Verstopfte Innenstädte, aggressive Mitmenschen und erschöpfende To-Do-Listen: Die Festtage rund um Weihnachten müssen nicht zum Marathonlauf werden. Wenn Sie diese zehn Tipps beherzigen, steigen die Chancen auf ein stressfreies Fest.

Stuttgart - Natürlich jammern jetzt wieder alle über die hektische Vorweihnachtszeit. „Dem nächsten, der mir mit besinnlichem Advent kommt, haue ich eine rein“, sagte eine Freundin dieser Tage. Verstopfte Innenstadt, volle Läden, aggressive Mitmenschen, erschöpfende To-do-Listen: der Countdown läuft. Oder wie es der emeritierte Berliner Psychologieprofessor Peter Walschburger sagt: Immer mehr erlebten Weihnachten „wie eine Störung in ihrem mehr und mehr durchrationalisierten Alltag“. Sie sehen nicht, wie sie die Zeit aufbringen können, um den hohen Erwartungen – seien es die eigenen oder die der anderen – zu genügen. Doch das kann man ändern. Weihnachten genießen statt immer darunter leiden, heißt der neue Trend.

 

1 Den Fernseher nicht einschalten

Diese Werbung treibt uns in den Wahnsinn. Unsere komische Sippe wird nicht für drei Tage zur Vorzeigefamilie, die sich zum Dinner umzieht und sich unter kultiviertem Geplauder die silbernen Platten mit Köstlichkeiten über die Tafel reicht. Ein kluger Mensch sagte neulich, wahrscheinlich seien unsere Ansprüche zu hoch. Wir seien es nicht gewöhnt, einfach zusammen glücklich zu sein und einen Nachmittag oder Abend zu genießen. Lass es uns doch einfach mal probieren.

2 Die Vorfreude genießen

Ein Heiliger Abend ist nicht der Start einer Apollo-Rakete. Man braucht keinen Countdown, der dann um 21 Uhr in einer leisen Enttäuschung mündet. Bis zum letzten Moment geschuftet – und dann ist alles gleich vorbei. Öffnen Sie die Dose mit den Gutsle schon vor dem 24. – mit dem besten Gewissen. An Weihnachten ist die Vorfreude erfahrungsgemäß die schönste Freude.

3 Kein Großputz

Egal, was Mann und Kinder sagen, natürlich fühlen Sie sich in einer Messi-Bude nicht wohl. Aber die Zeiten, als Hausfrau und Mägde vor dem hohen Fest die Räume einer rituellen Reinigung unterzogen, sind vorbei. Lassen Sie der Schwägerin doch die Freude, bei Ihnen Staubränder zu entdecken. Verteilen Sie die Arbeit. Klo putzen, Badspiegel polieren, Wohnzimmer saugen und Müll raustragen: den Rest erledigen Sie nach den Feiertagen.

4 Klotzen statt kleckern

Was ein bisschen Farbe ausmacht! Rot und Gold, Schneeweiß und Tannengrün: in diesen kalten und dunklen Tagen können Sie bei der Deko dick auftragen. Ob rustikal oder elegant, skandinavisch oder traditionell – Geschmacksache. Lieber wenige, aber große Teile. Unsere Sinnen vertragen es zurzeit, schließlich schlürfen wir auch Punsch und Glühwein und keinen zarten Rosé. Ob echte Kerzen oder elektrische, mag jeder selbst entscheiden.

5 Bequemes anziehen

Seit Wochen sind die Versandkataloge voll mit Fotos, die schlanke Frauen in taillierten roten Samtroben unterm Christbaum zeigen, gerne auch ärmellos. Verführerisch, aber nichts für uns. Erstens zerstören die Hausschuhe das ganze Outfit, und zweitens spannt uns schon vor dem Nachtisch das Bäuchlein. Wem wollen wir imponieren? Ziehen wir Bequemes an. Es darf auch aus rotem Samt sein.

6 Nichts Aufwendiges kochen

Es soll Leute geben, die zaubern in vier Stunden ein fünfgängiges Schlemmermenü für acht Personen, ohne dabei eine Schweißperle zu vergießen. Es soll sogar Männer, Kinder und Schwiegereltern geben, die diesen Liebesdienst zu würdigen wissen. Im richtigen Leben sind aber fast alle Leute völlig zufrieden mit einem unkomplizierten Essen. Den feierlichen Rahmen liefern Glaskugeln und Omas gutes Service – und das glückliche Gesicht der Köchin, die entspannt mit am Tisch sitzt, anstatt atemlos in die Küche zu flitzen.

7 An Heiligabend unter sich bleiben

Laden Sie Ihre Familie ein. Aber nicht am 24. Da spinnen nämlich alle. „Bleiben Sie unter sich im allerengsten Kreis.“ Dieser wertvolle Tipp stammt vom Mamablog von Andrea Fischer Schulthess. Sie würde, so behauptet die Journalistin, seit Jahren an Heiligabend mit Mann und Kindern im Pyjama einen Topf Nudeln essen und einen Film anschauen. Seitdem sei Weihnachten „stressfreier und feierlicher“ geworden. Den Rest der Familie lädt man am 23. oder 26. Dezember ein. Da muss nichts perfekt sein, und alle sind lockerer.

8 Dem Partner nichts schenken

Das richtige Präsent für den alten Papa oder die neue Freundin des kleinen Bruders zu finden ist schwierig genug. Aber das beste Geschenk für den liebsten Menschen der Welt? Die Lebenserfahrung sagt einem, das geht schief. Wenn statt Glückstränen nur ein geheucheltes Lächeln kommt, dann lag man wieder knapp daneben. Und will man wirklich den Rest des Lebens mit einem Partner verbringen, der einem immer das falsche Parfüm schenkt? Leise Tränen und die Flucht in alkoholische Getränke, die man am nächsten Morgen büßen muss: ersparen Sie sich die alljährliche Krise und verabreden Sie sich, einander nichts zu schenken.

9 Die Sehnsucht zulassen

Auch wenn wir alle am liebsten so cool wären: wir sehnen uns nach einem bisschen Weihnachtsfrieden. Wir sitzen mit unseren Liebsten am Tisch, und ein goldener Schein fällt auf unsere Gesichter: das ist unser kleiner Traum, den grausame Teenager, egoistische Eltern und gedankenlose Partner bedrohen. Aber der Mensch hat ein Recht drauf, die Fenstersimse mit Leuchtketten zu dekorieren und mit falscher Stimme „White Christmas“ zu singen. Es ist vollkommen erlaubt, sentimental zu werden, wenn im Radio Simon & Garfunkel zur Gitarre „O come all ye faithful“ schmalzen. Verabreden Sie sich mit einer guten Freundin für das Krippenspiel oder die Mitternachtsmesse, wenn die Familie sich wieder blöd stellt. Lassen Sie die Tränen fließen. Wann, wenn nicht jetzt?

10 Freundlich sein

Geschenke finden, dekorieren, Karten schreiben und diese ganze Einkauferei im Dunkeln und Schneematsch – da muss man doch die gute Laune verlieren. Wer von den Vorbereitungen gestresst ist, der sagt am Ende zu den Festtagen bloß noch „Humbug“ wie der alte Miesepeter Scrooge aus der „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens. Aber wie schade ist das! Wichtig sind Licht und Wärme und mit anderen teilen, was man hat. Der Geist von Weihnachten ist ein freundlicher – suchen Sie ihn und seien Sie freundlich – zu sich und zu den anderen. Damit ein goldener Schein auf uns alle fällt.