Teller aus Zuckerrohr, Strohhalme aus Milchsäure – einige Gastronomen auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt setzen bereits auf Teller und Besteck aus erneuerbaren Rohstoffen. Doch auf dem Weg zum plastikfreien Weihnachtsmarkt werden kleine Schritte gegangen.

Stuttgart - Vom Plastikbesteck bis zum Wegwerfhandschuh: Bei den Gastronomen auf dem Weihnachtsmarkt scheint das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung zuzunehmen – zumindest teilweise setzt man in den glitzernden Buden in der Innenstadt nämlich in diesem Jahr auf plastikfrei.

 

Am plakativsten werben Stefan Kinzler und Henny Stamer, die Betreiber des Wintertraums, mit ihrem Umweltbewusstsein. Auf breiten Plakatwänden prangen dort die ökologisch nachhaltigen Ansätze, mit denen die Eisbahn sich positionieren will. Regionale Produkte, Ökostrom und vegetarische Spezialitäten – man ist angekommen im Nachhaltigkeitstrend 2018. „Ich habe das Gefühl, dass dieses Thema auch bei unseren Kunden sehr präsent ist“, sagt Henny Stamer. Mit den eigenen Bemühungen wolle man einen Anstoß geben, in diese Richtung weiterzudenken.

Dass man für eine sinnvolle nachhaltige Aufrüstung erst einmal vergleichsweise viel Geld in die Hand nehmen müsse, sollte den Leuten allerdings klar sein, sagt Stamer. Allein für die LED-Beleuchtung rund um die Eisbahn habe man eine hohe fünfstellige Summe bezahlen müssen. Und auch die Anschaffungskosten für die restlichen Öko-Utensilien seien nicht gerade günstig gewesen. „Aber es lohnt sich – wenn man einmal mitten auf dem Ozean Plastikberge an sich vorbeitreiben hat sehen, will man nicht mehr so unbewusst leben.“

Die nachhaltigen Alternativen sind deutlich teurer in der Anschaffung

Deshalb setzt sie während der sechswöchigen Vorweihnachtssaison in diesem Jahr nicht nur auf Teller aus Zuckerrohr, sondern auch auf Strohhalme und Besteck, die komplett aus Milchsäure hergestellt sind. Auf den ersten Blick wirken die durchsichtigen Halme zwar wie handelsübliche Plastikröhrchen, doch sie sind dank ihrer besonderen Beschaffenheit biologisch abbaubar. Über einen Stuttgarter Zulieferer hat Stamer die Produkte jetzt das erste Mal bestellt – und ist zufrieden. Das einzige Problem: Bei über 40 Grad zwirbelt der Kunststoff in sich zusammen. Steckt man den Strohhalm also in eine Tasse heißen Glühwein, verbiegt er sich innerhalb von Sekunden. „Das Besteck ist hingegen hitzebeständiger, da ist die Milchsäure verfeinert“, sagt sie.

Kleine Schritte in Sachen Plastikvermeidung

Auf dem Weihnachtsmarkt selbst macht man in Sachen Plastikvermeidung kleinere Schritte. Explizite Vorschriften zur Nachhaltigkeit vonseiten der Veranstalter gibt es bislang nicht. Doch man weise immer wieder darauf hin, im besten Fall biologisch abbaubare Materialien zu verwenden, so Christian Eisenhardt, Pressesprecher der in.Stuttgart-Veranstaltungsgesellschaft, die das vorweihnachtliche Treiben jährlich organisiert. „Bei der Ausgabe der Speisen wird appelliert, diese, wenn möglich, lediglich auf einer Serviette herauszugeben. Falls das nicht geht, sollte man Pappteller vorziehen“, so der Sprecher. Auch das Besteck solle im besten Fall aus biologisch abbaubarem Material sein. Flächendeckend umgesetzt wird dieser Wunsch allerdings noch nicht. Doch es gibt schon positive Beispiele.

So setzt man bei Weber’s Imbiss zum Beispiel auf Holzgabeln und essbare Schalen, Plastik gibt es hier bereits seit einer Weile kaum noch. Die Gastronomen der Engels-Krippe verwenden dieses Jahr noch Plastikbesteck, Restbestände, die man aufbrauchen müsse. Zukünftig wolle man trotz der höhren Anschaffungskosten auf Nachhaltigkeit setzen, so der Standleiter. Allerdings müsse es auch praktikabel sein. „Der Kostenfaktor ist für uns nicht entscheidend. Uns geht es mehr um den Nutzen und das Angebot auf dem Markt.“ Viele Pappteller zum Beispiel seien mit Plastikfolie ausgekleidet, damit Ketchup, Senf und Co. nicht durch das Papier sickerten. Plastikalternativen wie Holzmesser seien außerdem oft schlicht nicht scharf genug, um Curry- oder Bratwürste zu schneiden.

Danilo Mason, Standleiter bei Conny’s, wiederum setzt bereits seit einigen Jahren auf nachhaltige Alternativen und benutzt Teller aus recycelter Pappe. Auch die Holzmesser schneiden bei ihm deutlich besser ab als in den Augen seiner Konkurrenz: „Camembert und anderes kann man damit gut schneiden“, sagt er.