Dürfen Kinder zu Weihnachten fernsehen? Die Frage ist von Vorgestern, als Kinder noch Dutzende Weihnachtslieder auswendig lernen mussten. Aktueller und wichtiger ist die Frage, was sie denn schauen sollen. Wir haben da ein paar Tipps.

Stuttgart - Es gab mal Zeiten, da machten sich Eltern Sorgen, wenn die lieben Kleinen auch an Heiligabend Fernsehen wollten: Fand da gerade die Entheiligung des Fests statt? Zeigte der Flimmerkasten seine ungute Macht über die kindliche Fantasie? Mussten die Altvorderen die lärmende Glotze abschalten, um sanfter Weihnachtsstimmung eine Chance zu geben?

 

Im Zeitalter medialer Hochrüstung der Kindheit und in kleinste Fetzen zerschossener Aufmerksamkeitsspannen stellt sich die Lage anders dar: Da sind Eltern froh, wenn ihre Sprösslinge noch am Stück etwas im Fernsehen genießen können, ohne gleichzeitig auf einem zweiten und dritten Bildschirm in sozialen Netzwerken und auf Videoportalen herumzuhampeln. Wobei die einschlägigen Kanäle über die Feiertage ein so dichtes Kinder- und Familienprogramm bieten, dass durchaus akute Überdosisgefahr besteht.

Lauter Drachenkinder

Sehr Schönes hat das ZDF an Heiligabend teils sehr früh zu bieten. Die Trickfilme Für Hund und Katz ist auch noch Platz (6.40 Uhr), Stockman (7.05 Uhr), Der Grüffelo (10.30 Uhr) und Das Grüffelo-Kind basieren alle auf Kinderbücher von Julia Donaldson – und um 11.25 Uhr läuft dann eine neue, auch sehr putzige Donaldson-Adaption um einen kleinen Drachen. Der Titelheld von Zogg lernt ein wenig langsamer als andere Drachenkinder, aber dafür umso gründlicher.

Am ersten Weihnachtsfeiertag bietet Sat 1 um 14.35 ebenfalls Drachen, in Drachenzähmen leicht gemacht, einen noch viel schöneren Trickfilm kann man um 16.45 bei RTL sehen: Disneys Dschungelbuch. Der Kinderkanal zeigt an diesem Tag ab 12.20 Uhr zwei lange Pettersson und Findus-Filme hintereinander. Am zweiten Weihnachtsfeiertag hat der Kinderkanal mit dem dänischen Trickfilm Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne einen langen Kinderfilm im Programm, der noch nicht all zu oft lief: Ein Elefant, eine Katze und ein Mensch folgen hier dem Hilferuf aus einer Flaschenpost hinaus aufs Meer.

Nüsse auf allen Kanälen

Wer dagegen Wert auf TV-Rituale legt, findet auch in diesem Jahr Drei Haselnüsse für Aschenbrödel im Weihnachtsprogramm – bei ganz vielen Sendern, im Ersten etwa an Heiligabend um 17.05 Uhr. Mit ein wenig Geschick kann man vermutlich so zappen, dass man drei Tage lang nichts anderes sieht als diesen Film – eine TV-Meditation, von der wir allerdings abraten.

Neue Realfilme aus dem Märchenreich bieten die öffentlich-rechtlichen allerdings auch. Im Ersten sind zwei neue Folgen der Reihe „Sechs auf einen Streich“ zu sehen, die klassische Märchen neuinterpretieren will. Am ersten Weihnachtsfeiertag um 13.55 Uhr sticht vor allem Adele Neuhauser als böse Königin aus dem angenehm schlichten, in einprägsam naive Bilder gesetzten Einstünder Die drei Königskinder heraus.

Und am zweiten Weihnachtsfeiertag ab 13.15 Uhr überzeugt, wie quietschig bunt im Märchen von den 12 Monaten die Titelhelden Gestalt gewinnen. Und was natürlich auch schön wäre: wenn vorher oder nachher in ein paar Familien noch aus einem Märchenbuch – oder einem anderen spannenden Schmöker für Jung und Alt – in großer oder kleiner Runde vorgelesen würde.