Rund um den Straßburger Weihnachtsmarkt gibt es drastische Sicherheitskontrollen. Auch die Bewohner der Altstadt-Insel sind davon betroffen.

Straßburg - Straßburgs Oberbürgermeister Roland Ries kündigte an, der Straßburger Weihnachtsmarkt werde wie geplant bis 24. Dezember stattfinden. Frankreichs Innenminister Bruno Le Roux war für einen Blitzbesuch nach Straßburg geeilt und sagte nach einem Rundgang auf dem Weihnachtsmarkt, in Straßburg seien alle notwendigen Maßnahmen bereits im Vorfeld der Eröffnung ergriffen worden. In der Tat müssen Anwohner wie Touristen seit dem Weihnachtsmarkt 2015, der zwei Wochen nach den Terroranschlägen von Paris eröffnete, mit drastischen Rahmenbedingungen leben. Unter anderem ist das Stadtzentrum ist zwischen 11 und 20 Uhr für den Pkw-Verkehr – auch für Anwohner – gesperrt.

 

Angesichts der Terrorgefahr hatte der Straßburger Weihnachtsmarkt vor Wochen unter drastischen Vorkehrungen eröffnet und galt in den Medien als einer der am besten gesicherten Orte Frankeichs. Innenminister Bruno Le Roux bekräftigte in Straßburg: Alle Maßnahmen würden beibehalten. Man habe rechtzeitig die richtigen Schlüsse aus den Anschlägen in Paris 2015 und Nizza 2016 gezogen

Wie in einer Kampfzone

Schusssichere Weste und Tarnanzug, das Maschinengewehr vor der Brust, den Finger am Abzug: In Deutschland sieht man nicht alle Tage Soldaten, als zögen sie im nächsten Augenblick in die Kampfzone. „Das wirkt schon ziemlich bedrohlich“, sagt Verena Stechert, eine deutsche Touristin. „Mit so etwas haben wir nicht gerechnet“, ergänzt neben ihr Alexander Erb. Die beiden stammen aus der Nähe von Ravensburg. Während einer Urlaubswoche im Schwarzwald haben sie einen Tagesausflug nach Straßburg eingeplant. Jetzt schieben sie dort ihr Kleinkind im Wagen über den Weihnachtsmarkt. Schon etwas gruselig das Ganze. „Die MGs sehen schließlich nicht wie Staffage aus“, sagt Alexander Erb. Also, richtig vergessen könne man die vielen Sicherheitsleute nicht. „An fast jeder Straßenecke stößt man auf einen Mannschaftswagen.“ Vom Ausnahmezustand, der seit bald zwei Jahren in Frankreich verhängt ist, wissen sie aus den Nachrichten. Was dies im Alltag bedeutet, davon machen sich die wenigsten ein Bild, bevor sie ins Nachbarland fahren.

Hohe Sicherheitsauflagen

Nach den Anschlägen auf die Zeitschrift Charlie Hebdo und einen koscheren Supermarkt Anfang 2015, nach den Selbstmordattentaten im November und Juli des nun zu Ende gehenden Jahres war in Frankreich alles ein bisschen anders als in Deutschland. Die Terrormiliz islamischer Staat hat Frankreich zur Zielscheibe erkoren; die Staatsgewalt tut, was in ihrer Macht steht. Deshalb galt der Straßburger Weihnachtsmarkt, der schon 2000 Ziel eines damals vereitelten Anschlags gewesen war, in den vergangenen Wochen als einer der am besten gesicherten Orte Frankreichs. Mit gutem Grund: im vergangenen Jahr war die Zahl der Besucher unter dem Eindruck der Terrorgefahr zwar leicht zurückgegangen, dennoch bewegte man sich im Bereich der früher üblichen zwei Millionen Besucher im Dezember. Vor einem Jahr hatte der berühmte „Christkindelsmärik“ zwei Wochen nach den Anschlägen von Paris dann unter hohen Sicherheitsauflagen eröffnet.

Straßen sperren mit Betongewichten

Aus dem Anschlag von Nizza im vergangenen Juli, als ein Islamist mit einem LKW in die Menschenmenge nach dem Feuerwerk am französischen Nationalfeiertag raste, haben auch die Städte im Elsass ihre Lehren gezogen. Vor allem in den größeren, Colmar, Straßburg, hat man im Vergleich zum Vorjahr aufgerüstet. Einfache Barrieren an den Zugängen zur Altstadt reichen nicht mehr aus. In Straßburg wie Colmar hat man mit Betongewichten Straßen abgesperrt, damit Fahrzeuge nicht einfach die Zugänge passieren können.

An 15 festgelegten Zugängen zur Ill-Insel, so genannten Check-Points kontrollieren Gendarmen jede Tasche, lassen Radfahrer absteigen, immer wieder, auch in Stoßzeiten verlangen sie nach den Ausweisen. „Fußgänger werden gebeten, ihre Taschen unaufgefordert zu öffnen, Autofahrer sollten damit rechnen, dass ihr Fahrzeug durchsucht wird“, bereitete der Straßburger Präfekt Stéphane Fratacci die Öffentlichkeit Ende November vor. „Auch wenn sich mal eine Warteschlange bildet“, berichtet ein Beamter am Checkpoint bei der Oper, „die Leute bleiben gelassen.“ Er leistet Dienst nahezu ohne Unterbrechung ab dem späten Vormittag bis 20 Uhr, wenn die Sperrzeit endet. So lange bleiben auch alle Fahrzeuge, die der Anwohner inklusive, draußen. Die Parkhäuser innerhalb des Ill-Ringes hat man für die Dauer des Weihnachtsmarktes geschlossen.

Haltestellen können nicht genutzt werden

Wer in diesen Wochen die Straßenbahn genutzt hat, konnte nur außerhalb des Ill-Ringes aus- und zusteigen. Die Altstadt-Haltestellen wurden vorübergehend nicht genutzt. An den Zufahrten der Tram ließ die Stadt spezielle Schranken errichten, die von den Wagen beim Durchfahren aufgeklappt wurden. Rechts und links der Schienen entfernten städtische Arbeiter großzügig Pflastersteine: Die Tram-Spur sollte für unbefugte PKW oder LKW keinesfalls befahrbar sein.

Von 700 Polizisten, Gendarmen und Soldaten war die Rede, die in der Innenstadt für Sicherheit sorgen sollten. Bernard Cazeneuve, der Ende November zum Zeitpunkt der Eröffnung noch Innenminister war, demonstrierte gleich am ersten Weihnachtsmarktwochenende den Willen der Staatsmacht, Anschläge zu verhindern und abzuschrecken. Gleiches tat sein Nachfolger Bruno Le Roux. Tenor war, dass im ganzen Land die Militärpräsenz verstärkt werden sollte. Speziell für Straßburg sah Le Roux keine Notwendigkeit. Man habe bereits im Vorfeld alles Notwendige getan.

Mehr als eine Drohgebärde

Die vielen Maschinengewehre und Uniformen sollten nicht nur das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung stärken, waren und sind mehr als eine Drohgebärde. 17 Anschläge wollen die französischen Geheimdienste seit Jahresbeginn vereitelt haben, wie Cazeneuve bei seinem Straßburg-Besuch sagte. Zuletzt wenige Tage vor der Weihnachtsmarkteröffnung. Da hatte der französische Geheimdienst Ende November auf sieben mutmaßliche Attentäter zugegriffen, in vier Fällen in Straßburg. Unter den Mitgliedern der Terrorzelle war Yassine B., Betreuer in einer öffentlichen Straßburger Grundschule, angeblich unauffällig. Zu Hause hatte der 37-Jährige jedoch automatische Waffen und plante mit seinen Komplizen einen Anschlag auf ein französisches Ziel. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.anschlag-in-frankreich-geplant- festnahmen-in-strassburg-und-marseille.f04af128-b2a3-4872-b859 http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.trotz-milder-temperaturen- weihnachtsmaerkte-sind-gut-besucht.253e0b07-4e31-4036-9ead