Am 23. November beginnt der Budenzauber in der Stuttgarter Innenstadt. Die Pandemie und ihre Bekämpfung haben Spuren hinterlassen: Es kommen weniger Beschicker.

Die Christbäume stehen schon. Auch geschmückt sind sie bereits. Bei 15 Grad mag die entsprechend besinnliche Stimmung noch auf sich warten lassen, doch nicht mehr lange, und es weihnachtet sehr in der Innenstadt. Am Mittwoch, 23. November, beginnt der Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Nach drei Jahren Zwangspause werden in der Adventszeit wieder die Buden auf dem Marktplatz, dem Schillerplatz und dem Karlsplatz aufgebaut.

 

Kommt wieder eine kurzfristige Absage?

Und wenn nicht alles täuscht, wird der Weihnachtsmarkt dieses Jahr tatsächlich stattfinden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sozialminister Manfred Lucha haben ja einen ziemlichen Schwenk vollzogen: Waren in den Vorjahren Glühweintrinker gerade im Südwesten des Teufels und Pandemietreiber, demonstriert das Duo nun Gelassenheit und marschiert voran auf dem Weg in die Normalität. Insofern rechnet keiner mehr damit, dass sich die Posse aus dem Vorjahr wiederholt, als die Stadt einen Tag vor der Eröffnung den Weihnachtsmarkt absagte. „Aber sicher sind wir erst seit der Eröffnung des Volksfestes“, sagt Andreas Kroll, Chef von in.Stuttgart, die sowohl Volksfest als auch Weihnachtsmarkt veranstaltet.

Viel Geld verloren

Bis dahin waren die Zweifel groß. Gerade auch bei den Schaustellern. Kein Wunder. Hat sie das Hü und Hott des Landes und der Stadt viel Geld gekostet und in ihrer Existenz gefährdet. Stefan Kinzler von der Eisbahn Wintertraum hat die Absage eine halbe Million Euro gekostet, sagt er. Kein Wunder, dass ihn die Diskussion über die Energiepreise hellhörig gemacht hat und er lieber mit einer Rollschuhbahn kam, statt Eis zu machen. Die Familie Zinnecker kosteten der Auf- und Abbau ihrer 26,5 Meter hohen Krippenpyramide 150 000 Euro. Zudem hatten sie Lebensmittel für 50 000 Euro bestellt. Das sind die reinen Zahlen.

Weniger Beschicker

Die Arbeitskraft, die Leidenschaft, das Herzblut nicht gerechnet: „22 Transporte, sechs Wochen Akkordarbeit, drei bis sechs Stunden Schlaf in der Nacht.“ Alles umsonst. Irgendwie haben sie es dennoch hinbekommen. Und sind wieder da. Doch viele andere kommen nicht mehr.

280 Beschicker haben in früheren Jahren ihre Buden aufgebaut, 220 sind übrig geblieben. Eine Reihe weniger wird man auf dem Marktplatz aufbauen. Bewerber gebe es genug, sagt Abteilungsleiter Marcus Christen, doch die sind vor allem interessiert daran, Essen und Trinken zu verkaufen. Den Weihnachtsmarkt allerdings zu einer Fressgasse zu machen, davon halten die Verantwortlichen nichts. Deshalb wurde nicht aufgefüllt.

Warum bleiben die Händler fort?

Gerade die Krämer mit ihren Weihnachtsartikeln haben besonders gelitten in der Pandemiezeit. Manche haben aufgehört und keine Nachfolger gefunden, andere bekamen ihre Ware nicht her, wieder anderen war die Lage zu unsicher: Sie wollten nicht wieder auf einem Haufen Weihnachtsartikeln sitzenbleiben. Oder sie fanden kein Personal. Was ohnehin schon schwierig ist, aber dieses Jahr macht es der Kalender noch komplizierter. Der Weihnachtsmarkt beginnt immer am Mittwoch vor dem ersten Advent, das bedeutet, er dauert bis zum 23. Dezember heuer 31 Tage. Für diesen langen Zeitraum Leute zu finden ist anspruchsvoll. Also warfen viele Händler das Handtuch.

Was steht auf dem Karlsplatz?

Die Händler des Antikmarktes gibt es noch, nur findet man sie nicht mehr auf dem Karlsplatz. „Wir haben einen Teil der Antikmarktstände in den Weihnachtsmarkt integriert“, sagt Christen, sie stehen nun auf dem Schillerplatz. Das Zelt wollte man nicht mehr aufbauen, die heiße Luft wurde zu teuer, es wurde mit Öl beheizt. Stattdessen steht dort nun eine Winterhütte mit einer Eisstockbahn. Die nur so heißt, denn die Stöcke rutschen auf Kunststoff. Die Hütte braucht mit 300 Quadratmetern auch 100 Quadratmeter weniger Platz als das Zelt. Was bedeutet, „dass sich der Flohmarkt am Samstag weniger einschränken muss“, sagt Christen.

Wie wird Energie gespart?

Apropos Energie. Die Zahl der Lämpchen in den Christbäumen hat man um die Hälfte reduziert, die Weißtanne auf dem Schlossplatz schmücken 22 500 LEDs, sie werden nur noch 240 statt 450 Stunden leuchten. Versorgt wird der Weihnachtsmarkt übrigens mit Ökostrom der Stadtwerke. Auch das Rathaus wird nicht beleuchtet, verzichtet wird auf den Adventskalender an den Rathausfenstern. Die Glanzlichter auf dem Schlossplatz finden ja ebenfalls nicht statt. Armin Dellnitz, Chef von Stuttgart-Marketing, sagt, hätte man die Stadt so beleuchtet wie bisher samt der Glanzlichter, hätte dies etwa 5000 Euro gekostet. Ums Geld geht es also nicht. Eine allenfalls symbolische Handlung ist es also. Aber auch eine, die einmalig bleiben soll, sagt Kroll. Der nächste Weihnachtsmarkt soll wieder einer mit voller Strahlkraft werden. Aber das ist noch lange hin. Jetzt sind erst einmal alle froh, dass wieder ein Weihnachtsmarkt stattfindet.