Einer der letzten großen Wettkämpfe im Viertel: Wer hat die tollste Weihnachtsbeleuchtung? Ein Pro und Contra zur winterlichen Erleuchtung mit Lichterketten.

Stuttgart - Je näher Weihnachten rückt, desto heller wird’s im Viertel. Bäume, Fenster, Balkon und Terrasse leuchten im besinnlichen Lichterwettkampf um die Wette. Muss das denn sein?

 

Pro: Lieber Lichterketten statt Gartenzwerge

Weihnachtsbeleuchtung oder -illumination, wie es neudeutsch heißt, ist schön! Zumindest wenn man Kinder hat, deren Augen spätestens Mitte November das typische vorweihnachtliche Leuchten bekommen, von dem alle immer so verklärt erzählen. Während Anfang November noch die vielen Lebkuchen und Nikoläuse im Supermarktregal dafür sorgen, übernehmen das von Ende November an LED-Rentiere und beleuchtete Rehe in Vorgärten und Einfahrten, Weihnachtsmänner und Lichterketten an Häuserfassaden und Balkongeländern. Nur Misanthropen behaupten, es würde sich beim Augenleuchten der Kinder lediglich um reflektierendes Licht handeln. Wie unromantisch!

„Mama, wann hängen wir endlich die Lichterkette auf?“, fragt der Sohn schon viele Wochen vor Heiligabend. Da man dieses kindliche Augenleuchten nicht trüben möchte, schlängelt man das zehn Meter lange LED-Ungetüm geduldig über das Balkongeländer, entwirrt in der Kälte den Kabelsalat und liest anschließend aufmerksam die Betriebsanleitung für die Zeitschaltuhr. Der Sohn taucht währenddessen den Balkon in psychedelisches Stroboskop-Disco-Blitzlichtgewitter, indem er den An-Aus-Knopf pausenlos drückt. Nein, liebe Nachbarn, dies soll kein vorweihnachtliches Wettrüsten sein. Und nein, liebe Fußgänger, sie sollen keinen Augenkrebs bekommen.

Freuen Sie sich doch einfach frei nach Theodor Storms Gedicht: „Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein blitzen“. Schließlich gilt die dunkle Jahreszeit auch als Zeit der Schwermut. Licht hilft dagegen! Sagen sogar Experten. Und mal ehrlich: lieber ein paar Lichterketten im Winter als Gartenzwerge im Sommer.

Kontra: Das wäre doch nicht nötig gewesen

Weihnachten ist super, da darf man sich nichts vormachen. Die Familie kommt zusammen, es gibt Besinnlichkeit, Geschenke, Schokolade und manchmal handfesten Streit. Völlig verständlich, dies im ganz großen Stil feiern wollen. Bei anderen saisonalen Events wie beispielsweise der Fußball-Weltmeisterschaft wird das ja ebenfalls so gehandhabt. Manche Leute hängen sich da mitunter vier Flaggen ans Haus, falls der begriffsstutzige Nachbar die erste noch nicht kapiert hat.

Bei aller Freude wirkt es dennoch etwas übermotiviert, wenn Nachbarn ihre Fenster zu Weihnachten derart grell und bunt beleuchten, dass der Hund abends nur noch mit Sonnenbrille auf die Straße kann oder fälschlicherweise sogar annimmt, Gassi würde künftig immer so glamourös ablaufen. Nicht auszudenken auch, wenn beispielsweise Außerirdische diese aufdringlichen Lichtzeichen falsch deuten und plötzlich ihre UFOs in der eh schon überfüllten Straße abstellen wollen. Das innerstädtische Parkraummanagement hat für derartige Fälle keine Lösung vorgesehen. Außerdem: Niemand weiß, wie solche Typen auf Knöllchen reagieren.

Und natürlich: ein Stern leuchtete einst den Heiligen drei Königen mit den Geschenken den Weg zum frisch geborenen Christkind. Die Befürchtung liegt allerdings nahe, dass Nachbarn ihre Häuser nur hell wie Atomkraftwerke beleuchten, damit sich eventuell gut betuchte Schenker bei ihnen einfinden und stattlich „abliefern“. Das wiederum ist sehr egoistisch, das Gegenteil von Weihnachten.

Okay, einigen wir uns auf die grobe Faustregel: Wenn dich Astronaut Alexander Gerst aus dem All sehen kann, dann ist es zu hell.