Romantisch, aber doch verboten: die selbst geschlagene Tanne aus dem Wald. Wie viele Leute gehen das Risiko ein, mit einem Baum unterm Arm erwischt zu werden? Förster berichten aus ihrem Revier.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder/Schönbuch - Tannen und Fichten stehen im Dezember hoch im Kurs. Sei es für den Adventskranz, das Adventsgesteck – oder natürlich als Christbaum. Vor allem für Letzteren, als Hauptdarsteller am Weihnachtsabend, ist man schnell einen mittleren zweistelligen Geldbetrag los. Wie viele Leute kommen bei diesen Baumpreisen ins Grübeln und bedienen sich mit der Axt im Wald? Ist derzeit Hochsaison für Baumdiebe? Förster erzählen aus ihrem Revier.

 

Bekommen vor Weihnachten viele Tannen und Fichten im Wald Füße?

Nicht in diesem Jahr, aber im vergangenen ist jemand mit Baum unter dem Arm dem Förster Sebastian Pizur im Wald in die Arme gelaufen. Das Delikt des Baumklaus „ist festzustellen“, sagt der Förster, der unter anderem für den Wald in Rohr, Vaihingen, Möhringen und Plieningen zuständig ist. Aber es seien Ausnahmen.

Das bestätigt sein Amtskollege Eckard Hellstern aus Plattenhardt. „Ganz vereinzelt kommt es vor“, sagt er. Die meisten Bäumchen im Wald wolle zudem keiner zum Weihnachtsbaum adeln. „Sie haben kurze Nadeln, und man kann durchschauen“, sagt Hellstern. Und die Zweige sind von Natur aus meist windschief gewachsen. Sie sind schlicht nicht hübsch genug.

Stefanie Knorpp, die Revierförsterin in Waldenbuch, verzeichnet in der Adventszeit – wie ihre Kollegen von der Filderebene – nur vereinzelt Beutezüge in ihrem Revier. „Es fehlen immer mal wieder ein paar Bäume“, sagt sie. Erwischt habe sie aber noch niemanden.

Wie wird ein Baumklau bestraft?

Einen Baum aus dem Wald zu schlagen, ist laut Rebecca Kottmann, Sprecherin des Landkreises Böblingen, „keine Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat“. Entscheidend sei letztlich der Wert des Baumes. Kommt es zu einer Anzeige, wird am Wert bemessen, ob sie fallengelassen oder weiterverfolgt wird. Die etwaige Strafhöhe ist nicht pauschal zu beziffern.

In der Regel müssen Baumdiebe allerdings wegen eines anderen Vergehens Strafe befürchten: Denn nicht selten wollen sie die Weihnachtsbäume in spe nicht heim schleppen, sondern direkt ins Auto laden. Das bestätigen alle befragten Förster. Wer mit dem Auto im Wald ertappt wird, muss mit einer Strafe von mindestens 35 Euro rechnen.

Was darf ich aus dem Wald mit nach Hause nehmen?

Wer Material für den Adventskranz braucht, der darf sich im Wald mit Reisig versorgen. „Ein Handstrauß ist erlaubt“, sagt der Plattenhardter Förster Hellstern. Die Nachfrage sei groß. Bis zu 100 Leute, schätzt er, machen davon Gebrauch. Dieses Jahr gebe es aber recht wenig. Wegen des Borkenkäfers hätten sie im Sommer viele Fichten schlagen müssen. Wichtig sei, dass sich die Leute nur an abgesägten Bäumen bedienen. Wo gefälltes Nadelholz am Wegesrand liegt, können Interessierte beim Förster erfragen (Telefon 0711/77 17 72).

Auch die Stadt Stuttgart nennt Stellen, an denen man sich mit Tannenreisig eindecken kann (Telefon 0711/21 68 89 13). „Wir stellen auch Karten zur Verfügung“, sagt Sebastian Pizur. Hier gilt es allerdings trotzdem, Maß zu halten. Neulich habe er eine Frau mit einem großen blauen Sack voller Reisig gestoppt. Pizur sagt, er habe sie verwarnt.