Wie feiern die Eltern des krebskranken kleinen Jungen?

Fellbach - Die Weihnachtstage werden im Hause Marino besinnlich sein, aber anders als in anderen Familien. Mitte November gingen die Marinos an die Öffentlichkeit, weil sie auf finanzielle Hilfe angewiesen sind. Der zweijährige Sohn Michele hat eine schwere Krebserkrankung, nach dem Sommerurlaub wurde ein Neuroblastom diagnostiziert – eine seltene Erkrankung des Nervensystems. Der Vater Daniele Marino, 27, bei der Stadt Fellbach im kommunalen Ordnungsdienst beschäftigt, startete mit seiner Frau Mariarosa eine Spendenaktion. Denn ihrem Sprössling könnte eine in den USA entwickelte Antikörperbehandlung vielleicht besser helfen als die Therapie, die in Deutschland üblich ist. Diese wird in Spanien zwar günstiger angeboten, kostet aber in einer Klinik in Barcelona trotzdem rund 200 000 Euro. Gut die Hälfte ist inzwischen auf dem Konto. Allein 10 000 Euro brachte ein Benefizkonzert im Fellbacher Rathaus ein. Helfend steht jetzt auch der Stuttgarter Förderkreis krebskranker Kinder zur Seite: Als Verein kann er Spendenbescheinigungen ausstellen.

 

Die italienische Tradition, dass es Heiligabend um Mitternacht Geschenke gibt, wird bei Marinos auf 18 Uhr vorverlegt

Über die Feiertage wird die Familie bei allen Sorgen versuchen, abzuschalten. „Wir legen die Handys weg“, sagt Daniele Marino. Gefeiert wird nicht mit allen Familienangehörigen, sondern wegen der Gefahr einer Infektion von Michele nur zu viert. „Viel Playmobil“ werde unter dem Weihnachtsbaum liegen, verrät der Vater. Eine Polizeistation gibt es für den Kleinen, seine Schwester Mariella, vier Jahre alt, wünscht sich ein Krankenhaus: Es ist ihre Art, das veränderte Familienleben zu verarbeiten. Die italienische Tradition, dass es Heiligabend um Mitternacht Geschenke gibt, wird bei Marinos auf 18 Uhr vorverlegt. „Wir wollen Zeit haben, gemeinsam zu spielen“, sagt Daniele Marino – der selbst im Krankenstand ist. „Die Stadt steht hinter mir“, sagt er dankbar. „Wir konzentrieren uns nur auf die Familie“, schildert er die Pläne für die kommenden Tage. Draußen sein gehört dazu, wenn auch für Michele nur mit Mundschutz. „Waldspaziergänge sind sehr gut.“

Bereits am 27. Dezember muss „der kleine Löwe“, wie ihn alle nennen, für die fünfte von sechs Chemobehandlungen wieder in die Klinik. Ob und wann es nach Barcelona geht, ist noch offen. Das Für und Wieder wollen die Eltern sorgfältig abwägen. Ganz abschalten können sie also auch über Weihnachten nicht.