Es gibt sie – Weihnachtsgeschenke, die keine Freude bereiten. Die StZ muss gar nicht lange nachdenken, um sich an die traurigsten Präsente zu erinnern.
Stuttgart - Darüber spricht man eigentlich nicht – über Weihnachtsgeschenke, die einen ärgern, die man sich nicht gewünscht hat oder die man einfach nicht haben will. Die Autorinnen und Autoren der StZ mussten nicht lange nachdenken und verraten hier, was ihre traurigsten Präsente an Weihnachten waren.
Katja Bauer besitzt jetzt ein Rohrreinigungsset
Sie kennen das: Es ist kurz vor Weihnachten, aus irgendeinem Grund haben Sie immer noch nicht alle Geschenke und aus irgendeinem genau so blöden Grund stehen Sie an einem Samstagvormittag in der viele Meter langen Kassenschlange im Baumarkt. Vermutlich ist gerade Ihre Lichterkette kaputtgegangen. Sie haben nun ewig zwischen Regalen gestanden und nach einer neuen Kette gesucht. Alles ist ausverkauft, außer dem knallhässlichen Modell in Schneekristallform – kaltweiß, versteht sich. Jetzt auch noch anstehen! Da entdecken sie am Grabbeltisch vor der Kasse: ein Rohrreinigungsset. Ein langer, dünner Schlauch, zwei Anschlüsse, abgepackt in Blisterfolie, unschlagbar günstig. Wenn der Abfluss mal verstopft ist. Die Kassenschlange ist immer noch unendlich lang. Und ihr Kopf ist unendlich leer. Es ist der Moment, in dem die Verzweiflung gewinnt. Nur noch ein paar Tage bis Weihnachten. Keine Ahnung, was der andere sich wünscht, worüber er sich wirklich freut. Eins allerdings ist sicher: ein Rohrreinigungsset, das hat er noch nicht. Das hat nämlich kein normaler Mensch. Das ist die Lösung. Sie schlagen zu.
Das Rohrreinigungsset aus dem BaumarktWMF, Fotolia, StZ, Montage: Färber, Schlösser
Ein schönes Steckenpferd für Dominik Ignée
Mit elf Jahren fuhr ich mit dem Bonanza-Rad auf den Bolzplatz, baute über Bäche mächtige Brücken, und im Winter donnerte ich mit dem Schlitten fast todesmutig mit dem Kopf voran die Hänge hinunter. Ich kletterte auf Bäume und stürzte dabei zweimal ab. Beim ersten Mal brach ich mir den rechten Arm, beim zweiten Mal den linken. In diesem Jahr, in dem ich als Elfjähriger das Leben am Limit suchte, gab es ein Weihnachten, das mich zugegebenermaßen ein bisserl traumatisierte und im Prinzip schlimmer war als jeder Gips. Man schenkte mir ein Steckenpferd.
Mit elf Jahren ein Steckenpferd.WMF, Fotolia, StZ, Montage: Färber, Schlösser
Adrienne Braun mag die exklusive Espressokanne nicht
Die Freundin hat sich nicht lumpen lassen. Sie hat sogar mehr als großzügig in den Geldbeutel gegriffen. Sie hat ein hochwertiges, solides und sehr schönes Geschenk gekauft: eine Espressokanne. Nicht irgendeine billige Schraubkanne, sondern ein Markenprodukt. Ein Herdgerät aus mattiertem Edelstahl mit Trans-Therm-Boden, ergonomisch geformt, funktional ausgetüftelt und in Sachen Energieeffizienz optimiert. Ein Produkt, das, wie der Hersteller behauptet, „Maßstäbe in Design und Qualität“ setzt und „bereits jetzt zu den Klassikern des 21. Jahrhunderts gezählt werden darf!“ Das kann ich voll und ganz unterschreiben. Als ich auspackte, wusste ich sofort: Das ist das Nonplusultra in Sachen Schraubkanne.
Eine Espressokanne für eine Nicht-Kaffeetrinkerin.WMF, Fotolia, StZ, Montage: Färber, Schlösser
Die Katzen-Hörbücher hat Julia Schröder nie angehört
Wenn die eigenen Kinder endlich erwachsen und aus dem Haus sind, wird für die Eltern vieles einfacher. Aber ein paar Dinge scheinen auf einmal viel schwieriger zu sein, als sie mal waren, damals, als die Kleinen noch um Nikolaus herum ihre Wunschzettel schrieben und mit kleinen Zeichnungen sowie – sicherheitshalber – den Bestellnummern aus dem Quelle-Katalog versahen. Was könnte dem Kind denn bloß gefallen, summt es in Tausenden von Mütter- und Väterhirnen, man muss doch an Weihnachten irgendwas in der Hand haben . . . Das „Kind“ hat inzwischen dreißig, vierzig oder noch mehr Jahre auf dem eigenen Buckel, es könnte eine Mehrfachsteckdose oder eine neue Badewannendichtung brauchen, aber das sagt es nicht. Wie praktisch,
Ein Katzen-Hörbuch für eine Katzenbesitzerin.WMF, Fotolia, StZ, Montage: Färber, Schlösser
Matthias Hohneckers Bumerang für Sohnemann
Geschenke sind ja nie, nie, nie ärgerlich. Niemals! Ausnahme: man verschenkt etwas, das man nur deshalb verschenkt, damit man selbst was davon hat. Wenn man sich als Vater also über den Umweg Sohn selbst was schenkt, um damit spielen zu können. Die Klassiker: Modelleisenbahnen für Anderthalbjährige und Rennbahnen im Vorgriff auf die mögliche Geburt eines Nachkömmlings. Der Klassiker im Hause Hohnecker 2005: ein Bumerang. Der Vater (also ich) war auf dem Bumerangtrip, vielleicht weil er gerade „Crocodile Dundee“ angeschaut hatte, vielleicht weil er die Frage „Woher kommst Du?“ gerne mit „Aus Tralien!“ beantwortete. Also schenkte der Vater nach umfassender Einarbeitung ins Wurfgerätewesen (und der überraschenden Entdeckung,
Ein Boomerang – für den Vater oder den Sohn?WMF, Fotolia, StZ, Montage: Färber, Schlösser
Jan Georg Plavec hat zu viele Manschettenknöpfe
Man hat eben doch noch nicht alles. Das Jahr über fallen einem immer mal wieder Sachen ein, die man sich schenken lassen könnte. Manschettenknöpfe zum Beispiel. Das war 2011, und ich fand es eine gute Idee, mir nach dem schicken Anzug zum Geburtstag und zwei dazu passenden, selbstverständlich bügelfreien Hemden mit klassischem Ärmelaufschlag nun auch noch die entsprechenden Knöpfe schenken zu lassen. Schon klar, dass distinguierte Herrschaften ihre Manschettenknöpfe maßschneidern lassen; ich fand, dass es zum Anfang auch ein Modell tun würde, das meine Eltern für mich aussuchen oder meine Freundin. Allen dreien erzählte ich also von meiner Geschenkidee, beiläufig natürlich und über das Jahr verteilt, wie man das mit Geschenkideen eben so macht.
Manschettenknöpfe kann man gar nicht genug haben.WMF, Fotolia, StZ, Montage: Färber, Schlösser