenspielen stehen normalerweise viele, da ist es proppenvoll“, sagt sie.

Es gibt bereits Wartelisten für die Gottesdiensttermine

Die Verknappung macht sich schon jetzt bemerkbar. Am Dienstagmorgen rechnet Miriam Schulte damit, dass noch am selben Mittag die ersten Termine in Echterdingen ausgebucht sein werden. Nicht zuletzt deswegen soll es sowohl ein Krippenspiel als auch einen Gottesdienst geben, der im Livestream im Internet übertragen wird.

Auch bei der evangelischen Kirchengemeinde in Sillenbuch heißt es: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Der Pfarrer Friedbert Baur berichtet am Dienstag von sieben Heiligabend-Gottesdiensten, an denen insgesamt 500 Personen teilnehmen können: drei für je 100 Personen im Äckerwaldzentrum im Freien, vier in der Kirche für jeweils 50 Gläubige. Das erscheint zunächst üppig, jedoch: „Am ersten Tag war die Hälfte voll.“ Am Dienstagvormittag zeigt das Online-Buchungssystem bereits fünf ausgebuchte Termine samt Wartelisten. Allerdings betont Friedbert Baur: „Es gibt ebenso wieder Stornierungen.“ Um möglichst vielen Gemeindemitgliedern ihr spirituelles Heiligabend-Erlebnis zu ermöglichen, werde überlegt, einen Livestream einzurichten. Außerdem würden schriftliche Tipps verteilt, wie „Gottesdienste daheim“ gefeiert werden können, Liedtexte inklusive.

Gemeindebüro arbeitet schon über dem Limit

Nicht überall setzt man auf Buchungen per Klick. Nach aktuellem Stand will die evangelische Kirchengemeinde Möhringen und Fasanenhof darauf verzichten. „Ein Großteil der Klientel ist nicht internetaffin“, sagt Friedemann Kammerer, der Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Außerdem sei der Aufwand bei Anmeldungen sehr hoch, „unser Gemeindebüro arbeitet sowieso über dem Limit“. Eine Entzerrung will man stattdessen über eine Vergrößerung der Kapazitäten herbeiführen. In jeder der vier Kirchen sollen zwei Heiligabend-Gottesdienste stattfinden, die Anzahl der Sitzplätze reicht laut Friedemann Kammerer von 35 bis 40 in der Auferstehungskirche bis 160 in der Martinskirche. Im Waldheim sind nochmal zwei Open-Air-Zusammenkünfte vorgesehen, die sich schwerpunktmäßig an Familien richten. Und wenn zu viele kommen? „Dann müssen wir die Menschen leider abweisen und auf den nächsten Gottesdienst verweisen“, sagt er.

Für all jene, denen das zu heikel ist, gibt es Alternativen. Am 23. Dezember werden zwischen 10 und 13 Uhr am Europaplatz auf dem Fasanenhof und am Möhringer Bahnhof Bastelanleitungen, Adventsgeschichten und Anregungen für zu Hause verteilt. Am gleichen Tag wird die Pfarrerin Andrea Aippersbach einen Gottesdienst samt Orgelspiel aufzeichnen. Den kann man dann unterm Weihnachtsbaum daheim abspielen.