Mit einer Mischung aus Magie und Artistik entführt der Weihnachtszirkus auf dem Flugfeld sein Publikum aus dem vorweihnachtlichen Trubel. Schnelle und actionreiche Nummern wechseln sich mit geschmeidiger und kraftvoller Akrobatik ab.

Böblingen: Jan-Philipp Schlecht (jps)

Trubel gehört zum letzten Wochenende vor Weihnachten wie die Kugeln zum Tannenbaum. Unter der Zeltkuppel des Weihnachtszirkus auf dem Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen herrschte zur Premiere am Freitag zwar auch ein buntes Spektakel. Aber eines, das eine willkommene Ablenkung zur vorweihnachtlichen Hektik bot: Der Weihnachtszirkus feierte Premiere auf dem Flugfeld und bringt eine Show voll bunter Fabelwesen, atemberaubender Artistik und komödiantischer Einlagen auf den Festplatz.

 

Ein waschechter Zirkusdirektor fehlt, aber Comedy-Irrwisch Steve Rawlings schlüpft in die Rolle, die eine Mischung ist aus Clown und Conférencier. In seinem unvergleichlichen deutsch-englischen Kauderwelsch bringt er den für die Briten so berühmten schwarzen Humor von der Insel nach Böblingen. „Neulich hatte ich einen Auftritt im Altenheim, danach war kein Platz mehr trocken“, witzelt er. Wer jetzt sagt, dem brennt doch der Hut, sah seine Befürchtung kurz danach eintreten: Während Rawlings mit brennenden Keulen jongliert, züngeln doch tatsächlich die Flammen auf seiner Mütze.

Körper-Wippe mit Muskelkraft: Das Duo Doro Foto: Stefanie Schlecht

Für die weihnachtliche Stimmung sorgt die Hamburger Sängerin Nathalie Tineo, die nicht nur vor einem angedeuteten Weihnachtsbaum aus unzähligen LEDs schmettert, sondern auch einzelne Artistik-Nummern stimmungsvoll begleitet. Zu der James-Bond-Titelmelodie „Skyfall“ von Adèle stapelt die chinesische Künstlerin Ge Shuhong hoch. Und das im reinsten Wortsinne: Bis zu sechs Stühle schichtet sie aufeinander – und vollführt an der Spitze dieses Turms noch einen Handstand.

Keine Tiere in der Show

Nachdem die Tierschützer von Peta alle Zirkusse mit tierischen Nummern stets mit scharfer Kritik belegen, kommen die Schausteller immer mehr davon ab. Der Weihnachtszirkus verzichtet ebenfalls auf Elefanten, Löwen und brennende Reifen – atemberaubende und spannungsgeladene Nummern hat er trotzdem im Gepäck. Dutzende Scheinwerfer illuminieren die Manege und schaffen in Verbindung mit der Musik eine mystisch-magische Stimmung. Schnelle und actionreiche Nummern wechseln sich mit langsamen ab, in denen kraftvolle Geschmeidigkeit gezeigt wird.

So etwa das Duo Doro, das dem Publikum die Sprache verschlug, als es nur mit den beiden Körpern eine Art Wippe bildete: Mit der Kraft seiner Arme hält Akrobat Roberto Capello seine Partnerin Dodo in der Wage – während seine Beine in die Luft ragen und er nur auf seinen Schultern liegt. Oder der Handstand-Akrobat Ruslan Kalachevskyi, der auf zwei oder wahlweise sogar nur auf einer Hand Balanceakte vollführt, die einen an den Gesetzen der Physik zweifeln lassen. Und das mit einem Lächeln.

Grenzen der Zentrifugalkraft ausgelotet

Temporeich bis spektakulär geht es bei der Gruppe BMX Passion zu. Das Trio hüpft, springt und wirbelt auf zwei Rädern über Rampen in der Manege, dass die vorderen Plätze mitunter Angst um ihre Unversehrtheit haben. Näher geht kaum. Noch schneller drehen sich nur José und Sofia auf ihren Rollschuhen, als sie die Grenzen der Zentrifugalkraft ausloten. Die macht sich auch der Münchener Andreas Bartl am chinesischen Mast zunutze: Nur mit der Kraft seiner Arme rotiert er waagrecht um die Stange.

Magier Jidinis lässt Frauen verschwinden und Motorräder auftauchen Foto: Stefanie Schlecht

Die Hula-Hoop-Reifen von Uliana Khavrona verbinden abermals Leuchteffekte mit Akrobatik. Atemberaubend geraten die beiden Trapeznummern vom Duo Artemiev und Lisa Rinne mit ihrer Strickleiter: Dem Publikum stockt der Atem, als sie sich wie eine Spielfigur blitzschnell daran hinunter schlängelt. Am Trapez fliegt sich buchstäblich meterweit durch die Luft – wie von Zauberhand geleitet. Die zeigt der Magier Jidinis mit seiner Truppe: Eine Artistin lässt er in einem spektakulären Katapult mit Knalleffekt verschwinden, um sie Sekunden später im Fangbehälter erscheinen zu lassen. Verblüffend auch seine Nummer, in der eine Harley-Davidson samt Fahrerin wie aus dem Nichts auftauchen.

In einem furiosen Finale mit Effektnebel und mystischem Licht schwebt ein weißer Engel von der Kuppel herab während Nathalie Tineo ergreifend „Hallelujah“ von Leonard Cohen intoniert. Mit Kerzen in Händen umringen die Künstler die Szenerie und holen sich ihren verdienten, kräftigen Applaus ab, in den sich vereinzelt Jubelrufe mischen. Von so viel Magie beseelt, schlendert das Publikum aus dem Zirkuszelt zurück in den weihnachtlichen Trubel.

Weihnachtszirkus auf dem Flugfeld

Vorstellungen
Der Weihnachtszirkus Böblingen-Sindelfingen gastiert vom 20. Dezember bis zum 5. Januar auf dem Flugfeld-Festplatz. Vorstellungen sind täglich außer an Heiligabend und Neujahr.

Tickets
Die Eintrittspreise rangieren je nach Kategorie und Ermäßigung zwischen rund 22 und 51 Euro. Weitere Infos und Vorverkauf unter www.weihnachtscircus-bs.de oder unter der Telefonnummer 0 24 50 / 4 80 60.

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