Das Geschäft mit den Weihnachtsmärkten wird immer mehr zur Rekordjagd. Sogar Länder wie China mischen mit. Doch die Frage, wer den größten hat, ist nicht leicht zu beantworten.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Superlative all überall. In Dortmund lockt der dortige Weihnachtsmarkt mit dem angeblich größten Weihnachtsbaum der Welt (46 Meter), Nürnberg preist die wohl größte Feuerzangenbowle (9000 Liter) und Bautzen nimmt für sich in Anspruch, der älteste Weihnachtsmarkt zu sein, mit Wurzeln die ins Jahr 1384 zurück reichen. Den Titel größter Weihnachtsmarkt der Welt beansprucht niemand für sich. Aus gutem Grund.

 

Da ist zum einen die Frage nach der korrekten Bemessungsgrundlage – zum Beispiel die Anzahl der Besucher. Die strömenden Massen zu zählen ist schon nicht leicht, doch das wie auch immer erzielte Ergebnis muss dann auch noch umgerechnet werden. Schließlich schließt ein Teil der Märkte am Abend des 23. Dezember die Tore, andere sind auch noch am 6. Januar geöffnet. In Stuttgart werden in diesem Jahr wohl vier Millionen Menschen an den 290 Buden vorbeischlendern. In Köln rechnet man mit sechs Millionen – allerdings zählt man nicht nur den Budenzauber am Dom sondern sieben im Stadtgebiet verteilte Märkte. Also dient vielleicht doch besser die Anzahl der der Buden als Maßstab? Oder die der Frontmeter? Oder der belegten Fläche in Quadratmeter?

Das nationale Statistikproblem wird beim Blick in die Welt hinaus noch von einer ganz anderen Frage überlagert: was ist überhaupt ein Weihnachtsmarkt? Die Veranstaltungen in Wien und Stockholm lassen sich ja noch mit dem Treiben hierzulande vergleichen. Aber wie ist das mit „Santas enchanted forest“ in Miami? Der Zauberwald des Weihnachtsmannes – geöffnet von Ende Oktober bis Anfang Januar – ähnelt jedenfalls sehr viel eher einem Diseney-Park als einem Budenzauber.

Und dann ist da China. Fehlende christliche Wurzeln werden hier mit Sinn für das Geschäft kompensiert. Eine halbe Millionen Besucher des Deutschen Weihnachtsmarktes in Schanghai sind für die Originale daheim noch keine Konkurrenz. Aber niemand zählt die Besucher im Diplomatenviertel von Peking, wo es während der Saison Schneemänner mit Zipfelmütze, Weihnachtsbäume mit bunter LED-Beleuchtung und den zum Gangmanstyle tanzenden Weihnachtsmann mit Batterie gibt. Seit neuestem unter der Bezeichnung Weihnachtsmarkt.