Neben altbekannten präsentieren auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt viele neue Händler ihr Angebot. Tradition trifft auf Moderne.

 

Stuttgart - Seit Langem verbindet der Stuttgarter Weihnachtsmarkt Althergebrachtes mit Neuem, Tradition mit Moderne. So wird dort seit Jahren nicht mehr nur der klassische Glühwein, sondern auch der „blonde Engel“, ein Heißgetränk aus Weißwein, Eierlikör und Sahne, ausgeschenkt. Neben roter Wurst und süßen Leckereien bieten die Händler auch internationale Speisen an. Und sogar traditionelle Weihnachtsdekorationen wie Kugeln oder Lametta wurden längst durch moderne Weihnachtsfiguren ergänzt. Dies liegt auch daran, dass immer wieder neue Gastronomen und Händler ihren Stand auf dem Weihnachtsmarkt beziehen. Gleich 14 sind in diesem Jahr dazugekommen.

Eine von ihnen, Bianka Rohde, verkauft in der Hirschstraße Spielzeug, Figuren und Buchstaben aus Holz. Fünf Jahre lang, erzählt sie, habe ihr Chef versucht, einen Stand auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt zu ergattern. Nun freue er sich, dass es endlich geklappt habe. „Ich kannte bisher nur die Weihnachtsmärkte in Hamburg und Dresden“, erzählt Bianka Rohde. „Deshalb finde ich es schön, auch mal in Stuttgart zu sein – vor allem, weil die Leute hier so nett sind.“

Schokoladenfiguren gießen

Auch Anton und Adelheid Beringer, die in der Hirschstraße Lamm- und Schafwollprodukte anbieten, sind in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt vertreten. Sie hoffen, mit ihren warmen Hausschuhen, Sesselauflagen, Tagesdecken, Mützen, Muffs und Stofftieren den Geschmack des Stuttgarter Publikums zu treffen. „Alle Artikel, die wir verkaufen, werden in Deutschland hergestellt, und es sind Sachen, die man in der kalten Jahreszeit brauchen kann“, erklärt Anton Beringer. „Jetzt bin ich gespannt, wie gut unsere Ware hier ankommt.“

Auf positive Resonanz der kleinen Weihnachtsmarktbesucher musste Gabi Reitberger nicht lange warten. Sie verkauft Schokolade und Pralinen am neuen Gubor-Stand auf dem Marktplatz und ist froh darüber, ihre Spezialitäten in Stuttgart anbieten zu können. Besonders die Kinder, erzählt sie, seien begeistert von der Möglichkeit, am Stand ihre eigenen Schokoladenfiguren gießen zu können. Aber auch die Älteren, so Reitberger, seien echte Naschkatzen. „Viele kennen Gubor-Schokolade und wollen unsere Sachen probieren“, sagt sie. „Deshalb geben wir unseren Kunden auch gerne ein Stück Nougat mit auf den Heimweg.“

Der "blonde Engel" darf nicht fehlen

Doch nicht nur neue Stände und Angebote prägen das Bild auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Einige Gesichter sind schon seit Jahren bekannt und gelten beinahe als Institution – so wie Adolf Weeber und seine Frau Carmen, die seit mehr als 40 Jahren Glühwein und Gebäck verkaufen. Ihr Sortiment haben die beiden, deren Stand in diesem Jahr vor dem Alten Schloss zu finden ist, in den letzten Jahrzehnten immer wieder dem Markt angepasst. So gibt es bei den Weebers nicht mehr nur Berliner, sondern auch Donuts, Germknödel und Dampfnudeln. Fehlen darf natürlich auch nicht die moderne Alternative zum Glühwein, der „blonde Engel“.

Trotz dieser Neuerungen ist Adolf Weeber nicht von allen Modeerscheinungen auf dem Weihnachtsmarkt begeistert. „Jeder will hier nur noch Geschäfte machen, die Preise sind teilweise unverschämt hoch“, sagt der 71-Jährige. „Und an manchen Glühweinständen wird abends immer laute Discomusik gespielt. Dabei sind wir hier doch nicht auf dem Ballermann.“ Im Gegensatz zu Adolf Weeber kann Claudia Mutschlechner die Ruhe auf dem Karlsplatz genießen. Sie verkauft im Antik- und Sammlerzelt Schmuck, Uhren, Vasen, alte Spielzeuge und Dekoartikel aus den 1920er bis 1970er Jahren.

Doch dass der Antiquitätenstand, den ihre Eltern schon seit fast 30 Jahren betreiben, ein Stück vom Zentrum des Weihnachtsmarktes entfernt liegt, ist für Claudia Mutschlechner nicht immer ein Vorteil. Viele Besucher, erzählt sie, wüssten gar nicht, dass das Antik- und Sammlerzelt seit mehr als zehn Jahren zum Weihnachtsmarkt gehöre. Deshalb verirrten sich die Leute vor allem dann in ihr Zelt, wenn sie Schutz vor Regen suchten oder wenn ihr Reisebus am Karlsplatz haltmache. Mit ihren Verkäufen, sagt Claudia Mutschlechner, sei sie bisher aber dennoch sehr zufrieden. „Insgesamt habe ich das Gefühl, dass es ziemlich gut läuft“, so die 33-Jährige. „Aber die endgültige Bilanz ziehen wir natürlich erst in einigen Tagen, am Ende des Weihnachtsmarktes.“