Sie sind Publikumsmagneten: Wenn zum Weihnachtsmarkt die Chöre im Alten Schloss singen, ist richtig viel los in dem historischen Hof. Ein bisschen zuviel, findet das Landemuseum.

Stuttgart - „O du fröhliche“ klingt es zur Eröffnung des Weihnachtsmarkts durch den Innenhof des Alten Schlosses – und alle singen mit. Der festliche Auftakt lockt Jahr für Jahr so viele Zuhörer zum prachtvoll geschmückten Renaissancehof, dass einige keinen Platz finden und draußen vor der Tür lauschen müssen. Und so geht es danach gerade weiter. Insgesamt 29 abendliche Konzerte stehen diesmal auf dem Programm, fast an jedem Tag des Weihnachtsmarkts eins. Doch jetzt gibt es Diskussionen: Das Landesmuseum Württemberg im Alten Schloss wünscht sich künftig zwei chorlose Tage pro Woche.

 

„Wir haben jetzt gesagt: Der Montag soll ab 2017 konzertfrei sein“, führt Museumssprecherin Heike Scholz aus. Grund seien die Einschränkungen, welche die täglichen Konzerte während des Weihnachtsmarkts für den Museumsbetrieb bedeuten. Montags sei die Einrichtung geschlossen. Viele Arbeiten müssten an dem Tag erledigt werden, wenn eben mal keine Besucher durch die Ausstellungsräume gehen. Dafür sei es wichtig, dass der Innenhof von Handwerkern und Lieferanten angefahren werden könne.

Museum möchte chorfreie Montage und Donnerstage

Auch an Donnerstagen würden sie den Renaissance-Innenhof gern frei halten, erklärt die Sprecherin. Denn es sei denkbar, dass sie die Öffnungszeiten an dem Tag mal verlängern wollen. Zumindest die Option würden sie sich gern erhalten. Im Moment bestehe diese aber wegen der Konzerte nicht. Falsch seien dagegen Behauptungen, wonach sich ihre Mitarbeiter durch den Gesang gestört fühlten, betont Scholz. Auch Verärgerung wegen der zusätzlichen Toilettengänger gebe es nicht. Das würde beides auch wenig Sinn haben, sagt sie, denn das Museum sei bereits geschlossen, wenn die Konzerte gegen 17 oder 18 Uhr starten.

Erste Einschränkungen für Sänger gibt es bereits in diesem Jahr: Weil die Arkaden nicht mehr genutzt werden konnten, mussten einige große Chöre in kleinerer Besetzung auftreten. Seit Mai 2016 gebe es die neue Schausammlung im ersten Obergeschoss und mit ihr ein neues Sicherheitskonzept, erläutert die Museumssprecherin. Wegen der Fluchtwege und der Statik dürften nicht mehr so viele Menschen auf den Arkaden stehen. Auch könne durch versehentliches Berühren der Klinken ein Polizeialarm ausgelöst werden. Scholz macht deutlich: „Wir haben nichts gegen die Chöre, sie sind uns herzlich willkommen. Aber die Sicherheit unserer Objekte hat für uns erst einmal Vorrang.“

Veranstalter lobt „Erlebnis für die ganze Stadt“

Der Weihnachtsmarkt-Veranstalter in.Stuttgart und die Stadt sind sich einig: Die Konzerte sind ein echter Gewinn. „Das ist ein sehr schöner Programmpunkt, ein Erlebnis für die ganze Stadt und auch für das Alte Schloss selbst“, sagt in.Stuttgart-Sprecher Christian Eisenhardt. Es gehe nicht nur um eine schöne Kulisse, sondern darum, Geschichte und Tradition zu leben.

„Für uns ist es recht neu, dass die Thematik aufkommt“, erklärt Eisenhardt. Die Stadt und in.Stuttgart würden das Angebot gern weiter in der derzeitigen Form beibehalten, seien sich aber bewusst, dass das Museum der Hausherr ist. Wenn die Saison vorbei sei, solle nach einem guten Weg für beide Seiten gesucht werden, heißt es. Gespräche seien für Januar angesetzt. Eine Stadtsprecherin macht deutlich: „Bevor das Land das Ding verbieten möchte, geht man lieber einen Kompromiss ein.“ Das Chorprogramm steht im Internet unter: