Kinder und Jugendliche aus bedürftigen Familien dürfen Wünsche äußern. Die Verwaltungen vermitteln zwischen Spendern und Empfängern. Hemmingen macht den Anfang.

Strohgäu - Das Prinzip ist einfach: Menschen, die das können und möchten, machen Kindern und Jugendlichen aus armen Familien eine Freude zu Weihnachten. Das funktioniert aber nicht persönlich, sondern anonym. Vermittler sind Zettel oder Wunschkarten an Weihnachtsbäumen, die in Rathäusern oder der örtlichen Bibliothek stehen. Der erste Wunschbaum dieses Jahres wird an diesem Dienstag in Hemmingen aufgestellt und bestückt. Die Wunschbäume in Ditzingen, Gerlingen und Korntal-Münchingen werden nächste Woche beziehungsweise am 3. Dezember folgen. Der Wert der Wünsche ist auf 20 oder 25 Euro beschränkt.

 

„Wir sehen, dass die Armut in Hemmingen zunimmt“, sagt Beate Peschel, die im Rathaus für Soziales zuständig ist. Sie organisiert alles, was mit dem Wunschbaum zusammenhängt. Am Montagnachmittag wurde der Weihnachtsbaum geschmückt, die Wunschkarten bekamen ihren Platz. Im vergangenen Jahr seien es 46 Wünsche gewesen, in diesem Jahr rechnet Beate Peschel mit einer größeren Zahl. Die Familien müssten eine Bescheinigung vorlegen – wie über den Bezug von Arbeitslosengeld, Grundsicherung oder Wohngeld. Ein bisschen Bürokratie sei leider notwendig, sagt Beate Peschel.

70 Familien angeschrieben

Die Verwaltung hat 91 Kinder und Jugendliche im Ort angeschrieben, die zu 70 Familien gehören. Manche hätten sich sehr gefreut und Wunschkarten vorbei gebracht; andere nicht. „Manche Leute haben einen gewissen Stolz und wollen dieses Angebot nicht in Anspruch nehmen. Sie sagen ,es gibt doch Menschen, die noch ärmer sind’“, berichtet Peschel. Die Ausschreibung habe man im ganzen Ort ausgehängt: in den Geschäften, im Rathaus, an Haltestellen, in der Bibliothek, in Kirchengemeinden. Bei den Wünschen gebe es Favoriten – wie Gutscheine einer Drogeriekette; Bücher seien nicht so gefragt. Die Spender würden schon warten. Und sie erzählt die Geschichte von dem alten Mann, der im vergangenen Jahr auf dem Sterbebett seine Tochter gebeten habe, für ihn einem Kind einen Wunsch zu erfüllen.

In Gerlingen ist die Wunschbaumaktion zum dritten Mal ausgeschrieben; bis zum Freitag dieser Woche können Weihnachtswunschzettel im Rathaus abgegeben werden. Vom 27. November an dürfen Spender dann die Wunschzettel vom Baum abnehmen. Die Geschenke sollten bis 8. Dezember im Rathaus abgegeben werden; sie werden den Kindern und Jugendlichen bei einer Feier dann persönlich ausgehändigt.

Bürgerstiftung organisiert mit

In Ditzingen steht der Wunschbaum vom 28. November an in der Stadtbibliothek, wo Spender die Wunschzettel abholen können. Der Stadtrat Roland Harsch hatte die Aktion fünf Jahre lang organisiert; in diesem Jahr übernahmen dies die Bürgerstiftung und die Verwaltung. Waren es 2012 noch 50 Wünsche, kamen 2016 bereits 150 zusammen. Auch in Ditzingen gilt die Anonymität: Nur die Verwaltung kennt die Namen der Beschenkten.

In Korntal-Münchingen hat die Verwaltung Mitte Oktober etwa 200 Familien angeschrieben, die Sozialleistungen beziehen. Die Frist für die Wunschzettel ist bereits vorbei. Vom 3. Dezember an stehen die Wunschbäume in den Rathäusern von Korntal und Münchingen, dort sollten auch die Geschenke abgegeben werden. Sie können dann dort und im Kindergarten Kallenberg am 20. Dezember abgeholt werden.